Ich schaute Lunala ungläubig an. "Ich soll dir eine Bitte erfüllen? Was kann ich denn, das ein Legendäres Pokémon wie du nicht kann?" Lunala schüttelt den Kopf. "Es geht hier nicht darum, was du kannst oder nicht, sondern um deine Größe." Ich war immer noch verwirrt. "Es geht darum, in die Unterwasserstromfabrik Neu Malvenfroh einzudringen. Denkst du, ich würde da überhaupt reinkommen?" Ich kratzte mich am Kopf. "Eher weniger..."-"Siehst du." Lunala grinste leicht gruselig. "Da unten forscht jemand an etwas und ich will wissen, an was. Die Pokémon in der Nähe drehen deswegen oft durch. Du musst für mich nachsehen, was da vor sich geht." Langsam hob Lunala wieder vom Boden ab. "Wenn du es machst, bekommst du ein Geschenk. Falls nicht... Nun ja, normalerweise drohe ich nicht, aber notfalls habe ich durchaus die Kraft, dich für mehrere Wochen ins Krankenhaus zu schicken." Ich schluckte. Plötzlich fiel eine Chipkarte neben mir auf den Boden. "Damit kommst du da rein. Viel Glück, du wirst es brauchen." Und dann verschwand Lunala dahin, woher es gekommen war. Ich zitterte leicht, als ich noch Lunala hinterherstarrend den Felsen neben mir abtastete und die Chipkarte hochnahm. Ich löste mein Blick von dem Mond und besah sie mir genauer. "Silber, Mitarbeiter, kompletter Zugriff...", las ich sie mir selbst leise vor. Langsam stand ich auf. Hatte ich überhaupt eine Wahl? Ich seufzte und lief langsam zurück zum Pokémon-Center. Vorsichtig tastete ich mir meinen Weg in mein Zimmer zurück, da ich in dem Moment nicht realisierte, dass ich eine Taschenlampe hatte. Dort angekommen legte ich die Chipkarte auf das Tischchen neben mir und mich ins Bett, um kurz darauf einzuschlafen.
"Silber?" Ich öffnete die Augen. Gold stand neben meinem Bett. "Auch mal wach?" Er grinste leicht. Mir fiel auf, dass er anscheinend sogar mehr abbekommen hatte als ich, denn ihm waren die Spuren des Kampfes deutlicher anzusehen, und das obwohl ich mehr gekämpft hatte. Ich lächelte zurück. "Jup."-"Frühstück steht bereit." Ich bemerkte, was für einen Hunger ich hatte. So schnell wie es mir halt möglich war sprang ich aus dem Bett und zog mich um, um Minuten später am Tisch zu sitzen und Toasts zu verspachteln. Nach einer Weile kamen auch die anderen dazu. Mirai sah ziemlich zerzaust aus und schaute mich säuerlich an. Ich konnte mir schon denken, was passiert war. Through sagte als Erster etwas. "Was jetzt?" Die Frage, die wir uns alle stellten. Ich überlegte. Man sah Gold an, dass sein Gehirn heiß lief und auch Luxtra und Mirai schienen nicht besser dran zu sein. Dann fiel mir die Chipkarte ein. Ob ich den anderen davon erzählen sollte? Lunala hatte schließlich speziell mich angesprochen. Andererseits hatte es nichts gegen Begleitung gesagt. Aber ich hatte nur eine Chipkarte... Trotzdem. "Ich wüsste was..." Sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet. Wie immer in solchen Situationen fühlte ich mich unwohl. "Ich hab... Ich bin nachts..." Ich wusste nicht, wie ich es erklären konnte. "Lunala hat mit mir gesprochen", sagte ich schließlich. Keine Reaktion. Selbst Gold zeigte nicht einmal den Anflug einer Bewegung. "Ich soll für es... in Neu Malvenfroh rein und dort Nachforschungen über die Forschung da anstellen." Ich entspannte mich etwas. "Lunala hat mir eine Chipkarte gegeben, mit der ich reinkomme, aber ihr könnt wohl nicht mit." Jetzt regte sich Gold. "Ich will aber mit." Luxtra, Mirai und Through nickten zustimmend. "Das dachte ich mir schon, aber was wollt ihr da machen?"-"Wache halten. Das ist das Mindeste", antwortete Luxtra mir sofort. "Und wenn du um Hilfe rufst, ist es uns egal, ob da irgendwelche Abwehrsysteme sind. Wir werden dir zu Hilfe kommen", ergänzte Through. Ich lächelte und spürte etwas Nässe in meine Augen steigen. Ich schaffte es, die Tränen zurückzuhalten, aber es war wohl offensichtlich, wie sehr ich mich anstrengte, denn die anderen schauten sich vielsagend und fröhlich an. Die Ereignisse in letzter Zeit hatten mich etwas emotional anfällig gemacht, umso froher war ich um meine großartigen Freunde. Und im nächsten Moment fiel ich von Stuhl. Verdutzt stand ich mein Hinterteil reibend auf. Ein metallisches Kichern ertönte. Ich drehte mich um und beobachtete, wie sich an den Stuhlbeinen ein kleines Gestell mit Metallfüßen bewegte. Der Stuhl lief weg. Gut, klar hat ein Stuhl Beine, aber das war einfach nur lächerlich. Ich warf einen kurzen Blick zu den anderen, deren genervte Gesichter meine Vermutung bestätigten. Ich lief los, dabei darauf bedacht, meinen noch heilenden Körper nicht zu sehr zu belasten, und verfolgte den Stuhl. Schließlich schaffte ich es, ihn im Bad in die Enge zu treiben und schnappte mir die Lehne. Nach einigem Schütteln fiel das Metallgestell ab und ich starrte es wütend an. Mit mechanischem Klicken ordneten sich die Metallstücke langsam neu an und bildeten ein beleidigt schauendes Panzaeron. Ich musterte es. Irgendwie ironisch, dass ausgerechnet ein Stahl-Pokémon gerne Streiche spielte. Ich ging schnell meine Optionen durch. Stuhl wegbringen oder Panzaeron einfangen. Ich stellte den Stuhl beiseite und griff nach Panzaeron. Die Metallstückchen boten keinen Widerstand, wodurch meine Hände mit etwas Metall zwischen ihnen zusammenklatschten. Dummerweise verformte sich das Metall wieder und wickelte sich um meine Arme. Ich bekam leichte Panik und schüttelte wie wild meine Arme, um Panzaeron loszuwerden, aber das hielt sich fest. Glücklicherweise reichte das Metall nur, um beide Arme und einen kleinen Teil meines Oberkörpers zu bedecken. Trotzdem war es ein unangenehmes Gefühl. Vor allem, weil Panzaeron meine Arme tatsächlich nach seinem Willen steuerte. Es übte einen riesigen Druck aus, gegen den wahrscheinlich nicht mal ein Machomei eine Chance hätte. Ich lief weiter durch das Bad und versuchte Panzaeron von mir zu kriegen, aber es war echt stur. Irgendwann wurde ihm zu meinem Glück langweilig; es löste sich von mir und flog davon. Ich hatte verstanden, warum die anderen Panzaeron nicht mochten. Leicht genervt nahm ich meinen Stuhl und ging zurück zum Tisch. Da wir nichts mehr zu besprechen hatten, verabschiedeten wir uns mit "Morgen gehen wir nach Neu Malvenfroh" und verteilten uns über unsere Zimmer. Ich beschloss, noch eine Pause einzulegen und packte mich wieder ins Bett.
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Pokémon: Das Kind von Leben und Tod (Pausiert)
Fanfic"Dieses Wesen muss um jeden Preis aufgehalten werden. Denn es ist das Chaos in Person. Es ist das Kind von Leben und Tod." Silber wurde schon immer gesagt, dass er außergewöhnlich war. Und er wusste auch, worin. Er war außergewöhnlich schwach, klein...