Erbe und Bürde

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Ich wachte auf. Mühsam vollzog och eine leichte Drehung, sodass ich grade so auf die Uhr schauen konnte. Es war  früher Morgen. Ich seufzte. Wenn ich schon wach war, konnte ich auch etwas rausgehen. Ich setzte einen Fuß vor die Tür und angenehm kühler Morgenwind wehte mir entgegen. Ich überlegte kurz, welche Richtung ich einschlagen sollte und entschied mich schließlich für die Meteorfälle. Die Angestellten der Devon Corp. waren vor einiger Zeit endlich auf die Idee gekommen, den Weg in beide Richtungen begehbar zu machen, ohne surfen zu müssen. Es war praktisch, so konnte ich leicht zum Ausgang der Meteorfälle gelangen. Ich stellte mich auf einen Felsen und betrachtete den Horizont, der sich langsam orange färbte. Ich setzte mich hin, nahm meinen Rucksack vom Rücken und kramte eine Tüte Chips hervor. Ich fühlte mich wie im Kino. Als die Sonne sich dann endlich am Horizont erblicken ließ, sprang ich vom Felsen und spazierte ans Ufer. Ich legte mich an den Strand, wobei ich den Rucksack als Kopfkissen nutzte. Nach kurzer Zeit bemerkte ich etwas in meiner Kopfstütze. Ich langte hinein und zog die Splitter des mysteriösen Pokéballs hervor. Ich wickelte sie aus, legte das Tuch auf die verschränkten Beine und verteilte die Splitter. Wieder einmal versuchte ich, die Funktionsweise des Balles zu verstehen. Mit normalen Bällen konnte ich umgehen, da könnte ich im Schlaf einen vollständigen Vortrag drüber halten. Dieser Ball war nicht so viel anders, aber mich störte irgendetwas daran. Die Energiequelle war es nicht, da hatte ich die Funktionsweise bereits verstanden. Ich ging noch einmal jedes Stückchen einzeln durch und betrachtete es von jeder Seite. 'Vielleicht sehe ich auch nur den Wald vor lauter Bäumen nicht', schoss es mir durch den Kopf. Ich versuchte, ein paar Teile zusammenzusetzen, aber auch so entdeckte ich nichts. Es war ziemlich nervenaufreibend. Plötzlich sauste etwas rot-blau-grünes neben mir durch den Sand, flitzte in einem Kreis durchs Wasser und positionierte sich dann neben mir. Ich lächelte. "Morgen, Drake." Im Moment darauf flog auch Glurak zu mir und ließ sich in den Sand fallen. Dabei wirbelte es nur leider jede Menge Sand auf, der mir und Drake in Augen, Nasen und Münder flog. Wir spuckten und rieben uns die Augen. Ich hoffte, dass Drake sich nicht mit Glurak anlegen würde, denn er sah nicht gerade glücklich aus. Aber er konnte sich anscheinend zusammenreißen. "Morgen." Jetzt gesellte sich auch noch Luxtra zu uns. "Heute ist ein Arenakampf angesagt, was?", fragte sie. Ich nickte. "Felizia, die Gesteinsarenaleiterin. Das ist kein Pappenstiel, da Glurak schlechte Karten gegen sie hat." Ich drehte meinen Kopf zu ihr. "Apropos Kampf, was hast du denn da im Kampf von Gold gegen Emily gemacht? Es sah aus, als hättest du die Kontrolle über Panferno übernommen." Sie lachte auf. "Die Kontrolle übernommen? So drastisch ist das jetzt nicht gewesen. Ich habe Panferno nur einen Anstupser gegeben, den es brauchte, um die Sache ins Rollen zu bringen."-"Können alle Pokémon in eurer Dimension das?", fragte ich neugierig. "Nicht alle, aber ein paar", antwortete Luxtra. "Geschätzt ungefähr 10 Prozent von allen. Es ist eine vererbbare Sache, genau wie Through's Fähigkeit vererbbar ist."-"Also von den Eltern..." Ich sprang auf, als hätte ich auf einer Nadel gesessen. "Aber wenn Through der einzige Dimensionwalker ist, was ist dann mit seinen Eltern passiert?" Luxtra zuckte zusammen. "...Das musst du noch nicht erfahren." Sie warf einen Blick auf meine Uhr. "Die Arena macht bald auf. Wir sollten die anderen wecken." Ich machte ein enttäuschtes Gesicht, nickte aber. "Gleich. Ich muss vorher noch Drake daran hindern, Glurak ins Wasser zu stoßen." Luxtra kicherte und ging voraus.

Nachdem ich die beiden auseinanderkriegen konnte (Glurak hatte Drake mit noch mehr Sandwirbeln genervt, bis er die Geduld verloren hatte), frühstückten wir in Ruhe (mehr oder weniger, die beiden waren immer noch etwas wütend aufeinander) und brachen dann zur Arena auf. Die Tür öffnete sich und wir betraten den riesigen, mit Fossilien bestückten Raum. Der hiesige Arenahelfer begrüßte uns. "Die Arenaleiterin kämpft gerade noch", sagte er. Ich drehte mich zu den anderen um und meinte, dass wir dann wohl warten müssten. Dabei kam mir Through's Gesicht etwas bleicher vor als normalerweise. Als dann Stimmen ertönten, die sich nach "guter Kampf" und "starkes Panzaeron" anhörten, hätte man ihm mit einem Geist vergleichen können. Er starrte mit gefalteten Händen gen Himmel und murmelte immer wieder 'Arceus, bitte tu mir das nicht an'. Als sich schließlich die Tür öffnete, drückte er seine Meinung dazu mit einem anderen Wort für Geschlechtsverkehr eindeutig aus. Aus der Tür kam ich selbst hervor.

Pokémon: Das Kind von Leben und Tod (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt