Teil 9

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Teil 9

Ich sass mit Gorilla Nummer Zwei im Auto. Mittlerweile hatte ich erfahren, dass er George hiess. Er arbeitete seit etwa fünf Jahren für Collin. Er war aber echt nett und jünger als ich erwartet hätte.
Ich bekam schon fast ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn höchst wahrscheinlich durch meine Lügen in Schwierigkeiten brachte.
Sein Handy, dass er in der Ablage zwischen den beiden Vordersitzen vom Auto hingelegt hatte, fing plötzlich an zu Vibrieren und die Aufschrift ‚Boss' erschien auf dem Display.
Verdammt, wenn George jetzt ran ging, würde ihm Collin befehlen mich sofort zurück zu bringen und dann wäre meine ganze Aktion von vorhin für rein gar nichts gewesen.
Schnell schnappte ich mir sein Handy, bevor er es sich greifen konnte. Daraufhin musterte er mich für einen kleinen Augenblick verwirrt und recht misstrauisch, bevor er sich wieder der Strasse zuwandte.
„Man darf während dem Autofahren nicht telefonieren, das weisst du oder? Ich mach das für dich, nicht dass wir noch einen Unfall bauen." Redete ich mich erfolgreich raus, denn er nickte zustimmend.
Meine Hand zitterte ein wenig, als ich auf das Handy drückte um den Anruf entgegen zu nehmen.
„Ich schwör dir George, du hast ein grosses Problem wenn du mir nicht sofort Zoey zurück bringst!" Rief Collin, von der anderen Seite der Leitung her, wütend in mein Ohr.
Ich hoffte so sehr, dass George nicht hören konnte, was Collin am Telefon sagte, sonst würde er wahrscheinlich sofort umdrehen. Er war immerhin sein Boss und soweit ich es mitbekommen habe sind Collins Männer ihm gegenüber sehr loyal.
„Hallo" sagte ich ein wenig unsicher ins Handy. „Zoey! Wo bist du? Komm sofort zurück oder du wirst es bereuen!"
Ich konnte nicht zurück, also musste ich versuchen George noch länger etwas vorzumachen.
„Na klar, es hat keine grösseren Problem gegeben und nein, wir sind noch nicht da." Antworte ich Collin, als hätte er vorhin etwas ganz anderes gesagt.
„Zoey, ich warne dich..." eilig unterbrach ich ihn.
„Okay in Ordnung. Ja genau, bis später." Sagte ich schnell ins Handy und legte auf.
Unauffällig, so dass George es nicht bemerkte, schaltete ich sein Handy aus. George durfte auf keinen Fall misstrauisch werden. Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass Collin nicht einfach aufgeben und weiter anrufen würde. „Und? Was wollte er?" Fragte mich der Blondhaarige neben mir neugierig.
„Ach nichts spezielles. Er wollte nur wissen, ob wir schon da sind."
Wir fuhren noch einige Minuten schweigend weiter, bis ich die Stille erneut durchbrach.
„Ehm George... würdest du mich vielleicht kurz zur Autowerkstatt drei Strassen weiter fahren? Collin sagte, du sollst so schnell wie möglich wieder zurück fahren. Er braucht dich für irgendetwas und da will ich dich nicht noch länger als nötig in Beschlag nehmen."
Er willigte ein und liess mich bei der Werkstatt raus.

Ich sprach mit meinem Mechaniker und konnte wenig später mit meinem geliebten roten Mini davonfahren. Ich konnte logischerweise nicht zur Arbeit fahren, weil ich dies den Gorillas gesagt hatte und die das sicher schon Collin berichtet hatten. Auch nach Hause konnte ich nicht gehen, denn da würde er mich als erstes suchen. Ich musste an irgendeinen Ort, wo mich Collin nicht erwarten würde oder von dem er nicht wusste, dass es ihn gibt.
Mein Bruder war der einzige der mir einfiel, zu dem ich gehen konnte. Ich denke nicht, dass mich Collin dort so schnell finden würde.
Es wissen nicht viele, dass ich einen Bruder hatte, geschweige den wo dieser wohnte. Ich machte mich also auf den Weg zu ihm.

Nach fast einer Stunde stand ich nun also vor der Haustür meines älteren Bruders.
Ich klingelte. Es könnte auch sein, dass er gar nicht da ist. Es war zwar noch relativ früh aber ich kannte seine Arbeitszeiten nicht. Er war Polizist und deshalb oft auch zu den unmöglichsten Zeiten unterwegs.
Die Tür öffnete sich und vor mir stand die Frau meines Bruders: Selena.
„Zoey" rief sie überrascht und fiel mir direkt um den Hals. „Hey Sel, lange nicht gesehen" sagte ich lachend und erwiderte ihre Umarmung.
Das letzte mal als ich sie gesehen hatte, war vor etwa einem Monat. Damals hatte sie mir erzählt, dass sie schwanger ist. Mittlerweile sollte sie schon im vierten Monat sein und man sah auch schon ein wenig von ihrem nun rundlichen Bauch.
„Ach was du nicht sagst. Komm rein! Jack ist leider schon vor Zwanzig Minuten gegangen." wir betraten das Haus.
„Nicht so schlimm. Ich hab ja auch nicht gesagt, dass ich kommen würde" Wir liefen in die Küche, wo sie mir einen Tee machte.
„Und was führt dich denn so überraschend hier her?" Fragte sie mich, während wir am Küchentisch sassen und unsere Getränke tranken.
„Naja es ist so, ich wollte euch eigentlich fragen, ob ich vielleicht ein paar Tage hier bleiben könnte?"
„Natürlich! Du bist immer willkommen, das weisst du doch." Willigte sie sofort ein. Ihr Blick wurde aber gleich darauf nachdenklich und ein wenig besorgt. „Aber wieso denn? Ist etwas passiert?"
Aus irgendeinem Grund wollte ich ihr noch nicht erzählen was genau passiert war, vielleicht weil ich einfach nicht wollte, dass sie sich um mich sorgen machen musste. Sie war ja schliesslich auch noch schwanger und da sollte man so viel Stress wie nur möglich verhindern.
„Ich habe im Moment einfach ziemlich viele Dinge um die Ohren, aber nichts schlimmes. Ich will einfach mal ne kurze Auszeit von allem." antwortete ich, statt ihr die ganze Wahrheit mit Collin zu erzählen. Ihr besorgter Blick verschwand und sie lächelte mich wieder an. „Na dann, fühl dich wie zu Hause"

Ich habe mich wirklich mega gefreut, dass ich soo liebe Kommentare bekommen habe. Danke vielmals 💕
Ich war echt motiviert davon und dachte mir, dass ich schon heute ein Kapitel für euch schreibe und nicht erst nächsten Sonntag. Ich hoffe es gefällt euch und nochmal Danke! 😊

Be mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt