Lily Evans:
Da Alice bereits vor ein paar Tagen wieder nach Hause appariert war, machten Marlene und ich uns am 1. September alleine auf den Weg zum Bahnhof King's Cross. Wir apparierten in einer ruhigen Seitenstraße, damit wir von niemandem gesehen wurden und machten uns zu Fuß auf, in Richtung des großen Bahnhofs. Am Eingang standen mehrere Gepäckwagen, auf denen wir unsere Koffer und die Eulenkäfige verstauen konnten und gemeinsam bahnten wir uns einen Weg durch die vielen wartenden Menschen hin zu den Gleisen 9 und 10. Für Muggel war nichts Besonderes an dieser Mauer, die die beiden Bahnsteige teilte. Dass hinter ihr ein verborgenes Gleis lag, konnte niemand wissen, der kein Zauberer war. Ich hielt inne, als wir zwischen den beiden Gleisen standen und ließ Marlene den Vortritt. Diese rannte mit flatternden Haaren auf die Mauer zu...und verschwand darin. Ich folgte ihr und schloss wie jedes Mal die Augen, als ich eigentlich hätte aufprallen müssen. Mit federndem Schritt trat ich aus der Mauer auf das neue Gleis, das jetzt vor mir lag und sah mich nach bekannten Gesichtern um. Ein paar Meter weiter entdeckte ich Marlene, die gerade Alice und Mary, eine weitere Freundin von uns, in die Arme schloss und mir fröhlich zuwinkte, als sie sich von unseren Freundinnen gelöst hatte. Ich ging auf sie zu und wurde ebenfalls stürmisch umarmt. „Wollen wir uns schon Mal ein Abteil suchen?", fragte Alice und deutete auf den noch fast leeren Zug. „Ihr könnt gerne gehen", meinte ich etwas traurig. „Ich muss ins Vertrauensschülerabteil". Ich war es bereits aus den letzten beiden Jahren gewohnt, dass ich die Zugfahrt über nicht bei meinen Freundinnen sein konnte, sondern stattdessen durch die Gänge patrouillieren musste, doch innerlich hatte ich den Wunsch, noch einmal mit meinen Freundinnen zusammen einen ersten Blick auf das große Schloss erhaschen zu können, so wie früher.
„Bist du etwa wieder Vertrauensschülerin?", fragte Mary, der ich, noch gar nichts von dem neuen Abzeichen erzählt hatte. „Nein", antwortete da auch schon Marlene an meiner Stelle. „Sie ist Schulsprecherin" „Wow!" Mary sah sie mit großen Augen an. „Herzlichen Glückwunsch!" „Danke!", antwortete ich verlegen. Ich stand nicht gerne im Mittelpunkt und genoss im Gegensatz zu vielen anderen die viele Aufmerksamkeit, die ich manchmal dank meiner tollen Leistungen erhielt nicht im Geringsten.
Alice, Marlene und Mary verabschiedeten sich von mir und stiegen in den letzten Wagon der scharlachroten Dampflok. Ich fühlte mich etwas verloren, als ich alleine, auf dem vollen Bahnsteig zurückblieb. Überall um mich herum wimmelte es von Schülern die sich gegenseitig begrüßten und Eltern, die ihre Kinder verabschiedeten. Nur ich stand einfach da, und wusste nicht recht was ich machen sollte. Ich hatte auch keine Lust, schon zum Schulsprecher und Vertrauensschülerabteil zu gehen, weil ich dort vermutlich nur die beiden Slytherin-Vertrauensschüler antreffen würde. So war es jedenfalls die letzten beiden Jahre gewesen. Während die Hufflepuffs, Ravenclaws und Gryffindors noch draußen herumrannten und sich von Familienmitgliedern verabschiedeten, nahmen die Slytherins bereits ihr neues ‚Herrschaftsgebiet' ein und saßen auf den gepolsterten Sitzbänken, wie auf einem Königsthron. Wie es in diesem Haus überhaupt jemanden geben konnte, der sich als Vertrauensschüler eignete, war mir nach wie vor schleierhaft. Die meisten Slytherins waren hinterlistig, stolz, Muggel feindlich und absolut gar nicht gut in Team Arbeit. Viele Eltern der jetzigen ‚Schlangen' hatten sich Lord Voldemort angeschlossen und verbreiteten an seiner Seite Angst und Schrecken.
„Hey Evans!" Eine vertraute Stimme riss mich aus meinen Gedanken und überrascht sah ich auf. „Hi Potter!", erwiderte ich höflich. Dachte Potter noch an unsere Vereinbarung, oder hatte er sie bereits wieder vergessen? Es würde sich auf jeden Fall noch zeigen. Bisher war er jedenfalls nett gewesen, also gab es kein Grund ihn schlecht zu behandeln.
James Potter:
„Warum bist du alleine?", fragte ich, nachdem wir kurz geschwiegen hatten. Es war ungewöhnlich, dass eine Lily Evans alleine unterwegs war. Meist waren Alice und Marlene bei ihr. „Die anderen sind schon im Zug und ich hatte keine Lust auf die neuen Slytherin-Vertrauensschüler", erwiderte sie mit einem leicht schiefen Lächeln. „Kann ich verstehen" Ich lachte leicht. Slytherins waren wirklich keine angenehme Gesellschaft und besonders nicht für Lily. Sie als Muggelstämmige zog ihren Zorn mehr auf sich als alle anderen. Und im Gegensatz zu mir (Mich mögen sie auch nicht besonders, weil ich mich mit Muggelstämmigen abgebe), nahm sie sich alles viel mehr zu Herzen. Sie zeigte es zwar nicht, doch ich wusste, dass es sie innerlich verletzte. Immer wenn sie jemand wegen ihrer Eltern beleidigte, erlosch für einen kurzen Augenblick dieses Funkeln in ihren Augen und wich einem schmerzlichen Ausdruck.
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Jily Idiot, oder nicht?
FanfictionLily weiß wo ihr Platz ist, doch andere wollen sie nicht haben. In der magischen Welt nicht, weil sie eine Schlammblüterin ist und in der Mugglewelt nicht, weil sie besondere Kräfte hat. Dies bekommt die Schulsprecherin vor allem in ihrem siebten Ja...