Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es noch circa zwei ein halb Stunden bis zur Landung waren. Noch zwei ein halb Stunden bis ich meinen Vater das erste Mal sah. Würde er mich überhaupt Erkennen?
Ich war bei meiner Mutter in Deutschland aufgewachsen, sie hatte mich Allein großgezogen und wollte immer, dass ich es besser haben sollte als sie und nicht mit Anfang zwanzig schon Schwanger bin wie sie. Es, besser gesagt ich war ein Unfall gewesen und jetzt versuchte sie alles daran zu setzten das ich ihren Traum, eine Ballerina zu werden weiter lebte. Seit ich denken kann hatte sie mir Ballettunterricht gegeben und ich wurde sehr schnell sehr gut. Meine Mutter behauptete immer das ich bevor ich laufen konnte schon tanzen konnte.
Damals, vor sechzehn Jahren hatte sie meinen Dad kennen gelernt, meine Mutter war gerade mitten in ihrem Ballettstudium und arbeitete nebenbei in einer Kneipe, wo sie sich kennenlernten. Dad war, oder genauer gesagt ist, Schlagzeuger in einer US-Amerikanischen Punkrock Band, die sich Green Day oder so nennt. Sie waren gerade auf Welttournee und machten eine zweiwöchige Pause in Berlin, wo meine Mutter lebte. Eines Abends gingen sie wie der Zufall es wollte in die Bar wo meine Mutter arbeitete. Er setzte sich an die Bar und bestellt ein Bier. Meine Mutter bediente ihn und er fragte sie ob sie einen Eyeliner dabei hätte und ob sie ihm eben helfen könne den drauf zu machen, tat sie natürlich. Er kam dann Jeden Abend und am zweiten Donnerstag fragte er sie nach einem Date und sie sagte Ja. Dad führte sie zu Essen aus und die Nacht endete wie nicht anders zu erwarten im Bett und neun Monate später im Krankenhaus.
Meine Mutter musste ihr Studium abbrechen und hat es letztendlich wenigstens zur Ballettlehrerin gebracht und Dad war abgehauen, nach Kalifornien zu seiner Frau und seinen zwei Kindern. Er hatte uns nie Besucht, er hatte sich noch nicht ein Mal gemeldet. Dad hatte mich sechzehn Jahre lang ignoriert.
Ich wollte ihn nie kennenlernen, ich wusste auch so, dass er ein riesen Arsch sein musste, aber meine Mutter war auf die glorreiche Idee gekommen mich kurz nach meinem sechzehnten Geburtstag in den Flieger nach Kalifornien, genauer gesagt San Francisco zu setzen damit ich endlich Dad kennenlernte. Super Idee. Ich wollte ihn nicht kennenlernen.
Ich hatte Gottesleider meiner Mutter versprochen das ich es wenigstens versuchen würde mit Dad klar zu kommen. Meine Laune war bei den Gedanken wieder auf dem Nullpunkt angekommen.
Genervt starrte ich wieder auf die Armbanduhr noch zwei Stunden, ich rollte mit den Augen.
Wieso kann man sich nicht einfach Beamen? Das wäre so viel leichter. Ich hasste lange Autofahrten und was ich noch mehr hasste waren lange Flüge, wobei ich dazu noch unter leichter Flugangst litt. Ich kuschelte mich in mein Kissen und versuchte noch etwas zu schlafen.
„Miss sie müssen jetzt aufwachen", die sanfte Stimme einer Frau weckt mich, verschlafen machte ich langsam die Augen auf und sah in das lächelnde Gesicht einer Flugbegleiterin. „Sind wir endlich gelandet?", fragte ich Hoffnungsvoll, sie schüttelte den Kopf „Nein, aber wir befinden uns im Landeanflug", Ich nickte zufrieden und Gähnte „Ist doch genauso gut".
Als ich aus dem Flugzeug stieg empfing mich Dunkelheit und Kälte und ich begann zu frieren, was auch nicht verwunderlich war schließlich trug ich nur eine kurzärmelige Bluse, darüber eine dünne Strickjacke, einen Rock und Ballarinas und die Tatsache das es Regnete machte es auch nicht besser. Die anderen Passagiere und ich beeilten uns in das warme Gebäude zu kommen. Drinnen empfing mich wohlige Wärme. Nach der Passkontrolle dauerte es etwas bis das Gepäckband meine drei Koffer ausspuckte. Ich packte die Gepäckstücke und meinen Rucksack auf einen Wagen.
Aus der Vordertasche des Rucksacks fischte ich ein zerknittertes Foto was schon ziemlich gelitten hatte. Auf dem Bild war mein Dad in jungen Jahren abgebildet, aber laut meiner Mom hatte er sich bis auf ein paar Tatoos nicht viel verändert. Auf das Foto starrend und meinen Gepäckwagen schiebend ging ich durch die Eingangshalle.
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Drama Queen
FanfictionSeinen Vater nicht zu kennen ist schlimm, aber von seiner Mutter kurz nach dem sechzehnten Geburtstag in den Flieger, mit nicht mehr als einem Foto von ihm gesetzt zu werden auch nicht gerade toll. Lis tanzt seit sie denken kann, sie hat nie etwas...