Kapitel 15
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Ich gab das Zeichen, dass ich bereit wäre und die ersten Töne erklangen. Ich schloss die Augen und verlor mich komplett in der Musik. Ich konnte fühlen, wie mein Vater auf mich runterschaute und stolz auf mich war, dass ich mich so öffnete. Ich konnte wie ein Bild von ihm die ganze Zeit in meinem Kopf sehen, das so real wirkte.
Erst als ich in meiner Endposition auf dem Boden lag und unkontrolliert und schnell atmete, öffnete ich die Augen und realisierte, dass mein Auftritt schon vorbei war. Ich stand auf und verbeugte mich mit einem Knicks.
Als der Applaus abgeklommen war, wurde es unangenehm still im Studio und die Jury schaute mich mit nichtssagenden Blicken an. Alle warteten gespannt auf das Ergebnis, als das Geräusch ertönte und die Sterne aufleuchteten. Viel bekam ich nicht mehr mit, weil die Tränen mir die Sicht versperrten.
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Drei goldene Sterne. Ich hatte drei goldene Sterne. DREI VERDAMMTE GOLDENE STERNE!
Ich konnte es nicht fassen! Ich war im Finale! Ich. War. Im. Finale. Wisst ihr überhaupt, was das bedeutete? Es bedeutete ich hatte die Chance Deutschlands beste Tänzerin zu werden. Ich konnte meine Eltern stolz machen und ich konnte mich das erste Mal stolz auf mich selber machen.
Ich hielt mir die Hand nur erschrocken vor den Mund und starrte die Jury ungläubig an. Ich hatte das Gefühl, ich würde träumen. Die Jury lachte. Aber sie lachte mich nicht aus. Sie freute sich für mich. Und das machte mich noch glücklicher. Langsam liefen mir vereinzelt Tränen aus den Augen, die ich nicht weg blinzeln konnte.
"So," sagte John, "jetzt aber mal zu deinem Tanzen" lachte er. "Du bist auf jeden Fall eine großartige Tänzerin, sonst ständest du jetzt nicht hier und hättest drei goldene Sterne. Deine Technik weist auf jeden Fall Mängel auf, aber das ist klar, wenn du noch nie wirklich Tanzstunden hattest, aber die Emotionen, die du in dein Tanz legst, machen das alles wett. Wenn du daran arbeitest, dann ist es quasi perfekt." lobte er mich.
"Ich stimme John zu." sagte Neka. "Allerdings muss ich sagen, dass ich deine Technik schon ziemlich gut finde, dafür, dass du nie Tanzstunden hattest. Und außerdem sind, wie John schon gesagt hat, dein Ausdruck, deine Emotionen außergewöhnlich. Hast du ein Geheimnis dafür?"
"Ehm, ich weiß nicht. Also ich mache das hier eigentlich nur für jemanden sehr wichtigen in meinem Leben. Vielleicht liegt es daran, dass ich wirklich einen Grund habe, warum ich tanze..." bekam ich noch so gerade raus.
"Einen Jungen?" zwinkerte Neka.
"Nein, also schon, aber meinen Vater, es ist..ehm...er ist gestorben..." meine Stimme brach am Ende ab.
Das ganze Publikum war still und ich fühlte mich schrecklich. Warum musste sich mich das auch fragen?
"Das tut mir Leid, aber dein Tanzen ist wirklich großartig. Wir sehen uns dann gleich nochmal!" lobte das dritte Jurymitglied, Kathrin, mich.
"Danke." lächelte ich und joggte elegant von der Bühne.
Als ich wieder in Sichtweite war, jubelten mir alle zu und meine Mutter nahm mich fest in den Arm.
"Du hast wundervoll getanzt. Ich bin stolz auf dich und Papa auch." murmelte sie in meine Haare.
"Danke, Mama!" sagte ich leise und drückte sie nocheinmal fest, bevor ich Lynn in den Arm nahm.
"Ich wusste doch das du das machst!" rief sie und lachte.
"Ja ja, du Spinnerin!" lachte ich. "Aber ich will das nicht ohne dich machen." sagte ich traurig.
"Ach vergiss mich! Also nein! Vergiss mich nicht!" sagte sie verwirrt und ich lachte.
"Ich meine, du schaffst das ohne mich und ich begleite dich aber natürlich wieder zum Finale, okay?" fragte Lynn.
"Okay!" lächelte ich.
Lynns Familie drückte mich auch noch und beglückwünschte mich, bis ich durchatmete und einen Jubelschrei ausstieß und meine Arme in die Luft riss und alles rausließ.
Alle lachten und klatschten, als meine Mutter sagte:"Aber ich glaube da wartet noch jemand auf dich!"
Ich schaute verwirrt und ging raus.
Na, wer war da? James!
Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber ich rannte los und fiel ihm in die Arme. Ich stürmte so rasant auf ihn zu, dass er seine Mütze festhalten musste. Aber sofort nahm er mich in den Arm und drückte mich fest.
Wir standen bestimmt drei Minuten einfach so da, bis er murmelte: "Ich habe dich so vermisst."
"Du hast mir auch gefehlt", gab ich kleinlaut zu.
"Das freut mich!" lachte er und ich musste auch lachen und fühlte schon wieder, wie die Schmetterlinge in meinem Bauch freigelassen wurden, als er mich anlachte und die Grübchen in seinen Wangen auftauchten.
Dann kamen die anderen auch und wir setzten uns in die Lounge, bis ich gehen konnte.
James, Lynn, ihre Schwester und ich redeten über belanglose Dinge, bis es soweit war und ich nochmal mit den anderen Finalisten auf die Bühne musste.
Ich fragte James, woher meine Mutter wusste, dass er auf mich warten würde und er zwinkerte mir nur zu. Argh, ich hasste sowas.
Wir, alle Finalisten, gingen Hand in Hand in einer langen Reihe auf die Bühne und verbeugten uns noch ein paar Mal, als der Applaus nicht abklingen wollte.
Die Jury beglückwünschte uns noch einmal zu unserem Eintritt ins Finale und sagte, dass es jetzt darum ginge Ehrgeiz zu zeigen und zu kämpfen, weil wir alle starke Tänzer und Tänzerinnen wären. Und außerdem hätten sie noch eine Überraschung für uns.
Da wir im Finale zwei Mal tanzen würden könnten wir bis Mittwoch Bescheid sagen, mit welchem Startänzer, wir tanzen wollten.
Das war unglaublich. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte tausende Ideen mit wem ich tanzen wollte, aber es war so eine schwere Entscheidung. Aber ich hatte ja noch ein bisschen Zeit und ich hatte ja genug Leute, die mir helfen könnten.
Dann verabschiedeten sie sich von und die Show war beendet.
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Ich hoffe euch gefällt wie alles ausgegangen ist 😄
Vielleicht kommt später noch ein Kapitel, weil auf das Kapitel freu ich mich schon 😋
Bis bald!
xoxo Nele 😊
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Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Teen FictionTanzen war ihr Leben, doch niemand wusste davon. Bis zu dem Tod ihres Vaters hatte sie niemand tanzen gesehen. Doch mit dem Tod und dem ehemaligen Traum ihres Vaters änderte sich ihr komplettes Leben. Doch als sie James traf, drohte ihr Ziel aus den...