Kapitel 9

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"Was tut dir Leid?"
"Das hier."
Danielle weiß nicht wie er reagieren wird und das macht ihr ein bisschen Angst. Doch er schmunzelt einfach nur "Warum willst du mich umbringen? Du weißt hoffentlich, dass ich nicht sterben kann."
"Ja, aber..."
Sie erzählt ihm die Geschichte über das Messer und Jorge ist schockiert. Jorge weiß nach Danielle's Beschreibung von welchem Messer sie redet und ist entäuscht. Nach einer Weile verlässt Jorge Danielle, aber Danielle versteht nicht warum. Doch dann versteht sie warum er geht. Er geht weil er entäuscht ist, aber nicht von der Organisation, wie sie es anfänglich dachte, sondern von ihr. Weil sie völlig vergessen hat zu erwähnen, dass die Organisation, beziehungsweise Samuel Sinclair, sie beauftragt hat. Natürlich ruft sie Jorge zurück, doch er reagiert nicht, also beschließt sie ihm nach zu laufen.

Als sie Jorge eingeholt hat probiert sie ihm zu erklären, warum sie das getan hat, doch Jorge geht einfach weiter. Irgendwann möchte Danielle ihm nicht mehr hinterherlaufen und bleibt stehen. Aber sie gibt nicht auf, ohne ihm gesagt zu haben wer ihm das antun möchte. Weshalb sie ihm hinterher schreit:"Ich wurde gezwungen", doch Jorge geht einfach weiter.
"Bitte Jorge glaube mir."
Doch Jorge geht ohne sich auch nur umzudrehen einfach weiter. Langsam steigt in Danielle eine Wut und eine Traurigkeit auf, aber nicht nur das, sondern auch Verzweiflung. Sie schreit ihm so lange nach, bis er hinter den Bäumen verschwunden ist und Danielle beschließt ihm erneut nach zulaufen. Als sie ihn endlich wieder sieht schreit sie seinen Namen erneut, nur diesmal mit einer weinerlichen Stimme. Jedes Mal, wenn sie "Jorge" ruft und er nicht reagiert, stirbt ein bisschen Hoffnung in ihrem Inneren. Sie hält es nicht mehr aus, sie muss es ihm sagen, ob er ihr zuhört oder nicht.
"Bitte verstehe doch, nicht ich will dir das antun, sondern die wo du gerade hingehst."
Endlich bleibt Jorge stehen und Danielle rennt auf ihn zu, um mit ihm zu reden. Als sie näher kommt, merkt sie das er Tränen in den Augen hat. Danielle ist überrascht, sie hat Jorge in ihrem ganzen Leben noch nie weinen sehen. Plötzlich wirkt er nicht mehr, wie der Jorge, den alle verachten. Sondern eher wie ein kleines zerbrechliches Kind. Diesen Anblick erträgt sie nicht mehr und geht direkt auf ihn zu, um ihn fest in den Arm zu nehmen. Doch Jorge dreht sich, ohne zu zögern, von ihr weg. Danielle versteht nicht, was sie ihm jetzt angetan hat. Einen Moment später dreht sich Jorge, mit verweinten Augen, zu ihr um. In Jorge's fast schwarzen Augen, sieht Danielle Schmerz, Verzweiflung, Kummer und Wut. Sie bekommt Angst, dass Jorge ihr gleich das Messer aus ihrem schwarzen Hoodie klauen wird und es ihr mitten durchs Herz sticht. Doch anstatt auf sie wütend zu sein, oder ihr irgendetwas anzutun, küsst er sie. Danielle weiß nicht was sich gerade um sie herum abspielt. Es kann einfach nicht sein, dass Jorge sich so verändert hat. Oder ist er schon immer so gewesen nur ihr ist es nicht aufgefallen? Nein! Das kann einfach nicht sein. Als sie den Kuss beendet haben, nimmt sie ihn in den Arm. Woraufhin er noch mehr weint.

Als Jorge sich beruhigt hat und er sich aus der Umarmung löst, weis Danielle, dass sie hier nicht bleiben können. Aber wohin sollen sie gehen? Immerhin existiert Jorge nirgendswo, oder doch? Irgendwie muss die Organisation ihn auch in der Schule angemeldet haben, also muss er existieren. Doch Danielle ist als tot erklärt, auch wenn sie eigentlich nur verschwunden ist, für eine sehr lange Zeit. Für eine zu lange Zeit. Es wäre merkwürdig wenn sie nach sieben Jahren einfach vor dem Haus ihrer Eltern stehen würde. Als Danielle darüber nachdenkt, fällt ihr auf, dass die Organisation alles so organisiert hat, dass sie nirgendwo hin können. Sie können nicht zurück nach Hause, zumindest gilt das für die, die ein zuhause haben. Aber warum will die Organisation sie verstecken? Und warum will Samuel Sinclair, Jorge tot sehen? Woher weiß die Organisation, wer zu denen gehört die nicht sterben können? Es gibt so viele ungeklärte Fragen, auf die Danielle keine Antwort hat. Doch eine Frage kann Jorge ihr beantworten, zumindest hofft sie es.
"Jorge? Warum will Sinclair dich tot sehen?"
"Weil ich zu viel weis."
"Was weißt du?"
"Du kannst verschwinden, sie werden nur mich jagen. Doch wenn ich dir das erzähle wird er nicht nur mich, sondern auch dich jagen."
"Bitte, sag es mir."
"Ich kann nicht."
"Warum?"
"Weil du mir zu viel bedeutest und ich nicht möchte, dass du stirbst."
Danielle kann nicht glauben, was Jorge gerade sagt. Wenn ihr gestern jemand gesagt hätte, dass Jorge ihr sagt, dass sie ihm zu viel bedeutet, hätte sie ihn für geistesgestört erklärt. Aber jetzt ist alles anders. Sie versteht nicht, wie das Bild, was man von einem Menschen hat, sich so schnell ändern kann. Vielleicht hat sie ihn schon vorher gemocht, vielleicht auch ein bisschen geliebt, aber nie so stark, wie in diesem Moment. Sie schreckt ruckartig aus ihren Gedanken. Nicht nur sie hat die Stimmen gehört, sondern auch Jorge. Danielle kennt diese Stimme nicht, aber Jorge scheint diese Stimme nur zu gut zu kennen. Es ist die Stimme von dem Mädchen, was er schon sein Leben lang kennt. Sie wurde wie er von Samuel Sinclair adoptiert, nur das sie jetzt der Liebling von Sinclair ist und nicht mehr Jorge. Ihr Name ist Samanta.
"Wir müssen hier weg", sagt Jorge mit ernstem Tonfall zu Danielle. Nun hören sie nicht nur die Stimme von Samata, sondern auch die von zwei Wachposten, die überall in der Organisation verteilt sind. Jorge rennt so schnell es geht los und Danielle folgt ihm. Sie rennen weiter und weiter, doch die Stimmen sind immer noch hinter ihnen zwar entfernter, aber sie sind noch da. Plötzlich hören sie von vorne auch zwei Stimmen und sie wissen nicht, wo sie jetzt hinlaufen sollen. Nach einer Weile kommen ihre Verfolger immer Näher, weshalb sie weiter gerade aus rennen, den unbekannten, aber denn noch vertrauten Stimmen entgegen.

You think I'm deadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt