Kapitel 3 (part 1)

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Der Mann mit dem Drachen-Tattoo schleppte mich durch verschiedene verschlungene Straßen. So gut es ging, versuchte ich, aus meiner ungünstigen Position heraus, so viel wie möglich von dem Weg zu behalten, um, falls ich es schaffte aus seinen Fängen zu entkommen, den Weg zurück zu finden. Dies war allerdings schwerer als angenommen. Das ständige hin und her und auf und ab seiner abgehackten Gangart machten mir das Atmen schwer, da seine Schulter mir mit jedem Schritt einen Stoß in den Magen versetzte. Aber dennoch konnte ich einige Details der Umgebung wahrnehmen und behalten. So kamen wir zum Beispiel an einer schmalen Gasse vorbei in der es stark nach einem Gewürz roch und ein wenig weiter war ein Hufschmied namens Winkens und Söhne. Des Weiteren konnte ich mich an eine breitere Straße erinnern in der es von leicht bekleideten Frauen nur so gewimmelt hat, wir sind allerdings nicht hindurchgegangen sondern haben eine Nebenstraße genommen.

Nach einiger Zeit blieben wir endlich vor einer breiten Holztür in einer dunklen Gasse stehen. Der Drachen-Mann klopfte an und augenblicklich wurde eine kleine Klappe, die sich auf Augenhöhe befand, in der Tür geöffnet und ein weiterer Mann kam dahinter zum Vorschein und sagte: »Passwort?«

»Ach komm schon Fiete. Du kennst mich dein ganzes Leben schon. Ist dieses Passwort nicht vollkommen überflüssig?«

»Passwort«, antwortete Fiete nur mit ernster Miene darauf.

Der Mann der mich trug seufzte schwer und sagte: »Weib hier Weib da, doch nichts über ein gutes Fass Bier.« Die Klappe wurde wieder geschlossen.

Bin ich hier etwa in einen schlechten Krimi geraten?

Kurz darauf klickte etwas und die Tür wurde geöffnet. Der Mann, der sie geöffnet hatte, grinste meinen Entführer mit einem schiefen Lächeln an. Er war in die zwanzig, schlank und trug seine dunklen Haare nach hinten in einem Zopf. Wir traten in einen kleinen Raum deren Wände komplett mit Holz vertäfelt waren. Ansonsten befanden sich nur ein Stuhl und ein Tisch im Raum. Auf dem Tisch stand eine kleine Glaskugel in der ein grünliches milchiges Licht leuchtete und den Raum erhellte.

»Wie wahr, wie wahr. Nichts geht über ein gutes Bier. Obwohl ich gegen die Gesellschaft einer hübschen Frau auch nichts einzuwenden hätte. Am besten beides gleichzeitig.« Er kicherte und stupste den Mann, der mich trug, mit dem Ellbogen an. »Was bringst du denn da mit?«, fragte Fiete und bückte sich ein wenig um mir ins Gesicht sehen zu können. »Kein schlechter Fang«, scherzte er und zwinkerte mir zu. »Vielleicht ein wenig mager.«

»Das ist nur eine kleine Schlampe, die ich beim Stehlen erwischt habe.«

»Ich kann euch hören«, redete ich dazwischen. »Und zu meiner Verteidigung, ich bin am Verhungern und ich bin keine Schlampe!«

»Wo steckt Jendrik?«, fragte der Mann Fiete und tat so, als ob ich nichts gesagt hätte.

»Der müsste in seinem Zimmer sein. Er hockt schon den ganzen Tag da drin. Ich sag dir, der plant etwas Großes.«

Ohne ein weiteres Wort wurde ich aus dem Empfangsraum getragen, doch ich sah noch, wie Fiete amüsiert den Kopf schüttelte und sich dann, mit hinterm Kopf verschränkten Händen, hinsetzte. Wir gingen durch einige verzweigte Gänge – auf denen uns immer wieder mir fremde Menschen entgegenkamen – und nun standen wir wieder vor einer geschlossenen Tür.

Werde ich denn nicht langsam schwer? Der Mann trug mich jetzt schon seit bestimmt einer halben Stunde durch die Gegend als ob ich federleicht wäre. In einer anderen Situation hätte mich dieser Gedanken geschmeichelt, aber im Moment hatte ich andere Sorgen.

Er klopfte an und von drinnen hörte ich eine tiefe Stimme die uns herein bat. Er öffnete die Tür und trat hinein.

»Sirhan, schön dich zu sehen, wie ... « Erst jetzt schien der Mann im Zimmer Sirhans komische Fracht zu bemerkte – mich. Auch Sirhan schien endlich wieder Notiz von mir zu nehmen und setzte mich abrupt ab. Trotz der unsanften Landung, war ich dankbar endlich wieder mit den Füßen nach unten zu stehen, denn das ganze Blut war mir in den Kopf gelaufen und das war nicht gerade angenehm gewesen. Ich war mir sicher, dass die Röte meines Gesichtes, einem Feuerlöscher Konkurrenz machen könnte. Ich schwankte kurz doch der feste Griff um meine Schulter ließ nicht zu, dass ich stolperte. Was hatten diese Gestalten nur mit mir vor? Innerlich quälten mich die schlimmsten Gedanken, doch ich versuchte nach außen hin so standhaft und selbstbewusst wie nur irgend möglich zu wirken.

Eagsúlia - Macht der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt