Angriff

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Lily Evans:

Schon in der ersten Woche nach den Ferien begann der Stress. Die Lehrer schienen alle zu denken, wir hätten in den vergangenen 6 Jahren nichts gelernt und so reihte sich Wiederholungsstunde an Wiederholungsstunde. Da wir das meiste schon sicher beherrschten, kamen wir zwar schnell voran, doch es wurde auch langweilig. Jedes Seufzen und Stöhnen im Unterricht wurde mit einem Vortrag der Lehrer über UTZe beantwortet und sie gaben Hausaufgaben bis zum Umfallen.

„Ich kann nicht mehr! Ich hab kein Bock!" Marlene ließ neben mir ihren Kopf auf die Tischplatte fallen und ich hoffte inständig, dass sie sich keine Gehirnerschütterung zugezogen hatte.
Es war später Abend und wir saßen immer noch an einem Berg Hausaufgaben.
Auch ich war dem Irrtum erlegen, dass es sich schnell machen ließ, weil ich es schon konnte, dennoch arbeiteten wir schon seit geschlagenen dreieinhalb Stunden. „Ich muss noch den Aufsatz über die Koboldaufstände für Binns schreiben", stöhnte auch Alice. „Den habe ich zwar vor zwei Jahren schon geschrieben aber ich kann ihn nicht mehr finden" „Ich hab den schon geschrieben", meinte ich und sah seufzend den Stapel Pergament vor mir durch. „Du kannst ihn als Vorlage benutzen" „Danke!", stieß Alice erleichtert aus und nahm die Pergamentrolle entgegen, die ich ihr hinhielt. „Darf ich auch abschreiben?", fragte Marlene hoffnungsvoll. „Nein! Wie kommst du da drauf, dass du meine Hausaufgaben abschreiben darfst!", sagte ich gespielt böse und runzelte zur Unterstreichung meiner Worte ärgerlich die Stirn. „Die Hausaufgaben bekommen dir nicht Lily Schätzchen!", schmollte sie und beugte sich wieder über ihr Blatt. Ich konnte mich nicht mehr halten und prustete los. „Das war doch nur ein Scherz!", lachte ich und ich musste noch lauter lachen, als ich ihr entsetztes Gesicht sah. „Natürlich darfst du abschreiben" Alice stieg in mein Lachen mit ein und auch Marlene brauchte nicht lange. Nachdem wir schließlich alle nach Luft schnappend über unseren Hausaufgaben hingen, wandte sich Marlene wieder mit aufgesetztem Schmollen an mich. „Du bist doof!" „Wie nett das zu hören!", entgegnete ich ebenso ironisch und mit einem Grinsen auf den Lippen machten wir uns daran, die Hausaufgaben zu beenden.
Es war zwar erst Dienstag und das Meiste war bis zur nächsten Woche auf, doch aus Erfahrung aus dem ZAG-Jahr, wusste ich, dass der Berg sich innerhalb der nächsten Tage noch beachtlich vergrößern würde und dieser einen dann am Wochenende erschlagen würde. Also hatten wir, Alice, Marlene und ich, uns vorgenommen die Hausaufgaben noch am selben Tag abzuarbeiten, an dem wir sie aufbekommen hatten.
Als wir endlich fertig waren, verabschiedeten sich Marlene und Alice von mir und verschwanden im Mädchenschlafsaal. Ich setzte mich auf eines der roten Sofas und wartete auf James, der hoffentlich bald kommen würde, denn heute hatten wir wieder gemeinsam Patrouille.
Er kam ausnahmsweise pünktlich und wir verließen Schweigend den Gemeinschaftsraum.
„Warum heute so still, Evans?", fragte er, als wir an der Großen Halle vorbei gingen. Bisher hatte noch keiner von uns geredet. Wir hatten uns nur mit Blicken verständig und ich war verwundert darüber, dass das mit Potter überhaupt möglich war. Ich hatte das Gefühl, gerade eine neue Seite an ihm kennenzulernen und die gefiel mir erstaunlich gut.
„Gibt nicht viel zu reden", antwortete ich mit einem Schulterzucken. „Aber auch du verblüffst mich" Verwundert zog er eine Augenbraue hoch und sah mich an. „Was ist so anders an mir?", fragte er schmunzelnd. „Die Rumtreiber haben dieses Jahr noch keinen einzigen Streich gespielt! Das ist außergewöhnlich. Entweder ihr seid endlich zur Besinnung gekommen...Oder ihr plant etwas ganz Großes" Auch wenn ich es nie zugeben würde, ein bisschen vermisste ich die Streiche der Rumtreiber schon. Es war als ob Hogwarts nicht mehr das Selbe war und so oft ich sie auch in den letzten Jahren auf den Mond gewünscht hatte, jetzt vermisste ich die Unbefangenheit, mit der die vier durchs Leben gegangen waren. Allen voran Potter und Black. Allein Remus machte sich ernsthafte Gedanken, wurde aber meistens von seinen Freunden mitgezogen und Peter, der hatte meistens an allem Spaß, was auch Sirius und James gefiel. Er war ein Mitläufer, aber er gehörte zu der Clique, in die jeder eintreten wollte.
„Nun ja. Eigentlich darf ich es niemandem Verraten, aber ich denke, bei dir machen meine Kumpels eine Ausnahme", meinte James und blieb stehen. „Wir wollen sowieso deine Erlaubnis haben" Er sah sich kurz um und senkte dann seine Stimme. „Der Abschlussstreich bedarf einiger Planung und Organisation" Er zwinkerte mir zu.
Das war also der Grund, warum es in letzter Zeit so ruhig gewesen war. „Und warum gerade meine Erlaubnis?", fragte ich verwirrt. Eigentlich war ich gar nicht gut auf die meisten Streiche der Rumtreiber zu sprechen, deshalb wunderte es mich, warum sie gerade jetzt auf meine Meinung Wert legten. Die meisten Streiche hatten sich gegen Severus...ich korrigiere mich: Schniefelus gerichtet und oft war es darauf hinausgelaufen, dass Potter mich nach einem Date fragte. All das fand ich nicht sehr amüsant und so hatte ich die Rumtreiber oft angeschnauzt.
„Du bist Schulsprecherin", sagte James. "Wenn Uhr es nicht zu reiten treibt habt ihr meine Erlaubnis", entgegnete ich. Auf James Gesicht erschien ein erstauntes Grinsen und er bedankte sich überschwänglich bei mir.
Es gab mehrere Gründe, warum ich zugesagt hatte. 1. Waren Severus und ich nicht mehr befreundet. Es konnte mir also egal sein, was sie mit ihm machten 2. Der Abschlussstreich würde nach den Prüfungen stattfinden und 3. Auch ich wollte einmal in meinem Leben so richtig Spaß in der Schule haben!

Jily Idiot, oder nicht? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt