Kapitel 13. - Noch mal Kind sein

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„Was willst du?", fragte ich genervt durch die geschlossene Tür, „Ich will mit dir reden!". „Das ist ja schön! Ich aber nicht mit dir!", es war Montag Nachmittag, Ramona war am Sonntag Abend zurück geflogen und Frankito versuchte seit heute Morgen mit mir zu reden. Ich hatte den Schlüssel für meine Zimmertür endlich gefunden und konnte nun auch endlich abschließen, was ich natürlich tat. In meinem Kopf spukten Tausend Gedanken, sie drehten sich um Josy, Frankito, meine Mom und Dad. Ich wollte etwas ändern, nein, ich musste etwas ändern, ich musste mich ändern!

Bis jetzt hatte ich immer das getan was meine Mom wollte, ohne nachzufragen oder es zu überdenken. „Lis?", es klopfte, „Was? Ich will und werde nicht mit dir reden!", sagte ich zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag, „Tust du zwar, aber egal. Jake fährt in die Stadt und hat gefragt ob du mit in willst", Ablenkung tat mir sicher gut, aber das könnte auch nur ein Trick von Frankito sein, okay, das war zwar etwas Paranoid aber egal. „Kann er mir das nicht Selbst sagen?", kurzes Schweigen, „Nein, er hat angerufen", „Dann sag ihm das ich gerne mit kommen würde!". „Okay er ist in einer Viertelstunde da!", kam es nach ein paar Sekunden von Frankito, „Danke". Dann herrschte Schweigen.

Ich dachte weiter nach, was wollte ich denn ändern? Vielleicht sollte ich damit anfangen die Sachen nachzuholen die ich in all den Jahren verpasst hatte, Jake konnte mir da sicher weiter helfen. Ich begann mich fertig zu machen, was nicht lange dauerte, da ich nur noch mal mein Make up auffrischte und ein paar Dinge in meine Handtasche packte. Dann drehte ich leise den Schlüssel im Schloss und öffnete vorsichtig die Tür. Der Flur war leer, also ging ich runter, in der Küche stand Dad und räumte auf.

„Dad, ich bin weg", „Jaja",er nickte nur in Gedanken, „Warte was?", rief er kurz bevor ich aus der Tür war. „Mit wem? Wohin? Wann kommst du wieder? Gibt es Alkohol!", ich verdrehte die Augen, „Mit Jake. In die Stadt. Keine Ahnung. Und nein.", er setzte sich auf die nun saubere Kücheninsel. „Aha" er zog die Brauen hoch, „Mit Jake also?", „Ja, mit Jake also, und ich muss jetzt auch", „Läuft da was?", fragte er mit einem Grinsen und begann die Augenbrauen auf und ab zu bewegen, „Nein!?", sagte ich etwas zu hastig. „Ja ne is klar!", „Nein wirklich, wir sind nur gute Freunde und er hat vorhin gefragt ob ich mit komme und da ich nichts besseres zu tun hab und mir langweilig ist, hab ich halt ja gesagt", er nickte langsam. „Na los Lis! Dein Romeo wartet!", ich verdrehte erneut die Augen, setze aber zu keinem Konter an und verließ mit einem „Tschüss" die Villa.

Als ich den Kiesweg zum Tor ging, sah ich schon das Auto womit mich Jake und Joey das letzte Mal abgeholt hatten. Ich lief darauf zu und öffnete die Beifahrertür, „Hi", „Hi Lis!", begrüßte er mich, „Dann startete er den Wagen und wir fuhren langsam los. Während der Fahrt erzählte ich ihm von meinen Plänen der Veränderung und er hörte Interessiert zu, „Also wenn ich du wäre, würde ich ja nichts ändern, du bist toll so wie du bist, aber wenn du wirklich was ändern willst, dann helfe ich dir". „Danke Jake! Du bist der beste Freund den ich je hatte", er lächelte und sah auf die Straße, dann bog er in ein Parkhaus und wir stellten das Auto ab.

Ich musste kurz blinzeln als ich aus dem künstlich belichteten Parkhaus in das grelle Sonnenlicht trat, ich lief Jake einfach hinter her. Wir redeten über dies und das, er war ein guter Gesprächspartner, stellte Fragen und sagte seine ehrliche Meinung, es war alles das was mir an Josy gefehlt hatte. Wir erreichten ein kleines Café und setzten uns an einen Tisch für zwei Personen im hinteren Teil, da wir nicht sehr erpicht auf weitere Schlagzeilen waren, eine Bedienung kam und nahm unsere Bestellung auf und verschwand dann wieder.

Wir redeten weiter über Gott und die Welt bis wir erneut durch die Bedienung unterbrochen wurden, die unsere Kaffee brachte, eine weitere Sache die ich an Jake sehr schätzte, auch wenn ich ihn erst seit circa einer Woche kannte, war, das uns nie der Gesprächsstoff ausging.

„Also, du hast ja vorhin von Veränderung geredet, an was hattest du da gedacht, wie wäre es mit einem Pircing oder einem „Daddys little girl" Tattoo", ich lachte, „Nein vorerst nicht und wenn ein Tattoo, dann ein besonderes", stellte ich klar, nach dem ich mich beruhigt hatte. „Aber ich hatte gedacht das ich damit anfange alles das nachzuholen was ich verpasst habe", sagte ich ernster, „Wenn ich das richtig verstehe, willst du deine Kindheit nachholen?", ich nickte, „Okay, hast du was zu schreiben?".

Als Antwort holte ich aus meiner Handtasche ein kleines Notizbuch und einen Stift und begann zu schreiben Nochmal Kind sein. Jake grinste bei der Überschrift, „Was ist mit Skaten?", ich nickte und schrieb es auf, „Football!" für Ballsportarten konnte ich mich noch nie begeistern, aber ich setzte es dennoch auf die Liste. Mir Selbst vielen auch zwei weitere Dinge ein und so sah nach einer Stunde die Liste aus:

Nochmal Kind sein

-Skaten

-Football spiel anschauen

-Schule schwänzen

-Bowling spielen

-Motorrad fahren

-Auf ein Konzert gehen

-Haare färben?

(-Freund?)

„So, ich denke das reicht erst mal, da haben wir in der nächsten Zeit ordentlich zu tun", grinste Jake, ich grinste auch und dachte nach, wenn ich mich schon allen „Regeln" meiner Mom widersetzte konnte ich ja auch einen Freund haben, also setzte ich den Punkt in Klammern und einem Fragezeichen ganz unten auf die Liste. Wir zahlten schließlich, oder eher gesagt Jake zahlte, denn er wollte mich einladen, dann verließen wir das Café und schlenderten am Piere entlang.

„Sag mal was ist eigentlich mit dir und Frankie schon wieder?", sollte ich ihm die Wahrheit sagen? „Was meinst du?", versuchte ich auszuweichen. Er zog seine Sonnenbrille ein Stück runter „Lis, das sieht ein Blinder mit nem Krückstock, das du ihn meidest oder besser gesagt ignorierst", ich zuckte mit den Schultern, „Ich ignoriere ihn nicht", stellte ich klar. „Also gibst du zu, dass da zwischen euch was schief läuft!", genervt rollte ich mit den Augen, „Und wenn es so ist? Ist doch meine Sache", ich war mit Jake in die Stadt gefahren um die Probleme mit Frankito hinter mir zu lassen. „Ja schon, aber wir anderen müssen euren Streit ertragen", ich Seufzte „Du hast recht", wir setzten uns auf eine Bank.

„Ich weiß", grinste er, wurde dann aber wieder ernst, „Also was ist los bei euch". „Ich wollte es eigentlich niemanden erzählen...",
„Warum? Ist es so schlimm?", unterbrach er mich und ich zuckte mit den Schultern, „Ich erzähle es dir, aber du musst mir ein paar Sachen vorab versprechen", ich sah ihn eindringlich an und er nickte.

„Also, ein Mal, sprich ihn nicht darauf an und erzähle es keinem weiter, außerdem möchte ich, dass du Frankie weiter hin normal behandelst. Okay?", wieder nickte er. „Am Freitag", begann ich, „Bevor sie ihn in die Toilette getaucht haben, hat er mein Chemieexperiment manipuliert. Es gab eine kleine Explosion und deshalb hat Shawn das mit dem Klo gemacht, er hat es mir dann am Freitagabend auf der Party gesagt. Ich wollte es ihm nicht glauben, Frankito war doch so nett zu mir in den letzten Tagen gewesen, doch er hatte ein Video auf seinem Handy.", Jake hört gespannt zu, „Und jetzt hätte ich heute eigentlich einen Termin beim Schulpsychologen gehabt, aber ich habe geschwänzt, da ich nicht schon wieder den ganzen Stress mit den Psychologen haben möchte, ich kann nicht wieder Lügen, ich schaff das nicht nochmal!", warum hatte ich ihm das jetzt erzählt?

Jetzt würde er sicher Fragen stellen! Fragen die ich nicht beantworten wollte! Nicht beantworten konnte! Doch ich hatte falsch gedacht, denn er umarmte mich einfach nur und ich weinte Still seine Jacke voll. So saßen wir da eine ganze Weile und er hielt mich in seinen Armen, ich hatte schon lange aufgehört zu weinen, wollte mich aber nicht von ihm lösen, es tat einfach mal gut festgehalten zu werden.

„Geht's wieder?", ich löste mich von ihm und nickte, „Sollen wir fahren? Oder hast du Lust dazu ins Gilman zu gehen? ist zwar morgen Schule, aber wir müssen ja nicht lange bleiben", „Ich möchte noch nicht nach Hause, lass uns ins Gilman, auch wenn ich keine Ahnung habe was das ist!", er lachte und legte einen Arm um mich, so schlenderten wir in Richtung Gilman.

Drama QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt