L: Flucht

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Angsterfüllt rannte Lisanna durch dasschaukelnde Schiff. Immer wieder war ein Donnern zu hören oder dasSchiff neigte sich gefährlich auf eine Seite. Ihr Pelz war vor Panikgesträubt, ihre Augen weit aufgerissen. Sie hasste Gewitter, immerschon. Selbst auf den Land hatte sie sich unter ihr Bett verstecktund war erst wieder danach rausgekrochen. Auf dem Meer war das allesviel schlimmer, denn man bekam wirklich jede Welle mit, jedenDonnerschlag und jeden Blitz.

Es krachte wieder, vor Schreckstolperte sie und kullerte den Gang entlang. Sie blieb an einer Wandhängen, stand mühselig auf und schüttelte ihren Kopf. Danach sahsie sich um, bemerkte eine offene Tür und stahl sich hinein. In demLagerraum, in diesem sie sich jetzt befand, war es stockdunkel. Sietapste voran, kletterte hinter großen Kisten und wühlte sich inLaken ein. Dadurch hörte sie das Gewitter nicht mehr so schlimm undkonnte sich vorstellen, ganz weit weg zu sein.


Die Frau des Offiziers...sie..." „MAMA!",schrie ein weißhaariges kleines Mädchen und stieß sich von demArzt weg. Schnell lief sie aus dem Raum, in Richtung der Schreie, diesie schon die ganze Zeit hörte. Ihre Mutter lag in einer schwerenGeburt. Lisanna hatte sich so gefreut auf eine kleine Schwester odereinen kleinen Bruder....zusammen mit ihrer Mutter. Sie schrieb ihrzwar immer wieder vor, sich endlich ihrem Status angemessen zuverhalten, aber dennoch wollte sie sie nicht verlieren. Sie liebteihre Mutter, wie jedes andere Kind auch.

Mama, bitte, du darfst nicht ...du darfst einfach nicht!", weinte das arme Ding und bog in einenweiteren Gang ein. Die Wachen sprangen bei Seite, die Hebammen mitBlut durchtränkten Händen und Tüchern wollten sie stoppen, dochLisanna war schneller. Sie schlüpfte durch die halb offene Tür zumSchlafzimmer ihrer Eltern. Völlig außer Atem stand sie mitten imRaum und sah ihren Vater, wie er sich weinend über seine Frau legte,die keinen Mucks mehr von sich gab. Das Lacken, welches ihren Körperschützte, hob und senkte sich nicht mehr wie normal. Die weißhaarigeSchönheit sah jetzt ganz klein, kahl und – ja alt aus. Lisannarealisierte es nicht. Sie wollte es nicht realisieren. IhreMutter...War sie ...


Ein Donnern zog diePandabärdame aus ihrem Dämmerzustand. Erschrocken zuckte siezusammen, wühlte sich noch tiefer in die Laken und rollte sich engzusammen. Sie wollte von der Außenwelt nichts mitbekommen, soverabscheute sie doch das Gewitter und alles, was damit zusammenhing.


Lisanna! Bist du schon wiederbeim Klavierspielen? Du solltest doch Tanzunterricht haben!" DieStimme ihres Vaters schallte durch den Garten. Seufzend ignorierteSan ihn und spielte einfach weiter. Sie war von roten Rosensträuchernim Pavillion umgeben, genoss einmal die schöne Ruhe um sich herum.Immer hieß es „Tu dies, Unterlasse jenes, verhalte dich nicht sosondern anders" Sie hatte es einfach satt! Sie wollte frei sein,tun und lassen was nur sie durfte! Sie wollte die Welt entdecken unddie Unterdrückten – so wie sie eine war – beistehen und befreienvon diesem Sklavenleben.

Lisanna! Es schickt sich nicht,nicht zu antworten", ertönte die Stimme ihres Vaters unmittelbarhinter ihr. Sie spielte dennoch das Stück zuende, drehte sich erstdann zu Thyron um. Er hatte schwarze kurze Haare, war an die 45 Jahreund sah auch seines Alters entsprechen aus. Seine graublauen Augenmusterten sie wütend. Weil der Offizier bei der Armee ihresKönigreiches war, trug er seine dämliche Uniform wie jeden Tag.Sein hohes Ansehen ließ er immer wieder raushängen, selbst bei ihr.Sie hasste seinen militärischen Blick, seine Kontrolle über sie.Liebend gerne würde sie einfach nur weglaufen, nur brauchte sieeinen Plan dazu.

Zu spät bemerkte sie seine Hand,die er drohend erhoben hatte und jetzt mit einem lauten Klatschen aufihrer Wange gelandet war. Die Ohrfeige hallte dumpf nach, wieparalysiert hob sie ihre Hand und strich über die pochende Stelle.„Du antwortest gefälligst, wenn du mit mir sprichst!" Thyronhatte erneut seine Hand gehoben. Sie nickte. „Ja, Sir." „DerKönig und sein Sohn sind momentan nicht da, aber das heißt nochlange nicht, dass du deine Faulheit heraushängen lassen kannst!Schließlich wirst du auch von seinen Beratern beobachtet. Ich habeden König deine Hand für seinen Sohn versprochen und das werde ichauch halten! Also benimm dich deines Standes entsprechend und nichtwie eine kleine Rebellin." Er starrte sie noch einmal drohend an,dann drehte er sich mit wehendem Umhang um.

Lisanna schloss kurz die Augen,schickte eine Entschuldigung in den Himmel. Ihre Mutter würde ihreEntscheidung nicht gutheißen, dennoch hatte sie bei ihrer Beerdigungeinen Schwur abgelegt, von hier zu fliehen so bald sich eineGelegenheit bot. Lisanna verstand sich schon immer gut mit ihrerMutter, bis sie die Geburt nicht überlebte...

Vater", erhob sie leise dieStimme und brachte den Mann so zum Stillstand, „Ich wollte späterauf die nächste Insel reisen um mir ein Hochzeitskleid zu suchen.Lieber früher als spät, oder? Und Mutter hätte es gefallen..."Thyron sagte erst nichts, Lisanna befürchtete schon ein nein zuhören. Dann sah sie ein Nicken von ihm, bevor er ohne ein Wortweiterging. Sie seufzte erleichtert auf. „Tut mir Leid, Mutter",wiederholte sie ihre Gedanken leise in Worten, dann stand sie auf.


Ein„Flauschi-chan?" holte sie aus ihren nostalgischen Träumen.Verschlafen hob sie den Kopf, sah nur schwarz, bis jemand die Lakenüber ihr weglegte und sie hochhob. „Hab ich dich endlichgefunden", brummte Sabo zufrieden und drückte sie an seine Brust.Sie schnurrte leise auf, kuschelte sich im Halbschlaf an ihn. Erschüttelte nur belustigt den Kopf, verließ den Lagerraum und schlugden Weg zum Speisesaal ein. Dort ließ er sie auf seinen Schoßnieder, während Koala ihm einen Teller mit Essen vor die Nasestellte. „Und? Hast du dich endlich erholt?" Sie setzte sichneben ihn. Er nickte, griff zum Besteck.

Koala seufzte undstütze sich auf ihre Hand ab. „Wenn du dich immer soüberarbeitest, ist es kein Wunder, dass du irgendwann mal abkackst."Auf diesen Satz hin kicherte Lisanna leise, setzte sich auf undstarrte auf den Teller mit Essen. Ihr Magen grummelte leise, undneben Sabos Teller befand sich eine Schüssel mit Eiscreme. Bevor dieBeiden reagieren konnten, war die schon auf den Tisch gesprungen undmachte sich über die durchaus sehr leckere Süßigkeit her.

„Hey! Das istmein Essen!", protestierte Sabo, doch Lisanna ignorierte ihn. EinLachen ertönte um sie herum. Der Rest der versammelten Mannschafthatten interessiert das Szenario mit angehen und jetzt lachten siesich den Arsch über Sabos wütende Miene und Lisannas unschuldigeMimik ab. Zufrieden sah sich Lisanna noch einmal um. Sie war an einensehr schönen Ort gelandet. Sabo und Koala halfen den Unschuldigenund Unterdrückten und trugen somit einen Teil zu ihrem Wunsch bei.Sie waren nett zu ihr und sie konnte endlich tun und lassen was siewollte.

Ein Schatten legtesich auf ihr Gesicht, als sie an ihren Vater dachte. Kurz nach ihrererfolgreichen Flucht hatte sie von der Hinrichtung ihres Vatersgehört. Der König musste außer sich vor Wut gewesen sein und hatteseinen treuen Offizier hängen lassen. Sie trauerte nicht um ihrenVater, aber sie verabscheute so ein Denken eines Königs. Mit etwasGlück würden jedoch die Revolutionäre dahinter kommen und ihreHeimatinsel, Saint Urea im South Blue, von dieserSchreckensherrschaft befreien.

Dóbutsu no Nakama [One Piece]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt