1. Marie - Schöne Florence

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Florence saß auf meinem Bett und sah sich ein wenig unsicher um. Ich stand mit zwei Gläsern in der Hand im Türrahmen und beobachtete sie. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte den Blick einfach nicht von ihr abwenden. Ich konnte nicht verhindern, zu denken, dass sie unglaublich schöne Augen hatte. Nicht auf die Weise schön wie 'Die Farbe gefällt mir', sondern eher auf die Weise, dass ihre Augen mich in einen Bann zogen und ich es kaum schaffte, meinen Blick davon abzuwenden. Meine Augen folgten ihrer Hand, die abwesend eine Strähne ihrer Haare hinters Ohr strich. Ihre fast schwarzen Locken umspielten ihr Gesicht und ein Sonnenstrahl, der aus dem Fenster auf sie fiel, ließ ihre dunklen Augen erstrahlen. Ein paar vereinzelte Sommersprossen umspielten ihre hübsch geschwungene Nasenspitze und ihre Oberlippe verlief in einem perfekten Schwung. Sie hatte wirklich unglaublich schöne Lippen. Ob sie so weich waren, wie sie aussahen? 

Plötzlich bemerkte ich, was ich da dachte und wie offensichtlich ich sie wohl anstarren musste. Oh Gott, was war denn los mit mir?! Erschrocken sah ich auf meine Hände und dann wieder hoch, aber Florence schien nichts bemerkt zu haben. 

Entschieden schüttelte ich den Kopf, trat in mein Zimmer und stellte die Gläser auf meinem Nachtschrank ab. Plötzlich war ich entsetzlich nervös und meine Hände zitterten ein wenig. Hilfe! Ich räusperte mich und lächelte sie unsicher an. Was war denn nur los mit mir, in der Schule konnte ich doch auch normal mit ihr reden. "Alles okay bei dir?", fragte Florence und sah mich lächelnd an. "Ähhm ja klar alles bestens." Langsam fing ich mich wieder.

"Sollen wir anfangen?" Ich deutete auf die Deutschsachen die neben ihr auf meinem Bett lagen und mit einem Nicken holte auch Florence ihre Sachen aus ihrer Tasche. Sie war seit kurzem meine Sitznachbarin und im Deutschunterricht behandelten wir gerade das Thema Theaterstücke. Als Langzeitprojekt hatten wir die Aufgabe bekommen, uns mit unserem Sitznachbarn oder unserer Sitznachbarin ein berühmtes Werk auszusuchen und eine zusätzliche Szene zu dem Stück hinzu zu schreiben und diese dann abschließend vor der Klasse vorzutragen. Heute war das erste Mal, dass Florence und ich uns trafen, um mit dem Projekt anzufangen, und mir war aufgefallen, dass es auch das erste Mal war, dass Florence und ich allein waren. 

Wir gingen zwar seit fast 6 Jahren in eine Klasse und hatten auch in Gruppen schon oft etwas gemeinsam unternommen, aber um ehrlich zu sein, wusste ich nicht viel über sie und hatte bisher auch nie das Bedürfnis gehabt, sie näher kennen zu lernen. Aber jetzt, wo sie da auf meinem Bett saß und mich anlächelte, fragte ich mich plötzlich, wieso mir vorher nie aufgefallen war, wie hübsch sie war. Und wie lustig. Und nett. 

Florence sagte etwas von verschiedenen Stücken und Autoren und Recherche, aber ich musste mich konzentrieren, um ihr zuzuhören und sie nicht anzustarren. Ich wusste wirklich nicht, was heute mit mir los war. 

"Marie?" Sie sah mich erwartungsvoll an und ich wurde rot. Ich hatte keine Ahnung, was sie gesagt hatte und mein Herz pochte wie wild, als ich ihren Blick auf mir spürte. Das musste aufhören, ich musste mich zusammen reißen! Ich zwang mich tief durchzuatmen, bat sie, ihre Frage nochmal zu wiederholen und schlug meinen Collegeblock auf. Jetzt wurde gearbeitet. 


RomeA and JulietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt