Kapitel 4 (part 5)

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Es dämmerte bereits – der Himmel sah wunderschön aus in dem blau das am Horizont in orange, gelb und rosa überging – als ich endlich wieder in der Stadt ankam. Morgen würde ich überall blaue Flecke am Körper vorfinden – bei den vielen Bruchlandungen die ich eben hingelegt habe. Jetzt wusste ich auch, warum Xenia so ein verschmitztes Grinsen im Gesicht gehabt hatte, als sie mir viel Glück gewünscht hat bevor sich unsere Wege getrennt haben. Sie hat ganz genau gewusst, womit ich es zu tun bekommen werde und hat es nicht für nötig gehalten, mich auch nur mit einem Wort vorzuwarnen. Sie hat sich danach bestimmt köstlich darüber amüsiert zu wissen, wie ich mich abmurksen muss um die Erde zu bekommen. Vielen Dank auch Xenia. Ich lachte stumm und schüttelte den Kopf.

Sobald die ersten Häuser in Sicht kamen beschleunigte ich meine Schritte etwas. Ich konnte es kaum erwarten. Ich war zwar gleichzeitig nervös und in meinem Bauch flatterte es wie wild doch ich war ebenso neugierig, was das Ritual wohl mit sich brachte. Würde ich endlich rausfinden, was meine Gabe war? Irgendwie wollte dieser Gedanke noch nicht so recht einsinken. Magische Gabe? Es war schon verrückt, sich einzugestehen, dass es so etwas wirklich gab. Aber ich hatte es gesehen, und am eigenen Leib gespürt und so war ich ziemlich aufgeregt endlich zu erfahren, was ich denn nun konnte. Wenn ich denn überhaupt bei meinem nur zur Hälfte Eagsúlianischem Blut in den Adern mit den Elementen verbunden war. Eine kleine Stimme in mir flüsterte mir zu, dass ich es mir wünschte.

Mein Magen knurrte. Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich war. Ich hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen und mein Magen beschwerte sich lautstark.

»Hattest wohl einen harten Tag.« Ich blickte auf und sah Sirhan hinter dem Stand stehen, von dem ich vor einigen Tagen die zwei Gebäckstücke stibitzt hatte und dabei von ihm erwischt wurde.

»Hart ist noch eine Unterreibung. Diese kleinen Hasengnome hätten mich fast um den Verstand gebracht.«

Sirhan lachte auf – was mich an das brüllen eines Bären erinnerte. Ich war überrascht über seine Reaktion. Bis jetzt, war er ja nicht wirklich gut auf mich zu sprechen gewesen. Er war mir gegenüber ja sogar noch unfreundlicher und misstrauischer als Nolan – und das war eine Leistung.

Er sagte vergnügt: »Du meinst bestimmt die Kachkachi. Kleine Kreaturen die in den Chikyūbäumen leben und verrückt nach allem sind das glänzt. Kleine harmlose Kreaturen mit einem aufgedrehten Gemüt.«

»Ja, genau die mein ich. Aber genau diese Sucht nach Glänzendem hat mir heute aus einer misslichen Lage geholfen.«

»Hier.« Sirhan reichte mir das letzte Stück Gebäck, das noch auf dem Stand lag. »Als Friedensangebot und Entschuldigung für neulich. Du hast mich nicht gerade von meiner Besten Seite kennengelernt. Eigentlich bin ich ein anständiger Mann. Vielleicht manchmal etwas reizbar aber .. «

»Danke.« Ich nahm ihm das Gebäck aus den großen Händen und biss genüsslich hinein. Es schmeckte leicht süß und nach Nüssen und knusperte als ich rein biss. Es war köstlich. »Entschuldigung angenommen«, sagte ich zwischen zwei Bissen. »Und außerdem wenn sich hier jemand entschuldigen sollte, dann ja wohl ich. Immerhin war ich diejenige die bei dir gestohlen hatte. Und eigentlich bin ich auch ganz anders als du mich kennengelernt hast. Ich bin eine ehrliche Person jemand auf den man sich verlassen kann.«

Er reichte mir die Hand und ich erwiderte seinen festen Handschlag.

»Dann ist es abgemacht. Alles vergessen und wir fangen von vorne an.«

Eine Frauenstimme rief laut vom inneren des Geschäftes nach Sirhan und er verabschiedete sich von mir.

»Ich sollte besser mal schauen was sie will.«

Ich machte mich auf den Weg zum Quartier und aß das Gebäckstück fertig auf.

Nach kurzer Zeit ließ eine leise Stimme mich innehalten. Ich hätte schwören können, dass mich jemand gerufen hatte. Ich lauschte. Als ich jedoch niemanden ausmachen und nichts hören konnte, ging ich weiter.

Abigail.

Da, schon wieder. Ich bildete mir das doch nicht ein. Oder wurde ich etwa paranoid.

Abigail. Bleib stehen!

Das verrückteste war, ich glaubte diese Stimme zu kennen. Ziemlich gut sogar. Doch das konnte nicht sein. Er konnte nicht hier sein. Das war unmöglich.

»Abby!«

Mein Herz machte einen Sprung, als ich die Stimme nun klar und deutlich hinter mir vernahm. Langsam drehte ich mich um. Mein Herz machte einen Sprung. Da stand er, mitten unter den fremden Menschen auf einer verstaubten Straße in einer fremden Welt.

Eagsúlia - Macht der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt