Lily Evans:
„Bei Merlins Unterhose!", entfuhr es mir, als ich am Morgen des 23. Dezembers im Schlafsaal der Rumtreiber aufwachte und mich an das Essen mit Petunia und Vernon erinnerte. Nicht nur, dass ich meine Schwester und das Nilpferd wiedersehen würde, nein...James Potter würde zu allem Überfluss auch noch meinen Freund spiele! Vor etwa einer Woche noch, hatte ich Angst davor gehabt, dass er nein sagte und jetzt hatte ich Schiss weil er ja gesagt hatte. Ja, in den letzten Tagen war mir klar geworden, dass ich mich tatsächlich in ihn verliebt hatte! Und jetzt, wo ich so tun musste, als ob, zitterte ich am ganzen Leib. Ich war noch nie so richtig verliebt gewesen. Ich wusste doch gar nicht, wie man sowas spielte! Verdammt!
„Morgen Evans!", riss mich Sirius gutgelaunt aus meinen Gedanken. „Morgen Black", antwortete ich verschlafen und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Ja, wir nannten uns noch immer bei unseren Nachnamen. Nicht, weil wir uns nur so nebenbei kannten, sondern aus Spaß und weil es einfach passte. So war es bisher immer gewesen und in der Gefühlsachterbahn, in der ich mich im Moment befand, konnte ich etwas Unverändertes gut gebrauchen!
Den ganzen Tag über kribbelte alles in mir und ich war so aufgeregt wie noch nie. Nicht einmal vor einer Prüfung hatte ich derartiges Nervenflattern! Auf einmal war die Redewendung Schmetterlinge im Bauch haben gar nicht mehr so weit her gegriffen, obwohl es sich bei mir eher um eine ganze Kolonie Ameisen handelte.
Schon zwei Stunden bevor wir los mussten stand ich vor dem großen Spiegel im Vertrauensschülerbad und schminkte mich. Da ich nie viel Make-up auflegt, dauerte das nicht wirklich lang und ich konnte schnell mit der Frisur weiter machen. Meine Kleidung hatte ich schon gestern rausgesucht. Nach langem Überlegen hatte ich mich schließlich für einen Rock und eine Bluse entschieden. Ein Kleid war mir für ein Abendessen ziemlich Overdressed vorgekommen. Ich hoffte nur, dass sich James an meine Anweisungen hielt. Wenn er dort in seiner Schuluniform aufkreuzen würde, wäre der Stress vorprogrammiert! Doch zu meiner großen Erleichterung trug er ein ganz normales Sakko und eine dunkle Hose. Er bot mir seinen Arm an, ich hakte mich ein und wir verließen das Schloss. Um disapparieren zu können, mussten wir den Schutzschild um Hogwarts verlassen. Kurz vor Hogsmead blieben wir stehen und James griff nach meiner Hand. Noch während sich ein Kribbeln in mir ausbreitete, spürte ich, wie ich durch eine Art Schlauch gepresst wurde. Mit einem lauten Knall landeten wir in einer leeren Gasse, in der Nähe des Restaurants und gingen sofort weiter, weil wir nur noch wenige Minuten hatten. Irgendwie hatte keiner von uns beiden daran gedacht, den anderen loszulassen und so lag meine Hand immer noch im der von James als wir das schicke Restaurant betraten und uns nach Petunia und Vernon umsahen. Ich entdeckte die beiden und zog James einfach mit mir. "Hallo Petunia", sagte ich, als wir bei ihnen angekommen waren. Ich fühlte mich extrem unwohl! Andere würden ihre Schwester umarmen und sie herzlich begrüßen, doch wir beide hatten schon seit Jahren nichts Derartiges mehr gemacht. "Guten Abend, Vernon", fügte ich noch hinzu und sah dann wieder zu Petunia. "Guten Abend, Lily", sagte diese betont freundlich. "Dort hinten ist die Garderobe". Ich nickte und bedeutete James, mir zu folgen. Nachdem wir unsere Jacken und Schals aufgehängt hatten und wieder beim Tisch waren, stellte ich ihn noch kurz vor, dann setzten wir uns. Ein Kellner brachte uns die Speisekarten und etwas unsicher blätterte ich sie durch. Schließlich entschied ich mich für eins der wenigen Dinge, die ich kannte. Lachs in Kräutermarinade mit Reis und Soße. Mit so edlem Essen kannte ich mich einfach nicht aus. Der Kellner kam wieder, Petunia, Vernon und ich bestellten, doch James sah mich nur hilfesuchend an. Verdammt! Er kannte ja noch weniger als ich von diesen Sachen... "Er nimmt das Gleiche wie ich", sprang ich schnell für ihn ein und er lächelte mich dankbar an.
„Weiß dein Freund etwa nicht wie man Essen bestellt?", gluckste Vernon und schaute James hämisch an. „Natürlich weiß er das", entgegnete ich. „Er weiß nur nichts mit diesen komischen Namen, die die Gerichte haben, anzufangen". James nickte zustimmend und ich lehnte mich zufrieden in meinem weichen Stuhl zurück. Vernon und Petunia tauschten einen vielsagenden Blick aus, doch ich ignorierte sie solange, bis das Essen kam. Warum bei Merlin hatte ich meine Schwester um eine Verabredung gebeten?! Das würde der schlimmste Abend meiner Ferien werden!
Das Essen kam und endlich hatte ich einen triftigen Grund um zu schweigen. Ich kaute genüsslich und versuchte jeden Bissen in die Länge zu ziehen, doch meine Versuche, jegliche Gespräche zu vermeiden wurden von Petunia zunichte gemacht. „Lily hat schon viel von dir erzählt", wandte sie sich an James und lächelte ihm höflich zu. „Aha", machte James und sah mich verwundert an. Augenblicklich wurden meine Wangen heiß und ich guckte schnell in eine andere Richtung. „Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass ihr wirklich zusammen seid". Meine Gesichtsfarbe wechselte binnen Sekunden von Rot zu weiß. Nicht einmal eine halbe Stunde hatte ich es geschafft, Petunia davon zu überzeugen, dass James mein Freund war. Was sollte ich denn jetzt sagen?! Ich stotterte kurz vor mich hin, wurde aber sofort von James unterbrochen, der in der kurzen Zeit eine tadellose Ausrede erfunden hatte. Übung macht den Meister! „Natürlich sind wir zusammen", sagte er höflich und ohne die Spur eines verräterischen Grinsens. „Lily ist einfach sehr ruhig und steht nicht gerne im Mittelpunkt. Das solltest du als ihre Schwester doch wissen". Petunia rümpfte die Nase und warf ihm einen skeptischen Blick zu, sagte aber nichts mehr. Dafür machte Vernon nun weiter. „Und er geht also auch auf diese komische Schule?", grunzte er und schob sich ein großes Stück Fleisch in den Mund. „Vernon!", zischte Petunia ärgerlich und ihr Verlobter zuckte zusammen. „Hogwarts ist keine komische Schule", entgegnete James scharf. Petunia und das Nilpferd sahen sich hektisch nach beiden Seiten um und ich hätte fast lachen müssen, wenn mir nicht im letzten Moment eingefallen wäre, dass diese ernste junge Frau mir gegenüber meine Schwester war.
„Und wie sieht es bei euch aus? Wie steht es mit eurer Hochzeit?", versuchte ich schnell das Thema zu wechseln, denn ein öffentlicher Streit, war das Letzte, was ich provozieren wollte!James Potter:
Dieser Vernon war wirklich ein komischer Kauz. Sein nilpferdartiges Aussehen, das rote, geschwollene Gesicht und seine plumpe Art ließen ihn einfach lächerlich wirken. Aber auch Lilys Schwester war nicht minder komisch. Das was ihr Verlobter zu viel auf den Rippen hatte, hatte sie zu wenig. Sie war ein abgemagertes, pferdegesichtiges Klappergestell mit trüben Augen und strengen Gesichtszügen. Das absolute Gegenteil von Lily, die mit ihren roten Haaren, den smaragdgrünen Augen und den vielen Sommersprossen auf den Wangen sehr lebhaft wirkte. Sie hatte etwas an sich, dass ihre Schwester nie besitzen würde. Sie war hübsch, intelligent und trotzdem wirkte sie nicht so verkniffen wie Petunia. Ein paar Mal schon hatte ich mich mächtig zusammenreißen müssen, um nicht laut loszulachen. Doch als Lilys Schwester uns mit den Hochzeitsvorbereitungen vollplapperte und Vernon ein paar Kommentare grunzte, konnte ich nicht anders. Petunia hielt inne und sah mich mit zusammengekniffenen Lippen an, Vernon musterte mich aus seinen schmalen Augenschlitzen hinweg abschätzend und Lily hatte das Gesicht vor unterdrücktem Lachen zu einer seltsamen Grimasse verzogen. „Was gibt es denn da zu lachen?", wollte Petunia beleidigt wissen. Ich verstummte und sah sie grinsend an. „Ich finde es einfach lustig wie viel Aufwand ihr für einen einzigen Tag betreibt!", antwortete ich japsend und augenblicklich verfinsterten sich die Blicke meiner Gegenüber. Lily warf mir einen anklagenden Blick zu und ich zog schuldbewusst die Schultern ein. „Aber das ist ja auch eure Sache", fügte ich hinzu, doch die beiden antworteten nicht. Schweigend aßen wir auf und Vernon bezahlte. Immer noch schweigend folgte ich Lily zur Garderobe und wir zogen uns an, doch als ich mich zur Eingangstür drehte, ging mir ein Bild durch den Kopf. Es war eines der Fahndungsplakate, nach Todessern, die überall in der Winkelgasse und in Hogsmead hangen. Einer, der eben hereingekommenen wies eine erstaunliche Ähnlichkeit zu einem der beweglichen Fotos auf und auch das Gesicht der Frau kam mir wage bekannt vor. Meine eine Hand schnellte zu meinem Zauberstab und die andere griff nach Lilys Arm.
Ich hoffe, jeder kann erkennen, um wen es sich auf dem Bild handelt! ☺
Danke für 850 Reads!!!
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Jily Idiot, oder nicht?
FanfictionLily weiß wo ihr Platz ist, doch andere wollen sie nicht haben. In der magischen Welt nicht, weil sie eine Schlammblüterin ist und in der Mugglewelt nicht, weil sie besondere Kräfte hat. Dies bekommt die Schulsprecherin vor allem in ihrem siebten Ja...