Kapitel 15 (part 3)

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                                                                 Abbie 

Ich wanderte durch die belebten Straßen. Blickte um mich und ließ alles auf mich wirken. Versuchte so viel wie möglich in mich aufzunehmen und zu verinnerlichen. Jedes kleinste Detail und schien es auch noch so nichtig zu sein, versuchte ich mir zu merken. Instinktiv, wusste ich, dass ich mich in einer Vision befand. Wie ich es diesmal geschafft hatte, sie willentlich zu erzwingen ... ich hatte keinen blassen Schimmer. Aber ich würde auf jeden Fall weiterhin an meiner Gabe arbeiten und versuchen sie so weit unter Kontrolle zu bringen, dass ich wann immer ich wollte in eine Vision eintauchen konnte.

Während ich noch darüber nachgrübelte, wie ich meine Gabe am besten trainieren konnte, änderte sich plötzlich die Szenerie und ich stand von jetzt auf gleich vor dem Haus – oder besser gesagt dem riesigen Anwesen – das ich zuvor kurz gesehen hatte. Hohe cremefarbene Wände streckten sich vor mir dem Himmel entgegen. Alles schien aus festem glatten Stein zu bestehen und verlieh dem Gebäude ein massives und robustes Aussahen. Schmale und breite Säulen sowie Verschnörkelungen verhinderten, dass das Gebäude zu klotzig wirkte und verliehen ihm einen leicht eleganten Touch. Um das Anwesen herum standen vereinzelnde Sträucher, Bäume, Blumenbeete und hohe Hecken – die das Haus vor neugierigen Blicken schützen und nach außen hin abgrenzte. Vor dem Haus befand sich eine große runde Einfahrt in dessen Mitte sich ein ebenfalls runder Brunnen befand der aus dem gleichen Material wie das Haus zu bestehen schien. Die Mitte des Brunnen bildete eine Statue einer nackte Frau mit langem Haar, das Brust und Intimzone bedeckte, die einen Krug in der Hand hielt aus dem Wasser über ihre Finger und Arme floss und dann in den Brunnen hinab plätscherte. Leute kamen und gingen durch die riesige doppeltürige Eingangstür zu dessen Seiten zwei Männer standen – anscheinend Wachen der gleichen Kleidung und Haltung nach zu Urteilen. Über der Tür prangte ein Abzeichen. Es war in den weißen Stein gehauen. Es handelte sich um einen Kreis in einem Kreis in dessen Mitte sich ein Dolch befand. Die Seiten waren von einem Verschnörkelten Muster, das ein bisschen wie eine Kletterpflanze aussah, dekoriert.

Während ich mir das Symbol genauer betrachtete, verschwand es vor meinen Augen. Nun starrte ich auf eine einfache dunkle Wand. Wieder hatte ich ohne Vorwarnung den Ort gewechselt.

Ich stand am Ende eines langen Flures der nur leicht beleuchtet war. Vor mir an der Wand standen Holzkisten gestapelt. Jede der Kisten war mit dem gleichen Symbol, das ich über der Haustür gesehen hatte, versehen. Ich befand mich also im Inneren des Anwesens vermutete ich. Wahrscheinlich im Untergeschoss der mangelnden Beleuchtung und fehlenden Fenster zu Folge.

Ich sah mich kurz um und versuchte in die Kisten zu schauen, doch als diese sich nicht öffnen ließen, schlenderte ich den Flur entlang. Ab und zu versuchte ich eine der Türen zu öffnen, die die Gänge säumten, doch hinter den meisten befanden sich nur weitere Kisten. Räume voller Kartons oder irgendwelchem Krimskrams – wie Stoffe, Tücher, Waffen, Metalle, Schmuck und so weiter. Andere waren verschlossen. Auf der nächsten Etage war es genauso. Immer wieder begegnete ich Leuten die hektisch hin und her liefen. Sie waren höchstwahrscheinlich Angestellte da sie alle die gleiche helle Kleidung trugen wie die zwei Wachen. Bei dem ersten, dem ich begegnet war, einem jungen Mann so um die dreißig, hatte ich mich schnell um die nächste Ecke verstecken wollen. Wie hätte ich meine Anwesenheit erklären sollen ohne unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen oder im schlimmsten Fall auch noch für eine Diebin gehalten zu werde. Doch als er einfach an mir vorbeigegangen war, ohne ein Wort zu sagen oder mich auch nur eines Blickes zu würdigen, genau wie jeder andere dem ich seitdem entgegengegangen bin, verstand ich schnell, dass die Leute mich nicht sehen konnten. Manchmal vergaß man schnell, dass man sich in einer Vision befand, so real wie alles war.

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