Die Stärke der Liebe

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Lisanna starrte auf die aufgehängten Kameraden der Revolutionsarmee. Sie hatten es nicht geschafft. Sie waren nur minimal zu spät gekommen. Die kleine Bärin konnte Sabo den Weg zeigen, weil sie einfach von ihm wegrannte und er hinterher. Sie liefen durch den Geheimgang, um in das Schloss zu gelangen. Sie rannten, als sie hörten, die Hinrichtung wäre früher. Sabo verstand irgendwann, legte einen Zahn zu und setzte sie auf seine Schulter. Sie schnaufen und starrten fassungslos auf das Massaker im Innenhof. Auf ihre toten, blutenden Kameraden.
Zorn erfasste Sabo. Lisanna dagegen liefen die Tränen herunter. Für was war sie her gekommen? Um diesen Terror des Königs zu verhindern? Für was waren sie hier? Für den Tod ihrer Freunde? Sie schüttelte langsam den Kopf, quickte auf, als sie von Sabos Schulter flog. Dieser hatte sich unerwartet plötzlich in Bewegung gesetzt und fing einen Kampf gegen die Soldaten des Königs an. Sie starrte ihn an. Starrte den Kampf an. Hatte Angst um ihn, wusste jedoch, dass er stark war. Er würde sich nicht so einfach töten lassen.

Jedoch …

Wurde er von jemanden in die Wand gedonnert. Lisanna erschrak, sprang auf den erhöhten Sims und beugte sich herunter. Ein weißhaariger Mann, riesengroß, breit gebaut und eine lange Sense in der Hand, ließ seinen Fuß sinken. „Hätte nicht gedacht, dass der Kopf dieses Misthaufens sich wie eine Ratte eintritt verschafft“, hallte es von noch weiter oben. Lisanna streckte ihren Kopf. Über ihr befanden sich noch weitere Balkons, bestimmt vier oder fünf Stöcke. Der Innenhof bestand nur aus solchen in einem Viereck aufgebaut. Eine Seite zierte die Mauer, der Rest war dieses große Gebäude. Und schräg rechts über Lisanna befand sich der Ursprung allen Übels: Der Prinz. Ihr Verlobter, oder sollte sie ehemaliger sagen?
„Wer mir seinen Kopf bringt, der wird der Anführer meines Heers“, er stoppte kurz, musterte die Anwesenden, bis er seine Hand über sein Gesicht legte.

Vorgetäuschtes Mitleid, wie Lisanna dachte. „Mein Vater – unser allseits geliebter König – ist vor wenigen Minuten an einer Vergiftung unseres Feindes erliegen! Das kann nur dieser Mann gewesen sein! Als euer neuer König befehle ich euch, keine Gnade wallten zu lassen!“ Er streckte seine Hand aus und zeigte auf Sabo. Lisanna knurrte. „Klar, als ob!“ Wahrscheinlich hatte er selbst seinen Vater vergiftet …
Ein Jubeln war zu hören, danach kesselten sie den Blonden ein. Fassungslos beobachtete sie das Schauspiel. Sie sah Sabo noch nie in einer Zwickmühle stecken. Doch wie immer lächelte er mild, als er seine nächste Attacke startete. Der Sensenmann blockte diese ab und erhob seinerseits die Klinge. Lisanna sprang vom Sims, um die Folgen davon auszuweichen. Sie sträubte das Fell, rannte von den einfallenden Gebäudeteilen weg und in einen leeren Gang. Sie rang nach Atem, bis sie sich einigermaßen wieder erholt hatte.
Hilfesuchend drehte sie den Kopf, erkannte einige Merkmale wieder und wusste, wie sie wieder zum Innenhof gelangen konnte. Sie schnaubte, fixierte den Weg und rannte so schnell, wie ihr kleinen Pandafüße sie tragen konnten. Auch wenn sie recht schnell aus der Puste kam, hielt sie nicht an. Die Angst und Ungewissheit aufgrund von Sabo ließ sie weiter rennen. Ohne es zu registrieren, lief sie in den Hauptgang des Schlosses rein und somit voll gegen die Füße des Prinzen. Sie zuckte zusammen, fauchte und wich dem Fußtritt erschrocken aus. Genauso wie der neue König aufschrie und sie erbost anfunkelte. „Was hat ein Tier hier verloren?“, brüllte er, sodass die Mägde um ihn herum zusammenzuckten.

Er zückte seinen Degen und ging auf Lisanna los. Diese wich panisch aus. „Verdammter Dreckssack!“, fluchte sie lauthals, lief im Zickzack und wollte unter den Rock einer Magd entkommen, als diese mit einem Schmerzensschrei zu Boden fiel. Atemlos stoppte das kleine Pelztier und starrte auf das Blut, welches den Marmor rot einfärbte. Über dem Mädchen stand der König mit erhobenen Degen. „Ts, sie hätte mir nicht im Weg stehen sollen...“, kommentierte er nur und ging weiter auf das Tier zu.

Diese starrte immer noch das Blut an. Sie erinnerte sich an ihre Vergangenheit, an ihren Vater, an den Prinzen, wie er sie so gierig anstarrte. Wie sie einmal nachts durch den Palast lief und erstickte Schreie eines Mädchens hörte. Sie kam bis zu den Gemächern des Prinzen, danach konnte sie nicht weiter. Sie hatte nicht viel Fantasie, aber das brauchte es auch nicht, um zu wissen, was sich dort abspielte. Damals war sie – so schwach wie sie war – weinend in ihr eigenes Zimmer gerannt. Sie hatte nur nicht um das Schicksal des Mädchens geweint, sondern um ihres. Dabei war nicht sie es, die Schmerzen hatte …

Sie schrie auf, als ein steckender Schmerz in ihrer Seite sie aus ihren Gedanken riss. Sie sah nach oben, blinzelte die Tränen weg und konnte gerade noch so vor der tödlichen Klinge entkommen. Schlitternd drehte sie um, versuchte sich einen Ausweg einfallen zu lassen. Ein Blick zur Seite und sie erkannte den stillgelegten Kamin, welcher in Mitten des Ganges eingebaut war. Darüber hängte immer noch ein goldener Degen, welcher von Generation zu Generation den Königen dieses Hauses weiter vererbt wurden. Sich zu wundern, warum der irre Prinz ihn nicht schon längst an sich genommen hat, konnte sie sich nicht. Sie hatte keine Zeit dafür. Mit Mühe und Not kratzte sie alle restlichen Reserven zusammen und kam unter den schützenden Kamin in Sicherheit. Bevor die Klinge sich darunter schieben konnte, wurde eine andere Tür aufgestoßen und jemand wurde hineingeworfen. Wie ein nasser Sack rollte dieser erst einmal ein paar Meter, bis er im Gang zu liegen kam.
Hustend und schnaufend drehte sich Lisanna um. In dem Moment, in dem sie diesen jemand, der in Ketten gelegt vor dem Prinzen lag, realisierte, dass es Sabo war, blieb ihr Herz stehen. Nein, die gesamte verdammte Welt blieb kurz stehen.

Mit tellerrunden Augen nahm sie die ganze Situation nur durch Watte wahr. Sie wollte nicht wahr haben, dass Sabo – ihr unbesiegbarer Sabo! - blutend und besiegt am Boden lag. Er sah gequält aus, hustete kurz und spuckte Blut. Seine typische blaue Kleidung war zerfetzt, sein Hut fehlte und seine Waffe ebenso. Hinter ihm trat der Sensenmann ein. Abfällig war sein Blick auf den jungen Revolutionär. Von seiner geschulterten Sense tropfte noch immer fremdes Blut.
Der Prinz grinste breit, zog Sabo an seinen Haaren hoch. Er redete mit ihm, nannte ihn „töricht“, „jung“, „dumm“ und einen „Verlierer.“ Er verurteilte ihn zum Tode wegen Hochverrats. Dieser Satz löste etwas in Lisannas Innerem aus. Sie schrie. Jedoch nicht wie immer ein tierisches Quicken. Ein menschlicher Schrei verließ ihre Lippen. Sie fühlte nichts mehr, nur noch den Drang, ihren Freund zu beschützen. Ihren Freund, den sie liebte.
Das nächste Mal, nachdem sie ihre Augen zögerlich öffnete, stand sie fest auf zwei Beinen. Im Rausch zog sie den goldenen Degen über dem Kamin aus der Halterung. Sie wendete sich den Prinzen zu, der von alle dem nichts mitbekommen hatte. Der Sensenmann war aus dem Gang verschwunden, Sabo war mehr bewusstlos, als anwesend. Die Mägde sagten nichts, als sie langsam auf den Prinzen zu schlich.

Die Klinge glitt fast zu leicht durch seinen Körper und durchbohrte sein Herz. Er spuckte Blut, ließ den Blonden los und taumelte zurück. Lisanna trat bei Seite, sah ausdruckslos zu, wie er sie erschrocken anstarrte und auf den Boden aufkam. „Du wirst niemanden mehr etwas zu leide tun, Prinz Nalun“, murmelte Lisanna, bevor sie die Klinge fallen ließ und sich neben Sabo auf den Boden stürzte. „Sabo!“ Sie rüttelte ihn durch, „Sabo, mach die Augen auf, bitte! Ich bin es, Lisanna! Stirb hier verdammt noch mal nicht, du Idiot!“ Ihr Körper zitterte. Tränen bahnten sich aus ihren Augen und platschten auf seinen Körper. Nach Sekunden des Wartens ohne ein Lebenszeichen von ihm, warf sie sich auf ihn und brach ihn Tränen aus. „Idiot!“, schniefte sie immer wieder.
Nach gefühlten Ewigkeiten legte sich eine Hand auf ihren Kopf. Durch ihre verwuschelten weißen Haare sah sie zu Sabo hoch, der sie etwas verwirrt, neugierig aber sanft anlächelte. „Ich wusste immer, dass du kein Tier sein kannst“, murmelte er, „Dafür warst du zu schlau.“ Mit einem erstickten Schrei viel sie ihn um den Hals, während eine Tür geöffnet wurde.
Verdutzt stoppte Koala mit einigen anderen Revolutionären. Sie musterten die weißhaarige Schönheit, die Sabo stürmisch umarmte und ihn dabei fast erwürgte. Das weiße dünne Sommerkleid schmiegte sich perfekt um die zierliche Gestalt, ließ nur die helle Haut noch heller wirken, als sie eh schon war. Die langen Haare gingen bis zur Mitte des Rückens und waren völlig verknotet. Sie sah schwächlich aus, aber sie fühlte sich vertraut an. Diese ganz fremde Person erschien sehr vertraut.

Dóbutsu no Nakama [One Piece]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt