Kapitel 19

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" Hallo", haucht Julian mir zu. Es ist so leise, dass es fast untergegangen wäre. " Ich habe grade erfahren was passiert ist", flüstert er und sieht mich irgendwie schuldbewusst an.

Thomas, der noch immer neben mir im Bett sitzt, schaut zwischen mir und Julian hin und her und wirft auch Lena ab und zu mit Hass gespickte Blicke zu. Sie wird immer röter und verkriecht sich hinter Julians Rücken. " Darf ich rein kommen?", fragt er sanft und sieht mich an. Ich nicke. Er betritt den Raum langsam, als hätte er angst einen falschen Schritt zu tun. Thomas erhebt sich fast gleichzeitig und packt Lena am Arm, die gerade hinter Julian das Zimmer betreten will. "Bei ihr dürfen nicht zu viele Leute sein", erklärt er ihr und zieht sie aus dem Zimmer. Julian nimmt  es nur am Rande wahr.

Fast schon geschmeidig lässt er sich neben mich fallen aber nicht auf das Bett, wie ich es erwartet habe, sondern auf den Stuhl der daneben steht.

Und es tritt peinliches Schweigen ein. Obwohl wir uns wieder versöhnt haben, ist es einfach nicht wie früher. Es ist schwerer, härter und irgendwie bedrückend. "Wie geht es dir?", fragt er und durchbricht damit die Stille. Seine Stimme klingt irgendwie komisch. Traurig? "Mir geht es soweit gut", antworte ich und schaue auf meine Finger. Seit er hier mit Lena aufgetaucht ist schwirren mir schon wieder 100 Frage durch meinen Kopf.

"Na Frag schon. Ich seh dir doch an wie es dir auf der Zunge brennt."

Er kennt mich einfach zu gut.

" Wieso ist Lena hier?", frage ich und es klingt härter als beabsichtigt.
Er schaut mich nicht an als er beginnt zu sprechen.

" Ich habe sie angerufen. Gestern.", erklärt er knapp. Mehr erzählt er nicht. Das ist allerdings nicht die Antwort die ich hören will. "Ja aber warum? Ihr seit doch getrennt", versuche ich ihm deutlicher zu machen. Lange ringt er mit sich selbst. Nervös knetet er seine Hände und ich meine leichten Schweiß auf seiner Stirn glitzern zu sehen. "Julian! Jetzt sag schon", dränge ich. "Ich bin wieder mit ihr zusammen! Deutlich genug?", sagt er und schaut mich das erste Mal richtig an. Ja das ist mehr als deutlich genug. Zu deutlich nach meinem Geschmack. Schmerzhaft pocht mein Herz gegen meine Brust als wollte es rufen:" Hey wir sind auch noch da! Lieb uns! Lieb uns!"

Mit einem Lächeln auf den Lippen schaue ich ihn an. Es fühlt sich so unecht an, dass ich denke jeden Moment würde Julian sehen das ich es nicht ernst meine. "Das ist schön für euch. Viel Glück", sage ich, muss aber einen Würgreiz unterdrücken. Auf Julians Gesicht bildet sich ein kleines Lächeln aber ich kenne ihn zu gut um zu sehen, dass es nur erzwungen ist. "Wie lange wird sie bleiben?", frage ich ganz beiläufig schließlich muss man ja wissen, wie lange man mit dem Teufel zusammenleben muss. "Bis auch wir wieder Abreisen. Also in 4 Wochen", erklärt er und wischt sich seine Hände an seiner Jeans ab. Diese Antwort fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht. 4 Wochen?! Ich soll 4 Wochen mit dieser Frau zusammenleben!? Innerlich koche ich vor Wut aber vor allem breitet sich in mir unglaubliche Trauer aus.

Wir sprechen nicht weiter. Es ist alles gesagt. "Das ändert aber jetzt doch nichts, oder?", fragt Julian nach einer langen Zeit. "Zwischen uns, meine ich." Er schaut mich an. Mit diesen braunen Hundeaugen, die trotz zurückgewonnener Beziehung traurig scheinen. Ich kann ihn so einfach nicht enttäuschen. "Natürlich nicht. Es ist alles in Ordnung", versichere ich ihm. Er grinst auf diese Antwort hin. Kurz danach erhebt er sich und will gerade gehen, dreht sich aber kurz vor der Tür nochmal zu mir um. "Kann ich dich vielleicht noch was fragen?"

"Na klar", sage ich und nicke ihm zu.

Er kommt wieder ein paar Schritte auf mich zu, greift in seine Hosentasche und holt eine kleine, schwarze Schachtel hervor. Als er diese aufklappt funkelt mir ein wunderschöner Ring entgegen und mein Herz klopft wie wild. "Denkst du der könnte Lena gefallen?"

Augenblicklich zieht ein ganz bestimmtes Bild durch meinen Kopf. Julian im schwarzen Anzug. Er steht vor einem Altar in einer Kirche. Auf ihn zu kommt eine Frau mit einem wunderschönen weisen Kleid. In meinem tiefsten Wunsch bin ich diese Frau, die überglücklich zu Julian rüber strahlt aber in der dunklen Realität ist und war schon immer Lena diese Frau.  

Best Friends? Or What!? (Julian Draxler FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt