Die große Erleuchtung

1.5K 174 52
                                    

Bekanntlich ist das Coming Out ein ziemlich Angst einflößendes Ereignis. Besonders für die, die sich gerade erst darüber im Klaren geworden sind, was sie wollen und wer sie sind.

So ist das jetzt auch bei mir.

Letztes Jahr, als ich mir darüber klar geworden bin, dass ich keineswegs heterosexuell sein kann, war ich in einem anderen Land und konnte mich nur über SMS oder Skype outen.

Jetzt ist das anders. Ich bin zu Hause und erlebe jeden Tag mit, wie unwissend meine Eltern sind. Wie unwissend andere sind und wie mich es fertig macht.

Jeder Mensch, der es weiß, ist wie eine weg genommene Last für mich.

Aber nun möchte ich mich erst einmal erklären:

Als ich 15 war, hatte ich ziemliche Probleme mit meiner Periode. Ich hatte drei Monate lang durchgängig meine Tage. Deswegen verschieb mir mein Frauenarzt die Pille, um das alles zu regeln.

Seitdem habe ich die Pille genommen, aber vor ein paar Monaten fing ich an Migräne zu haben oder sehr starke Kopfschmerzen.

Meine Mutter stellte fest, dass dies eine der Nebenwirkungen war und wenn dies auftrat, sollte man die Pille absetzen.

Also hörte ich auf die Pille zu nehmen. Mit all ihren weiblichen Hormonen und chemischen Zusammensetzungen.

Und das löste bei mir ein absolutes Chaos innerlich aus.

Ich fragte mich: Bin ich weiblich? Will ich weiblich sein? Fühle ich mich wohl?

Und die Antwort lag auf der Hand. Ehrlich gesagt schon eine Zeit.

Aber ich wollte es bis vor ein paar Tagen nicht wahrhaben. Da endlich stand ich dann dazu: Ich bin ein Junge und kein Mädchen.

Ich habe schon oft gedacht: In einem männlichen Körper geboren zu werden, hätte mir auch nichts ausgemacht.

Und noch so einige andere Sachen hatte ich zuvor festgestellt, die mich stutzen ließen.

Jedenfalls habe ich mich jetzt vor ein paar Leuten als Transgender geoutet und es fühlt sich klasse an es von der Seele zu schreiben.

Meine Eltern wissen es nicht und ich weiß nicht, wann sie es erfahren werden, aber ich vermute es wird ihnen auffallen, wenn ich mir die Haare abschneide und neue Klamotten kaufen gehe.

Ich muss jedes Mal zusammenzucken, wenn meine Mutter mich "Mäuschen" oder einfach mit weiblichen Pronomen anspricht.

Für mich jedenfalls ergibt sich jetzt so einiges. Es ist, als seien mir Schuppen von den Augen gefallen. Und ich bin glücklich.

Nicht mehr wütend so wie vor noch einem Monat.

Ich bin einfach ich.

How To Come To Terms With YourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt