Kapitel 7 (part 2)

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»Was machen die hier?«, flüsterte Xenia. Sie lag neben mir auf dem Boden und beäugte misstrauisch die vier Gestalten die sich nichtsahnend vor uns über die Lichtung bewegten.

»Keine Ahnung. Es ist ein Wunder, dass sie uns bei dem Geschrei dieser zwei Hampelmänner hier noch nicht bemerkt haben«, gab Nolan zum Besten, was ihm einen finsteren Blick von mir einhandelte. »Und ich hätte sie auch fast übersehen muss ich gestehen. Das sind definitiv Leute der Umbra. Vielleicht haben sie auch einen Hinweis über den Aufenthaltsort des Kelches erhalten.« Er runzelte die Stirn. »Wieso ausgerechnet jetzt. Ich schlage vor, wir erledigen sie schnell aus dem Hinterhalt und gehen dann weiter. Ist nicht die feine Art, aber wir können es nicht riskieren, dass sie den Kelch vor uns finden.«

»Warte mal, ich kenne einen dieser Kerle«, sagte ich leise und hatte meinen Kommentar den ich Nolan entgegenschleudern wollte, wegen der Hampelmann Sachen, sofort wieder vergessen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken bei dem Gedanken an meine erste Erfahrung die ich hier in diesem Land gemacht hatte. »Den Kerl mit der hässlichen Narbe im Gesicht«, präzisierte Ich. »Ich dachte eigentlich er wäre damals gestorben. Wie es scheint, lag ich mit meiner Vermutung wohl falsch.«

»Woher kennst du ihn?«, fragte Jesper.

»Er war der, der mich bei meiner Ankunft in dieser Halle geschnappt hat und brutal an den Haaren gezogen hat.«

»Ja. Ich erinnere mich an ihn. Noch ein Grund mehr ihn endgültig fertig zu machen.« Nolans Blick war finster. Würde ich diesen fremden Mann mit der Narbe nicht hassen, täte er mir fast leid zu wissen, dass er es gleich mit Nolan zu tun bekommt.

»Warte. Er hat was?«, sagte Jesper entsetzt.

»Lange Geschichte Jesper. Ich erzähl sie dir ein andermal.«

»Wenn wir hier noch lange herumliegen, sind sie bald wieder im Wald verschwunden. Entweder wir handeln jetzt oder es ist zu spät«, richtete Xenia die Aufmerksamkeit wieder auf das wesentliche.

»Okay. Du schleichst dich auf die andere Seite. Siehst du den großen Felsen dort? Von da aus greifst du an. Ich werde sie in deine Richtung lenken. Du musst versuchen direkt mit dem ersten Schlag einen auszuschalten. Wir sind nur zu zweit, sie zu viert. Ich kann es eine Zeit lang mit ihnen gleichzeitig aufnehmen bis du dazukommst.« Xenia nickte und machte sich sofort auf zu diesem Felsen.

»Und was machen wir?«

Nolan warf Jesper und mir einen bösen Blick zu und sagte: »Ihr macht gar nichts! Ihr werdet schön hier in Deckung bleiben bis Xenia und ich das erledigt haben. Kapiert?«

Auch wenn ich es nur ungern zugab, aber ich konnte hier nicht wirklich helfen also nickte ich bloß. Bis auf die paar Tricks, die Opa mir beigebracht hatte, konnte ich weder richtig Kämpfen noch mit einer Waffe umgehen.

»Ich werde auf sie aufpassen«, fügte Jesper hinzu.

Etwas huschte über Nolans Blick, das ich nicht deuten konnte, dann schlich er sich nach vorne und hinaus auf die kleine Lichtung. Er zog einen Dolch aus seiner Halterung um seine Hüfte und schleuderte ihn, wie ein Wurfmesser, zielsicher in den Rücken einer der Gegner, der daraufhin mit einem schmerzhaften Aufschrei zusammenbrach. Er blieb reglos liegen. Alarmiert sahen die drei anderen sich um und entdeckten Nolan sofort. Dieser zog sein Schwert und ging auf sie los. Er parierte den Hieb eines sehr scharf aussehenden kurzen Schwertes und duckte sich unter den Faustschlag eines anderen hindurch. Ich muss schon sagen, wie er sich dort mit seinem Schwer bewegte, Schläge parierte und austeilte, wirkte er auf mich auf eine makabre Art und Weisen elegant – auch wenn es sich um einen Kampf auf Leben und Tod handelte. Der dritte – der mit der Narbe – erwischte Nolan gerade mit seinem Dolch leicht am Oberarm doch Nolan schien es fast nicht zu bemerken und falls doch, dann ignorierte er den Schmerz einfach. Er traf dem ersten, der mit dem Schwert quer über die Brust. Dieser schrie gequält auf. Augenblicklich färbte sich der Stoff des Hemdes dunkel und er brach zusammen. Narbengesicht – wie ich ihn im Geiste getauft hatte – ging wieder auf Nolan los. Mit schnellen hintereinander folgenden Schlägen drängte er Nolan ein wenig zurück und so achtete Nolan nicht auf den Mann der sich von hinten mit erhobenem Schwert anschlich.

Ohne darüber nachzudenken was ich tat, stürzte ich aus dem Versteck. Doch meine Beine gehorchten mir nicht. Ich würde niemals rechtzeitig ankommen. Ich schrie: »Nolan. Pass auf!«

Genau in diesem Moment, sprang Xenia hinter dem Felsen hervor und ließ ihr Schwert auf den Mann niedersausen, der sich von hinten an Nolan angeschlichen hatte. Er sackte wie eine Marionette, dessen Fäden durchtrennt wurden, in sich zusammen. Nun stand es zwei gegen eins. Nur noch Narbengesicht war übrig. Einige Schläge und der Kampf war vorbei. Narbengesicht hatte sich gut geschlagen, doch gegen Nolan hatte er keine Chance. Er zog seinen Dolch aus dem Rücken einer der Männer und wischte Dolch und Schwert an den Kleidern der Toten sauber bevor er und Xenia zu uns zurückkamen.

»Hatte ich dir nicht gesagt in Deckung zu bleiben?!«

»Ja aber... das nächste Mal...«

»Es wird kein nächstes Mal geben«, unterbrach mich Nolan scharf.

»Hatten wir das nicht schon?«, jammerte Xenia.

»Wie Xenia sagte, alleine finden wir den Weg nicht mehr zurück und wenn ihr kostbare Zeit damit verschwenden wollt, uns wieder nach Hause zurück zu begleiten... na schön, wie du willst. Stattdessen könnten wir aber genauso gut mit euch reisen und euch, wer weiß, vielleicht auch behilflich sein.«

Xenia legte ihre Hand über Nolans Schulter – was ein witziges Bild abgab, da sie ein gutes Stück kleiner war als er. »Ach komm schon. Lass sie mit uns kommen. Sei kein Miesepeter.«

Er schnaubte nur und sagte dann widerwillig: »Na schön, von mir aus. Aber wenn euch etwas passiert, ist es nicht meine Schuld. Ihr kommt mit, aber auf eure eigene Verantwortung hin.«

»Du bist verletzt«, sagte ich anstatt auf seinen Kommentar zu antworten. Ich sah mir seinen rechten Oberarm an, an dem ein kleines Rinnsal Blut aus einer Schnittwunde hinablief. »Warte. Hier.« Ich kramte in meiner Tasche und als ich fand wonach ich gesucht habe, klebte ich ihm ein Heftpflaster auf die kleine Wunde. Ich hatte sie eingepackt, da ich wusste, dass sie bestimmt noch nützlich wären – und wie man sieht, hatte ich Recht. »Damit kein Schmutz in die Wunde kommt.«

Er runzelte nur die Stirn und beäugte das Heftpflaster. »Das wäre nicht nötig gewesen.« Dann fügte er noch etwas leiser ein Danke hinzu.

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