Die Hochzeit Teil 1

396 17 1
                                    

Es war knapp eine Woche nach meinem überstürzen Abgang vom Bahnhof. Meine Eltern waren mir hinterher gekommen, Vernon und Petunia hatten sich wieder ins Auto gesetzt. Meine Mutter hatte ein paar Tränen in den Augen, während ich mich an James fest klammerte, als ginge jeden Moment die Welt unter. Er ließ alles über sich ergehen und beschwerte sich auch nicht, als ich seinen Umhang voll schniefte. Er streichelte mir lediglich über den Rücken und seine pure Anwesenheit beruhigte mich. "Danke!", presste ich hervor und zeigte auf den Ring. Ein ehrliches Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an den Antrag dachte. "Das war das schönste Geschenk, dass ich je bekommen habe!" Er grinste zufrieden und da war er wieder, der alte James Potter. Von seiner Unsicherheit war nichts mehr zu spüren und das half mir, mit dem Weinen aufzuhören und wieder zurück zu mir selbst zu finden. Ich hatte mich mit einer festen Umarmung von meinen Eltern verabschiedet und war dann zusammen mit James und seinen Rumtreiberfreunden in einer ruhigen Seitenstraße disappariert, um unseren Schulabschluss zu feiern. Wir trafen uns -sehr zur Freude von Sirius- in einer gewöhnlichen Mugglekneipe, weil der Tropfende Kessel um diese Zeit meist hoffnungslos überfüllt war.
Am Treffpunkt warteten schon meine Freundinnen, Alice, Mary und Marlene auf uns und sie schauten mich erschrocken an, als sie die Tränenspuren auf meinen Wangen bemerkten. "Was ist passiert?", fragte Alice besorgt und legte mir sanft einen Arm um die Schultern. "Petunia", krächzte ich und schmiegte mich an sie. "Aber das ist jetzt nicht so wichtig!", fügte ich hinzu und zeigte ihnen meinen Ring. Zuerst guckten meine Freundinnen fragend, dann stieß Marlene einen ohrenbetäubenden Schrei aus. "Bei Merlins Bart! Ist das etwa...", sie stockte und sah zu James hinüber. Ich nickte glücklich, was sie zu einem weiteren Schrei veranlasste.
Nachdem ich dann zuerst mal das Badezimmer aufgesucht hatte, um meinen ramponierten Zustand wieder in Ordnung zu bringen, war ich zu meinen Freunden zurück gekehrt, die inzwischen bestellt hatten. Gemeinsam hatten wir gefeiert und waren erst spät Nachts nach Hause gekehrt.

Heute würde ich Petunia das erste Mal wieder gegenüber treten. Die letzten Nächte hatte ich bei James verbracht. Nur einmal kurz war ich in meinem Zimmer appariert, um mir frische Klamotten und ein schönes Kleid für die Hochzeit zu holen. Jetzt stand ich frisch geduscht im Badezimmer der Potters, legte ein bisschen Make-up auf und tuschte meine Wimpern, dann schnappte ich mir das Kleid und schlüpfte hinein. Es war mein Lieblings Kleid und ich hatte lange überlegt, ob ich es wirklich anziehen sollte, damit ich es später nicht mit schlechten Erinnerungen verbinden würde. Es war wunderschön! Der grasgrüne Ton harmonierte perfekt mit meinen Augen und den roten Haaren. Das Oberteil hatte Pailletten bestickte, dünne Träger und schmiegte sich eng an meinen Körper an, ohne dabei das Gefühl von Platzangst hervorzurufen. Während das Oberteil recht schlicht gehalten war, war der Rock mit Perlen und Pailletten verziert und fiel locker um meine Beine bis zu den Knöcheln hinunter. Meine Füße steckten in passenden grünen High-Heels. Nicht, dass ich gerne High-Heels trug, aber diese Schuhe hatte ich aus den Untiefen meines Kleiderschrankes hervor gezaubert und sie passten einfach perfekt zu diesem Kleid! Petunia würde diesmal nichts zu meckern haben, da war ich mir sicher. Auch James trug anstatt seines üblichen Festumhangs einen schicken Anzug und jetzt, wo ich unser Spiegelbild in der Fensterscheibe des Wohnzimmers betrachtete, wirkten wir wie ein ganz normales Pärchen. Ein ausgesprochen hübsches Pärchen, bemerkte ich grinsend, während ich James Fliege zurecht zupfte. Euphemia und Fleamont verabschiedeten sich mit einer Umarmung von uns beiden, dann traten wir vor die Haustür und disapparierten. Ich hatte extra einen Ort ausgewählt, der ein paar Kilometer vom Standesamt entfernt lag, damit wir in ein Taxi steigen, und so tun konnten, als wären wir auf Muggelweise angereist. James war ganz außer sich vor Freude, als er in eines der als Taxis gekennzeichneten Autos steigen durfte und erzählte mir, er habe diese jahrelang für magische Portale in eine andere Welt gehalten, genau wie Gleis 9 3/4. Ich gab dem Taxifahrer die Adresse und wir fuhren los. James schüttelte an jeder Ampel den Kopf und fragte verblüfft, woher die Glühbirnen wussten, wann sie an der Reihe waren zu leuchten. Ich konnte es ihm nicht erklären, was ihn noch erstaunter wirken ließ. "Aber du bist doch so gut in der Schule und du bist bei den Muggeln aufgewachsen", sagte er. Ich nickte. "Trotzdem weiß man als Muggel nicht automatisch, wie eine Ampel funktioniert. Oder weißt du etwa, nach welchen Kriterien Olivander seine Zauberstäbe auswählt, nur weil du jahrelang in einer Zaubererfamilie gelebt hast?", entgegnete ich. Das schien ihm einzuleuchten, denn er stellte vorerst keine weiteren Fragen.
Es dauerte nicht lange, da hielt das Auto vor einem altmodischen Rathaus, in dem die standesamtliche Trauung stattfinden sollte. Ich überreichte dem Fahrer das Geld, dann stieg ich aus dem Auto. Zögernd blieb ich stehen. Noch konnten wir umkehren. Noch hatte uns keiner gesehen.
"Lily Mäuschen! Schön, dass du da bist!" Erschrocken fuhr ich herum und sah meine Mutter. Sie trug ein schickes Kostüm und wirkte allgemein erfreut. Auch mein Vater strahlte. Vernon hatte er im Gegensatz zu James schon lange in sein Herz geschlossen. Zuerst einmal hatte es ihm nicht allzu viel ausgemacht, Petunia an Vernon abzutreten, weil ja immer noch ich da war und er erwartet hatte, dass ich mir noch etwas Zeit ließ. Vorallem, weil ich bis vor kurzem noch nicht mal einen Freund gehabt hatte, den ich heiraten hätte können. Zum anderen war Vernon ein bodenständiger, höflicher, normaler Mann, der zu dem über ein sicheres Einkommen verfügte. James war ein Rumtreiber, der gerade erst aus der Schule kam und noch nicht wusste, wohin ihn das Leben bringen würde. Mein Dad konnte ja nicht wissen, dass seine Familie sehr vermögend war. Ich ging mit zitternden Beinen auf meine Mutter zu und umarmte sie. Mein Vater kam sofort danach an die Reihe und dann klammerte ich mich wieder an James fest. Er hatte meine Eltern unerwartet höflich begrüßt und keinerlei dumme Sprüche von sich gegeben, wofür ich ihm sehr dankbar war.
Wir gingen in das Rathaus hinein und setzten uns auf mit Schleifen geschmückte Stühle. Von Petunia und Vernon war noch nichts zu sehen, was ich sehr ungewöhnlich fand. Allerdings dauerte es auch nicht lange, bis sie eintrafen. Petunia sah umwerfend aus, wenn auch auf ihre eigene Art und Weise. Ihre langen braunen Haare waren zu einer eleganten Hochsteckfrisur gesteckt, das Make-up war eher dezent gehalten und sehr passend zu dem schlichten dunkelgrünen Kostüm, dass sie trug. Vernon trug einen bestimmt sehr teuren Anzug und eine rote 0815 Krawatte. Jetzt ließ sich wieder einmal sehr gut erkennen, wie gut die beiden doch zueinander passten. Steif wie eine Bohnenstange setzte Petunia sich vorsichtig auf den ihr zugewiesenen Stuhl neben Vernon. Als der Standesbeamte in den Raum trat, verschluckte ich mich beinahe und konnte nur mit Mühe ein lautes Husten unterdrücken. Der Typ hätte Vernon's Bruder sein können! Wenig Hals, dafür viel Bauch und ein rosa-rotes Schweinegesicht. Seine dunklen Knopfaugen blitzen kurz auf, als er das Brautpaar sah, dann wuchtete er seine dicke Wampe auf den für ihn viel zu kleinen Stuhl hinter dem Tisch, auf dem die Ringe lagen und mir wurde Angst und Bange, als er zu reden begann. Die dünnen Stuhlbeine zitterten merklich unter dem tiefen Bass und ich drücke beide Daumen, dass der Stuhl nicht mitten während der Trauung nachgeben würde. Ich griff nach James Hand und drückte sie fest. Er lächelte mir zu und sofort breitete sich ein wohlig warmes Gefühl in meiner Brust aus.

"Sie dürfen die Braut nun küssen", beendete der Standesbeamte seine Rede und Vernon schmatzte Petunia einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sektkorken knallten, Glückwünsche wurden ausgerufen und alle waren guter Laune. Ausnahmsweise sogar meine sonst immer griesgrämig drein schauende Schwester und ihr Walross-Gatte. Zusammen mit James wartete ich, bis die anderen Gäste allmählich von Petunia abließen, dann ging ich auf meine frisch vermählte Schwester und meinen... Nun, ab jetzt wohl offiziellen Schwager zu. "Ich freue mich für euch!", sagte ich und es war vollkommen ehrlich gemeint. Petunias Lippen bildeten, wie so oft, wenn sie mit mir sprach, einen dünnen Strich. Doch machte es mir heute nicht so viel aus wie sonst. James war bei mir, und ich hatte gelernt, meine Schwester loszulassen. Sie wollte mich nicht bei sich haben und das hatte ich wohl oder übel akzeptiert. Dennoch wollte ich mich ein letztes Mal von ihr verabschieden. Ohne zu erwarten, dass sie die Umarmung erwiderte, drückte ich sie sanft an mich und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. "Danke Tuni!", flüsterte ich mit brüchiger Stimme in ihr Ohr. "Vielen vielen Dank für die glücklichen Jahre, die du mir in meiner Kindheit geschenkt hast!" Und vor Hogwarts, fügte ich in Gedanken hinzu.
Doch was war das? Ich spürte den leichten Druck zweier Arme an meinen Schultern. Petunia drückte mich kurz an sich, dann wandt sie sich aus meinem Griff und blickte unsicher zu Vernon hinüber. "Herzlichen Glückwunsch!", sagte ich und schüttelte Vernon kurz die Hand. Auch James beglückwünschte das frischgebackene Paar, dann verließen wir als eine der ersten das Rathaus, um zur Kirche zu fahren.
Es war eine sehr große Kirche. Genau das, was ich von Vernon und Petunia erwartet hatte. Schon fast aus Trotz beschloss ich, dass James und ich in einer kleinen Kirche heiraten würden. Vielleicht sogar in der kleinen Kapelle in Godric's Hollow.

Es dauerte nicht lange, da kam die hupende Hochzeitsgesellschaft vorgefahren und James guckte mich verblüfft an. "Warum machen die das?", wollte er wissen. "Sind ihre Hupen eingeklemmt oder fährt ihnen das erste Auto zu langsam?" "Nein", entgegnete ich kopfschüttelnd. "Das macht man so in der Mugglewelt. Das ist einfach so ein Brauch." James nickte nur.
Aus dem ersten Auto stiegen Vernon und Petunia. Es war ein sehr protziges Auto. Schneeweiß mit einem üppigen Strauß auf der Motorhaube.
Die Kirche wurde geöffnet und wir konnten eintreten.
Der Usher, ein gutaussehender junger Mann, erwartete uns schon, um allen ihre Plätze zu zu weisen. James und ich saßen sehr weit hinten, bei den flüchtigen Bekannten, was ich mit einem Naserümpfen quittierte. Einige dieser Bekanntschaften waren sogar so flüchtig gewesen, dass ich einige von ihnen sogar schon längst wieder vergessen hatte. Zum Beispiel Onkel Walter, den wir im Deutschlandurlaub kennengelernt hatten. Ich war damals 5 gewesen... Er hatte uns regelmäßig Postkarten geschickt und war nun sogar extra eingeflogen.
Die einsetzende Musik lenkte mich von meinen Gedanken ab. Vernon und seine Groomsmen, eine Art männlicher Brautjungfern, standen vorne am Altar. Da James und ich fast ganz hinten saßen, konnten wir immerhin den ersten Blick auf Petunia erhaschen. Sie trug ein hochgeschlossenes, schneeweißes Kleid mit enganliegendem Rock, der hübsche Perlenstickereien aufwies. Das Oberteil war zudem mit feiner Spitze überzogen, die sehr edel wirkte. Insgesamt ein Hingucker! Hingegen ihrer üblichen Gewohnheit strahlte Petunia, als sie am Arm unseres Dads, zusammen mit ihren Bridemaids zum Altar schritt.
Ich griff nach James Hand und drückte sie fest. Ein Bild flackerte durch meinen Kopf, das mich unweigerlich zum Lächeln brachte. Ich an der Hand meines Vaters, auf dem Weg zu James, der vorne zusammen mit seinen festlich gekleideten Freunden wartete. Den Antrag hatte ich schon. Fragte sich nur, wann es endlich so weit sein würde. Ein angenehm warmes Gefühl durchströmte mich und plötzlich konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich es geschafft hatte, James so lange zu widerstehen. Ich warf einen verstohlenen Blick zu ihm herüber und stellte fest, dass auch er mich anschaute. Das Blut schoss in meine Wangen und ich fragte mich, warum ich immer noch errötete, wo wir doch schon knapp ein halbes Jahr zusammen waren. James bemerkte es und grinste mich verschmitzt an. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Die ganze Zeremonie über blieb ich so sitzen.
Als sich schließlich alle erhoben standen auch wir auf und sahen zu, dass wir als eine der ersten wieder nach draußen kamen.

Hey,
Sorry, dass es wiedermal so lange gedauert hat, aber ich wollte nicht zwischen durch hochladen und das Kapitel dann in vier Teile teilen, nur weil ich nicht zum Schreiben komme😕
Jetzt sind daraus 2 Teile geworden, weil es sonst wirklich zu lange gedauert hätte.
Ich hatte in letzter Zeit ein bisschen was mit der Schule und mit meinem Buch (Zimmer 33 Das Geheimnis des alten Tagebuchs. Weitere Infos findet ihr im Info Kapitel weiter oben) zu tun. Allerdings hatte ich auch einfach keine Lust zu Schreiben und keine Einfälle😅.

Ich hoffe, es gefällt euch wieder und viel Spaß noch in der Schule oder sonst wo.
Eure XKimberloloX

Jily Idiot, oder nicht? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt