Teil 12

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Teil 12

Was zu Hölle wollte er hier?
Wie hatte er mich ausgerechnet hier und jetzt gefunden?
Collins Augen trafen meine und ein fettes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
Ich erkannte ein amüsiertes Funkeln in dem wunderschönen Eisblau seiner Augen, als er mich ansah.
Er kam gelassen, aber zielstrebig auf mich zu. Kaum hatte er mich erreicht, beugte er sich zu mir runter und gab mir mit den Worten: „Hallo Schatz." einen Kuss auf die Wange.
Zu überrascht um etwas dagegen zu machen, blieb ich einfach sitzen und liess es geschehen. Er richtete sich wieder auf und lief einmal um den grossen Gartentisch herum, um meine ganze Verwandtschaft zu begrüssen und sich höflich bei ihnen vorzustellen.
Meine fünfjährige Cousine Diana, die neben mir sass, beugte sich zu mir rüber und sagte leise kichernd: „Dein Freund ist aber ganz schön hübsch." verwirrt sah ich sie an. „Wer?"
Sie kicherte wieder und schielte mit ihren rehbraunen Augen zu Collin rüber.
„Na dein fester Freund dort drüben!" sagte sie nun nochmal nachdrücklicher.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen.
Collin Leech soll mein fester Freund sein? Das war doch lächerlich!
„Wie kommst du drauf, dass ausgerechnet er mein Freund sein soll?" Fragte ich die kleine Diana.
„Na weil er das sagt und er dich ganz fest liebt." Sagte sie bestimmend.
„Er hat gesagt, das er mich lieben würde?" Fragte ich sie überrascht, dass er sogar so etwas anscheinend eifach so, ohne jegliche Bedeutung dahinter sagte.
Die Kleine schüttelte ihren Kopf, wobei ihre blonden Locken auf und ab hüpften.
„Nein, hat er nicht. Aber es muss stimmen, weil man sagt nicht zu einem Mädchen, das sie seine Freundin ist wenn man sie nicht ganz doll liebt, also muss er dich ganz doll lieben." Sagte die fünfjährige mit voller Überzeugung. Dass sie es doch nicht so leise sagte, wie ich dachte, merkte ich erst als Collin sich neben mir auf den Stuhl fallen lies, einen Arm um meine Schulter schlang und Diana mit einem Grinsen antwortete: „Genau so ist es, Kleine."
Hatte er mir jetzt gerade indirekt seine Liebe gestanden?
Nein, das konnte nicht sein.
Er machte das alles nur um mich zu quälen! Er wollte sich dafür rächen, dass ich abgehauen bin, dass ich weggelaufen bin anstatt wie wahrscheinlich alle anderen Frauen ihm hinterher zu rennen.
Er spielte mit mir.
Ich wurde von meiner Grossmutter aus den Gedanken gerissen, als sie mich fragte: „Oh Zoey, wieso hast du diesen wunderbaren jungen Mann denn vor uns geheim gehalten?"
Ein wenig überfordert schaute ich in die erwartungsvollen Gesichter meiner Verwandtschaft, die anscheinend alle meiner Grossmutter zustimmten in dem was sie gesagt hatte.
„Ehm... Also... ich... eh... wir..." fing ich an zu stottern, wurde aber von Collin unterbrochen. „Wir sind erst seit knapp zwei Wochen zusammen und da dachten wir, es wäre doch nett wenn ich hier als Überraschung auftauche und wir es euch einfach gleich zusammen sagen." sagte er und sah mich danach liebevoll an. Für einen kurzen Moment starrte ich wie hypnotisiert zurück, direkt in seine glasklaren Augen. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, um wieder vernünftig denken zu können.
Heilige Scheisse, die ganze Situation hier lief gerade gewaltig aus dem Ruder.
Collin hatte es geschafft, dass meine ganze Familie regelrecht begeistert von ihm ist und sich freute, dass wir zusammen sind und das in so einer kurzen Zeit!
Was sollte ich jetzt tun?
Ich sah rüber zu Collin, welcher mich bereits mit einem siegessicheren Funkeln in den Augen musterte.
Dieser verdammte Mistkerl!
Aber ich hatte beschlossen sein hinterlistiges Spiel mitzuspielen. Somit könnte ich den nervigen Fragen meiner Verwandten ausweichen. Meine Oma wäre glücklich, da sie denken würde, ich habe endlich jemanden gefunden und ich würden den Geburtstag meines Vaters nicht mit einem unnötigen Drama ruinieren. Wenn ich meine Familie dann das nächste Mal sehen, werde ich ihnen einfach erzählen, dass es nicht geklappt hat und ich mich von Collin getrennt hatte.
Aber um eins klarzustellen: Ich werde ihm diesen Abend bestimmt nicht einfach machen!
„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?" Fragte meine Cousine Lena neugierig.
Ha da kam auch schon meine erste Chance ihn blosszustellen!
Collin war vielleicht ein guter Schauspieler und sehr gut im improvisieren, aber ich dachte nicht, dass er in wenigen Sekunden eine gute Geschichte erfinden konnte darüber, wie wir uns kennengelernt hatten.
Er würde ziemlich dumm dastehen, wenn er nicht mal mehr wusste wie wir uns kennengelernt hatten.
„Ach Schatz, erzähl du doch bitte wie das war." Sagte ich in einem übertrieben netten Tonfall und lächelte ihn triumphierend an.
„Na klar, Prinzessin." antwortet er mir ganz gelassen.
„Also es war so: Ich hatte mich bei der Arbeit verletzt und musste deshalb ins Krankenhaus. Zufälligerweise war es genau das Krankenhaus in dem mein Engel arbeitet. Ich wartete also gerade im Behandlungszimmer, als sich die Tür öffnete und mir die schönste Frau, die ich je gesehen habe, entgegen kam und anfing mich zu verarzten. Ein paar Tage später hab ich nach dann der Arbeit vor dem Krankenhaus auf sie gewartet, weil ich einfach nicht mehr aufhören konnte an sie zu denken. Zoey hat sich anfangs zwar ein wenig gegen mich gesträubt, aber schlussendlich konnte sie mir nicht widerstehen und so hat sich das später alles ergeben. Tja und jetzt sind wir, wie schon gesagt, seit fast zwei Wochen zusammen. Naja was soll ich sagen, es war Liebe auf den ersten Blick." Beendete er seine Erzählung und grinste mich an.
Der Typ grinste eindeutig zu viel!
Ich zwang mich zu einem Lächeln, um dieses ganze Spiel aufrecht zu erhalten, das verlief ganz und gar nicht wie ich es erwartet hatte.
Er hatte jetzt sogar noch mehr Zuneigung und Anerkennung von meinen Verwandten erhalten.
„Wie schön so eine junge, strahlende Liebe zu sehen." Sagte meine Tante lächelnd.
„Ja genau es ist wirklich schön, dass unsere Zoey auch mal jemanden gefunden hat, mit dem sie zusammen gekommen ist und der so ein guter junger Mann ist, wie du Collin. Wir dachten schon, dass sie niemals einen Freund abbekommen wird" stimmte ihr mein Onkel schmunzelnd zu.
Meine Augen weiteten sich geschockt, als ich realisierte was mein Onkel da gerade gesagt hatte.
Fast alle fingen an laut zu lachen, natürlich auch Collin.
Oh Gott war das peinlich, bitte Boden tu dich auch und verschling mich!
Schlimmer konnte es ja gar nicht mehr werden!
Dachte ich zumindest...

So hier ist der zweite Teil der Lesenacht. Ich hoffe er gefällt euch 😄

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