Kapitel 1 (part 1)

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Bedrückende Dunkelheit umgab mich.

Ich drehte mich einmal um mich selbst. Von überall um mich herum nahm ich die verschiedensten Geräusche war – hier ein Zirpen, da ein tiefes Grollen und ein leises Rauschen.

Ich befand mich in einem Dschungel. Tief hängende Äste und Lianen zogen an meinem Haar und kratzten über meine nackte Haut im Gesicht und an den Armen. Vorsichtig machte ich einen Schritt nach vorne um nicht über die tückischen herausstehenden Wurzeln zu stolpern.

Ich wusste nicht wohin mich meine Füße brachten, aber ein Drang tief in mir – wie die Anziehungskraft zweier Magneten –, trieb mich voran. Ich näherte mich diesem Rauschen. Es wurde lauter und lauter um so weiter ich mich durch den Dschungel voran bewegte. Immer weiter in das Dickicht hinein. Ein leichtes Kribbeln im Gesicht, als ob ein Haar mich kitzeln würde, ließ mich stehen bleiben – ich war durch ein Spinnennetz getreten. Ich schauderte kurz und wischte mir übers Gesicht und ging weiter.

In der Ferne konnte ich etwas Glänzendes erkennen.

Was das wohl war?

War es dieses glänzende Etwas, das mich zu sich zog?

Immer weiter bahnte ich mir meinen Weg durch den dichten Dschungel – kletterte über umgestürzte Baumstämme und bückte mich unter Ästen hindurch. Mittlerweile hatte ich auch den Verursacher dieses Rauschen gefunden. Es handelte sich um einen Wasserfall. Große Wassermassen bahnten sich einen Weg über eine gut 10 Meter hohe Felswand und stürzten in einen kleinen See hinab. Es sah wunderschön aus wie sich das Licht in den Wassertropfen spiegelte und alles wie kleine Diamanten funkeln ließ, doch ich konnte nicht verweilen um die Natur zu bewundern. Dieser Drang in mir war nun stärker als zuvor. Fast hatte ich dieses Gold schimmerndes Ding erreicht. Neugier und Ungeduld flammte in mir auf. Im näher kommen entdeckte ich die Ursache des Schimmers doch beim nächsten Schritt stürzte ich in ein tiefes dunkles Loch. Ich schrie, doch kein Laut verließ meine Lungen. Wild strampelte ich um mich. Meine Finger bekamen allerdings nichts Festes zu greifen und so stürzte ich in die Ungewissheit.


Ich schlug die Augen auf und starrte geradewegs vor mir auf einen weiß gestrichenen Plafond. Ich spürte wie sich weiches Leder an meinen Rücken schmiegte. Im ersten Moment war ich verwirrt. Im zweiten erleichtert. Langsam drehte ich den Kopf nach rechts und die Anspannung in meinem Nacken ließ mich zusammenzucken. Ich sah zwei große Bücherregale, die fast die komplette Wand in Anspruch nahmen. Einige der Bücher kannte ich sogar – wie Faust oder Der Schimmelreiter. Die meisten waren mir jedoch unbekannt. Ich atmete einmal tief durch. Einatmen. Ausatmen. Lies die Luft meine Lungen durchströmen.

»Und ... wo warst du dieses Mal?«, fragte mich eine mir vertraute ruhige Stimme. Ich drehte den Kopf nach links, seufzte entnervt und richtete mich auf.

»Ich habe Purzelbäume auf einem bunten Blumenfeld vollbracht. Es war einfach wunderschön.«

Eine perfekt gezupfte Augenbraue hob sich und die junge Frau, die mir gegenüber, in einem gemütlich aussehenden Sessel, saß, sah mich skeptisch an. Sie überkreuzte ihre schlanken Beine und legte den Stift, den sie in der Hand hielt, nieder.

»Abigail. Du weiß, dass du mich nicht anlügen sollst. Sonst nützt das alles hier nichts. Ich will dir doch nur helfen. Aber solange du mich als Feind siehst, kann ich das nicht.« Sie sah mich durchdringend mit ihren eisblauen Augen an. Ich konnte mich noch gut an unser erstes Treffen erinnern. Damals hatte ich schreckliche Angst vor diesen kalten Augen gehabt. Ich habe geglaubt sie könnte einfach durch mich hindurch sehen wie ein Röntgengerät und alle meine Geheimnisse durchleuchten. Aber mittlerweile war ich um einiges älter und wusste, dass meine Sorgen die ich als Kind hatte, lächerlich sind.

Eagsúlia - Macht der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt