Zerstört

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Lily Evans:

Ja! Ja! Ja! In mir jubilierte alles, doch das durfte ich mir unter keinen Umständen anmerken lassen. Ich wusste nicht wieso ich mich davor fürchtete, James zu sagen, was ich fühlte, wenn er doch gerade das gleiche getan hatte. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass ich nicht noch einen Menschen verlieren wollte, der mir nahe stand. Erst Petunia, dann Severus... Sie waren die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben gewesen und beide hatten mich im Stich gelassen.
Ich rückte ein Stück von James ab, weil mir seine Nähe plötzlich erdrückend vorkam. "Nein!", sagte ich vielleicht ein wenig zu grob. Ein Blick aus dem Augenwinkel verriet mir, dass auch er sich plötzlich unwohl zu fühlen schien. In seinen Augen funkelte Enttäuschung und Zorn und ich wusste, dass es mir galt. Er räusperte sich und rutschte vom Baumstamm hinunter. "Ich gehe dann mal...". Ohne ein weiteres Wort des Abschieds ging er davon und ließ mich alleine in der Dunkelheit zurück. Als er gänzlich aus meinem Sichtfeld verschwunden war, brach ich in Tränen aus. Verdammt! Ich hatte alles versaut! Ich wollte James alles mögliche vorwerfen und ihm allein die Verantwortung hierfür geben, doch ich könnte nicht, denn ich wusste, dass ganz allein ich schuld war. Ich hatte gekniffen und lieber an Severus und Petunia gedacht, als ihm richtig zu antworten.
Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit lang einfach nur vor mich hingeschluchzt hatte, stand ich schließlich auf und trocknete mit einem Zauber mein Gesicht. Ich wollte nicht, dass irgendwer merkte, dass ich geweint hatte.
Dummerweise fand ich den Eingang zu dem Geheimgang nicht wieder und musste deshalb wohl oder übel den normalen Weg gehen. Leise betrat ich den Gemeinschaftsraum und atmete erleichtert aus, weil ich nicht erwischt worden war. Ich nickte ein paar 5. Klässlern zu, die an einem Tisch ihren Hausaufgabenberg abarbeiteten und ging dann in meinen Schlafsaal.
"Wo warst du denn solange?", rief Marlene, als ich die Tür öffnete. Sie stürzte aus ihrem Bett und schloss mich in ihre Arme. Ich erwiderte die Umarmung halbherzig und rückte anschließend ein bisschen von ihr ab. "Bei Merlin, wie siehst du denn aus?". Auch Alice war aufgestanden und musterte mich besorgt. "Egal", murmelte ich und ging zu meinem Kleiderschrank um mich von meinen Klamotten zu befreien.
"Du erzählst uns jetzt sofort, was passiert ist! Das sieht ja ein Blinder, dass es dir nicht gut geht!". Marlene zerrte mich zu ihrem Bett und auch die anderen versammelten sich darum. "Komm schon". Mary legte mir eine Hand auf die Schulter und lächelte mir aufmunternd zu. "Ich habs versaut!", platzte es aus mir heraus und ich lehnte mich gegen den Bettpfosten. Es war zwar unbequem, doch dass war mir im Moment egal. Geschah mir ganz recht. "Was hast du versaut?", fragte Alice verwirrt. "James...",begwnn ich und erzählte meinen Freundinnen die ganze Geschichte. Als es endlich draußen war, atmete ich erleichtert aus. "Meinst du nicht, dass du ein bisschen übertrieben hast?", fragte Mary vorsichtig, doch ich schüttelte mir den Kopf. "Ich weiß nicht", meinte ich und verbarg mein Gesicht in den Händen. "Das klingt alles so, als hättest du dich doch noch in James verliebt", stellte Alice fest und ich zuckte unwillkürlich zusammen. "Keine Ahnung", grummelte ich und betrachtete zwischen meinen Fingern hindurch die verwirrten Gesichter meiner Mitbewohnerinnen. "Ich weiß gerade einfach nicht was ich will", gab ich zu. "Mal denke ich, ich liebe ihn wirklich und dann, wenn er mir sagt, dass er mich liebt, woll ich weg, weil ich nur an Petunia und Severus denken kann".
Meine Freundinnen trösteten mich noch eine Weile, dann legten wir uns alle hin und ich schlief wider Erwarten schnell ein.

Die nächsten Tage wichen James und ich uns aus. Saß er bereits am Gryffindortisch, zog ich meine Freundinnen ans andere Ende und wenn wir uns im Gemeinschaftsraum begegneten, sahen wir einfach in eine andere Richtung. Es war zum Haare raufen. Jetzt wo unsere Freundschaft (vermutlich) vorbei war, kapierte ich erst so richtig, wie viel er mir inzwischen bedeutete. Man merkt immer erst, wie sehr man etwas oder jemanden braucht, wenn man es nicht mehr haben kann.

James Potter:

Ich hatte eigentlich nicht vor, meinen Freunden von der Sache mit Lily zu erzählen. Erst einmal wollte ich selber damit fertig werden, doch natürlich konnte ich meinen Mitrumtreibern nichts vormachen. Nachdem ich nicht mehr über Tatzes Witze gelacht, und Moony dumme Kommentare über seine Bücher an den Kopf geworfen hatte, hatten sie sich Sorgen gemacht und mich zur Rede gestellt. Wohl oder übel hatte ich geantwortet und jetzt spürte ich andauernd ihre Mitleidig Blicke auf mir. Selbst Sirius brachte es nicht über sich, mich aufzuziehen. Snape hingegen grinste mich immer hämisch an, wenn wir uns auf dem Flur oder im Unterricht begegneten. Einmal blieb er sogar stehen und sah mich herausfordernde an. "Na Potter, Black ist nicht da um dir zu helfen", feixte er und die Wut kochte in mir auf. "Ich brauche Sirius nicht um mit dir fertig zu werden!", fauchte ich und Snape zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Ach wirklich?". Aber so was von wirklich! Ich zückte meinen Zauberstab und richtete ihn auf Schniefelus. Ein paar Schüler um uns herum ergriffen schnell die Flucht und ich war ihnen auch sehr dankbar dafür. Ich wollte keine Zeugen, wenn ich meine ganze Wut an Snape ausließ. Die Zauberstäbe aufeinander gerichtet schlichen wir umeinander herum und warteten darauf, dass einer den ersten Schritt machte. Schließlich fasste ich mir ein Herz und rief: "Levicorpus!". Der Zauber verfehlte sein Ziel knapp und ich wappnete mich einem Gegenangriff. Dieser kam prompt und ich schaffte es gerade noch ein Schild zu erzeugen. Ich kannte den Fluch nicht, den Snape benutzt hatte. Vermutlich war er das Ergebnis seiner vielen Basteleien, genau wie Levicorpus.
Ein heftiger Schlagabtausch folgte und ich war zu beschäftigt mit Zaubern und Zauber abwehren, dass ich die stampfenden Schritte hinter mir erst zu spät bemerkte. Mit einem wütenden Schnauben machte McGonnagal sich neben mir bemerkbar. Snape und ich hielten augenblicklich inne. "Mr. Potter, Mr. Snape!", bellt McGonnagal und blickte von einem zum anderen. "Jeweils 30 Punkte Abzug für Slytherin und Gryffindor und eine Woche Nachsitzen!", fauchte sie. "Wie kommen Sie auf die hirnrissige Idee ein Duell mitten auf dem Flur auszutragen?!". "Er hat mich provoziert!", schrie ich immer noch rasend vor Wut und zeigte auf Schniefelus. Im selben Moment noch wurde mir bewusst, dass das wirklich eine schlechte Ausrede war. Damit kam man vielleicht im Kindergarten durch, aber nicht, wenn man Volljährig war. "Ach", sagte McGonnagal möglichst ruhig, doch ihre Stimme zitterte verdächtig. "Das Mr. Snape Sie provoziert hat, ist noch lange kein Grund sich mit ihm zu duellieren!". Ich zog den Kopf ein und sagte nichts mehr, genau so wie Schniefelus. Geguckt folgten wir McGonnagal in ihr Klassenzimmer und setzten uns auf die beiden Stühle, auf die sie zeigte. Möglichst unauffällig rückte ich meinen Tisch noch ein paar Zentimeter von Snape weg, dann stützte ich meinen Kopf auf die Hände und sah zu McGonnagal. "Sie beide schreiben mir einen Aufsatz darüber, wie ich mich meinen Mitschülern gegenüber richtig verhalte und auch warum es gefährlich ist, sich zu duellieren. Zwei Pergamentrollen und Sie werden nicht eher entlassen, als sie fertig sind!". Stöhnend kramte ich Feder und Pergament aus meiner Tasche und begann zu schreiben. Meine Feder kratzte über das Papier und ich schrieb Zeile um Zeile möglichst sauber. Ich wollte McGonnagal keinen Grund liefern, mich das alles nochmal schreiben zu lassen.
Nach einer 3/4 Stunde war ich endlich fertig und konnte abgeben. Snape saß noch und ich konnte sehen, dass er noch eine halbe Seite schreiben musste. Hah! In VgddK und Zaubertränke konnte er zwar mehr schreiben als ich, doch wenn es um soziales Verhalten ging, hatte er absolut keine Ahnung.
McGonnagal nickte mir zu, als ich die beiden Pergamente vor ihr auf den Tisch legte. Ein Tag von sieben war geschafft.
Im Gemeinschaftsraum warteten bereits Tatze, Moony und Wurmschwanz auf mich. Sie saßen alle um einen Tisch herum und machten ihre Hausaufgaben. Als ich mich zu ihnen setzte und Remus Sternenkarte zu mir herüberzog um sie abzuschreiben, sahen sie auf und Sirius fragte mich sehr ungehalten, wo ich gewesen sei. "Wir haben schon gedacht, du hättest dich wegen Lily aus dem Astronomieturm gestürzt". "Nicht wir haben gedacht, du hast gedacht. Jedenfalls wenn man das so bezeichnen kann", korrigierte Moony und Tatze verdrehte die Augen. "Ich war kurz davor mir Lily vorzuknöpfen!", fuhr er unbeirrt fort. "Keine Sorge, mir geht es gut", sagte ich und holte mein Schreibzeug wieder raus. "Ich musste Nachsitzen". "Und du hast es wohl nicht für nötig gehalten uns das zu sagen?", fragte Sirius leicht beleidigt. "McGonnagal hat mir keine Zeit gelassen euch bescheid zu sagen", erwiderte ich. "Sie hat Schniefelus und mich gleich mitgeschleppt". "Was haben Snape und du getan?", wollte Peter wissen und ich wollte gerade antworten, da begann Moony zu sprechen. "Sicher haben sie sich wieder gegenseitig verhext". "So in etwa", antwortete ich und zeichnete Venus in meine Karte ein. Sirius räusperte sich und ich sah ihn an. Er nickte zur Seite, ich folgte seinem Blick und sah direkt in die grünen Augen von Lily. Als sich unsere Blicke trafen erstarrte sie, wandte sich aber sofort wieder ab. Fahrig stopfte sie ihre Schulsachen in die Tasche und stand auf. Ich seufzte und wandte mich wieder meinen Hausaufgaben zu, doch Sirius beugte sich zu mir rüber und schon das Pergament weg. "Rede mir ihr", raunte er, doch ich schüttelte den Kopf. Natürlich wollte ich mit ihr reden, doch nach einem klärenden Gespräch würde ich mich sicherlich noch schlechter fühlen. "Doch", beharrte Sirius. "Bevor du dich irgendwann doch noch dazu entschließt vom Astronomieturm zu springen, solltest du dieses Missverständnis aus der Welt räumen". Er grinste mich frech an und zog mich regelrecht aus dem Sessel. Stöhnend folgte ich seinem Befehl und verließ kurz nach Lily den Gemeinschaftsraum. Ich sah ihre roten Haare gerade noch hinter einer Ecke verschwinden und rannte ihr schnell hinterher. Da sie nicht damit gerechnet hatte, dass ich ihr folgte, hatte ich sie schnell eingeholt. Ich packte sie am Arm und drehte sie zu mir herum. "Hi", krächzte ich und hätte mich im nächsten Moment dafür Ohrfeigen können. Hi?! Das war alles, was ich sagte?!
Lily lächelte leicht und ich atmete erleichtert aus. "Es tut mir leid!", sagte ich und hoffte, sie würde verstehen, wie ernst mir das war. "Nein. Mir tut es leid!", entgegnete sie. "Du hast nichts falsch gemacht". "Doch! Ich habe überhaupt erst mit dem Thema angefangen und dann bin ich einfach abgehauen". "Und ich habe dich einfach abgewiesen. Es tut mir wirklich leid und ich wollte das auch nicht, aber ich möchte nicht noch einen Menschen so nah an mich heran lassen und dann wieder verlieren", sagte sie leise. "Ich verstehe dich, aber eins musst du wissen, ich würde dich nie alleine lassen! Das verspreche ich dir!", entgegnete ich. Sie lächelte und ich griff nach ihrer Hand. "Das was ich letztes Mal gesagt habe, steht immer noch", fügte ich hinzu. "Ich habe es eigentlich nicht verdient", meinte Lily mit gesenktem Kopf, doch ihre roten Wangen konnte ich trotzdem noch erkennen. "Doch!", sagte ich bestimmt. "Danke! Ich... James, ich... Ich glaube, dass...", sie stockte und ich fragte mich, was sie eigentlich hätte sagen wollen. Während ich sie noch mit einem fragenden Blick musterte, atmete sie einmal tief ein und aus, dann, ohne das ich es erwartet hatte, machte sie einen Schritt nach vorne und schlang ihre Arme um meinen Hals. „Ich glaube, ich mag dich auch", flüsterte sie und ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich erwiderte die Umarmung und so blieben wir eine Weile stehen. Wenn es nach mir ginge, hätten wir uns nie wieder loslassen müssen. Schweren Herzens lösten wir uns von einander und sahen uns an. „Ich liebe dich, Lily!", sagte ich und legte alle meine Gefühle in diesen kurzen Satz. "Ich dich auch!", erwiderte Lily und mein Herz setzte einen Schlag aus, im darauf doppelt so schnell weiter zu schlagen.

Lily Evans:

Bei Merlins Pink gestreifter Puschelunterhose mit gelben Punkten und roten Streifen! So eben hatte ich James Gehst-du-mit-mir-aus Potter meine Liebe gestanden und James mir seine!!! Wie verdreht war diese Welt eigentlich?! Die Wahrscheinlichkeit, dass das hier jemals passierte lag bei unter 1% und trotzdem war es geschehen...
"Du hast etwas vergessen", sagte ich und spürte, wie meine Wangen sich noch mehr erhitzten. Kurz wirkte James verwirrt, doch dan grinste er frech. "Stimmt! Gehst du mit mir aus, Evans?", fragte er in dem altbekannten coolen Ton und ich setzte eine gespielt Böse Miene auf. "James Potter! Wir kannst du es wagen! Natürlich gehe ich mit dir aus". Wir lachten beide, doch plötzlich hielten wir inne. Ein weiterer Lacher durchbrach die Stille. Aber es hörte sich eher an wie ein Bellen...

Na, was denkt ihr, was jetzt passiert?

Jily Idiot, oder nicht? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt