Abschied

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Lily Evans:

Ich war schon fast fertig mit frühstücken, als die Rumtreiber verschlafen am Gryffindortisch aufkreuzten. Remus fehlte und auch die anderen sahen sehr übernächtigt aus, wenn nicht sogar ein bisschen wehmütig. Wahrscheinlich war es ihre letzte Vollmondnacht zusammen gewesen.
Ich wusste nicht, ob ich das Recht hatte, sauer auf James zu sein. Klar, er war ein nicht registrierter Animagus und schlich sich einmal im Monat nach Sperrstunde aus der Schule, um mit einem Werwolf abzuhängen, aber all das betraf unsere Beziehung nicht. Er hatte mich nie direkt belogen, mir lediglich eine Wahrheit vorenthalten und deshalb konnte ich ihm eigentlich auch keinen Vorwurf machen. Schließlich hatte ich ihn nie gefragt, was er in Vollmondnächten machte, oder ob er ein Animagus war. Nach einigen Überlegen beschloss ich nicht sauer auf ihn zu sein, sondern nur eine winzige Bemerkung fallen zu lassen. Damit er merkte, dass ich bescheid wusste. "Schönes Geweih, Brauner", flüsterte ich ihm zu, als ich an ihm vorbei ging und es dauerte nur einen winzigen Moment, dann erstarrte er. Langsam und mit blassem Gesicht drehte er sich zu mir um und starrte mich an. "Wer noch?", fragte er und ich musste lachen. "Keine Sorge", antwortete ich. "Nur ich." Damit ließ ich ihn stehen und folgte meinen Freundinnen zum Unterricht.

James Potter:

Ich war starr vor Schreck. Lily hatte unser größtes Geheimnis gelüftet! Hoffentlich würde niemand anderes davon erfahren! Obwohl, ich sprach hier von Lily Evans, die im Notfall schweigen konnte wie ein Grab. Von ihr würde niemand etwas hören, da war ich mir sicher. Schließlich wusste sie, was das für mich und meine Freunde bedeuten würde. Nicht registrierte Animagi und sämtliche Verstöße gegen die Schulordnung...
Außerdem hatte Filch unsere Karte immer noch einkassiert und es war uns nicht gelungen, sie ihm wieder abzunehmen.
Direkt nach dem Unterricht -wir hatten heute die vorletzte Prüfung geschrieben- holte ich meinen Tarnumhang aus seinem Versteck und quetschen mich zusammen mit Sirius darunter. Remus hatte sich hingelegt, denn er hatte heute, trotz das es ihm so schlecht ging, mitgeschrieben und Peter passte beim besten Willen nicht mehr mit uns unter den Umhang. Er wartete solange im Gemeinschaftsraum.
Leise, damit uns niemand hörte, schlichen wir zu Filchs Bürotür. Sirius klopfte an und ich ließ währenddessen die präparierte Pralinenschachtsl fallen. Kichernd gingen wir ein paar Schritte zurück und wartete, bis unser alter Hausmeister misstrauisch die Tür öffnete. Mit zusammen gekniffenen Augen sah er sich um, dann entdeckte er die Pralinen. Er hob sie auf und las den Zettel, der darauf befestigt war. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinen spröden Lippen aus und er marschierte beschwingt los.
Sirius zog sein Messer aus der Tasche und steckte es in das Türschloss. Mit einem leisen Klicken schwang die morsche Tür auf und wir traten ein. "Der ist wirklich auf den Date-Trick mit Madame Pince reingefallen...", lachte Sirius schadenfroh und machte sich daran, den Schreibtisch zu durchwühlen.
Wir wollten gerade einen vergammelten Schrank öffnen, als Schritte vor der Bürotür ertönten. Wütende Schritte. Hastig zog ich den Umhang über Sirius und mich und als die Tür aufgerissen wurde, sprangen wir hindurch. Direkt hinter uns knallte sie ins Schloss und der vor Wut rasende Filch war wieder in seinem Büro. Verdammt!

Leicht bedrückt saßen Sirius und ich am nächsten Morgen in der aller letzten Schulprüfung unseres Lebens. Es war uns nicht gelungen die Karte des Rumtreibers, unser größtes Meisterwerk, wieder an uns zu nehmen. Ich musste mich sehr konzentrieren, um die Fragen auf dem Pergament vor mir zu beantworten. Immer wieder verschwammen die Buchstaben vor meinen Augen, was wahrscheinlich mit dem wenigen Schlaf und dem vielen Lernen der letzten Tage zu tun hatte. Als Professor Flitwick verkündete, dass die Zeit in einer Minute abgelaufen sei, ließ ich erleichtert meine Feder sinken. Ich sortierte unauffällig meine Blätter übereinander und grinste dabei in mich hinein. Gleich war es so weit! "Abgeben!", piepste Professor Flitwick und schwang seinen Zauberstab. Alle Pergament erhoben sich von den Tischen und flogen mit einem sanften Rascheln zu unserem Professor nach vorne, um sich auf seinem Pult zu stapeln. Ich ließ meinen Blick zu Sirius wandern. Er grinste genauso erwartungsvoll wie ich und auch Moony und Wurmschwanz sahen aufgeregt aus. Professor Flitwick wollte gerade die große Tür öffnen, als ein ohrenbetäubender Krach losging. Erschrocken sprang er zurück und auch die anderen Schüler sahen sich alarmiert um. Schreie drangen vom Flur her zu uns rein und Professor Flitwick rannte, so schnell ihn seine kleinen Beine trugen, zur Tür, um sie aufzureißen und nachzusehen, was da vor sich ging.
Aus den Kerkern drang ein fürchterlicher Krach herauf und ein paar jüngere Slytherins kamen die Treppen hoch gestürmt. Ein Teil von ihnen wirkte doch tatsächlich verängstigt. Der Rest schnaubte vor Wut. Zufrieden registrierte ich, wie auch die anderen Gryffindors, Hufflepuffs und Ravenclaws schadenfroh grinsten. Sirius Lachen erstarb, als Reguls, sein jüngerer Bruder, auf uns zu kam und uns wütend anfunkelte. "Ich weiß, dass ihr das wart Sirius!", fauchte er und das versetzte Tatze dann doch wieder in Hochstimmung. "Das ist schön Regulus", entgegnete er frech. "Dann weißt du ja, was ich von euch halte!" Damit drehte er sich um und spazieren aus der Großen Halle.

Jily Idiot, oder nicht? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt