SpinOff: Froid

part nine

Frodo PoV:
Ich hatte keine Lust auf den Geburtstag gehabt, und jetzt wusste ich auch wieder, wieso. Keuchend saß ich auf meinem Bett, ich war den ganzen Weg bis hierher gerannt. Meine Seite schmerzte und mein Kopf drehte sich. Ich griff nach meiner Wasserflasche und leerte sie in wenigen Zügen. Dann ließ ich mich nach hinten fallen und ließ den Abend noch einmal Revue passieren.

Jako und Felix hatten mich gezwungen, mitzugehen. "Komm schon, es wird lustig", hatten sie gesagt. "Steven hat dich eingeladen!", hatten sie gesagt. Ich wusste, es war die einzige Gelegenheit, mit Flo zu reden, nur deshalb ging ich mit. Doch dann war alles anders gekommen. Wir waren die ersten auf der Party und Steve versorgte uns sofort mit Bier. Nachdem ich die erste Flasche geleert hatte, suchte ich nach Flo. Ich wollte endlich mit ihm reden. Doch ich konnte ihn nicht finden. Ricks Zimmertür war geschlossen und ich wollte, wer auch immer da drin war, nicht stören.
Also ging ich zu Dominik in die Küche. Wir unterhielten uns ein bisschen über Belanglosigkeiten, als ich auf einmal Laras Stimme aus dem Flur hörte. Das typische affektierte "Heeey", ich hätte es unter tausenden wieder erkannt. Die Frau, die Steven das Herz gebrochen hatte. Kurz musste ich an Ina denken und was wir ihr angetan hatten, doch ich schüttelte den Gedanken ab. Hinter Dominik trat ich in den Flur und sah, wie Rick und sie sich gegenüber standen und sich gegenseitig anfauchten. "Das geht dich gar nichts an und jetzt: verpiss dich", sagte Rick gerade leise. "Erst, wenn ich Steven mein Geschenk gegeben habe", antwortete sie. Ein kleiner Teil meines Gehirns bewunderte diese Tussi, wie sie es wagte, sich gegen Rick aufzulehnen. Rick sah sie von oben bis unten an und sein Gesicht sprach Bände. Wenn es nach ihm ginge, sollte Steve dieses Geschenk niemals zu Gesicht bekommen.
"Du gibst Steven hier gar nichts, hörst du?! Du verpisst dich jetzt und lässt ihn gefälligst ein für alle Mal in Ruhe!", rief Rick und wurde langsam wirklich sauer. Wenn ich Lara einen Rat hätte geben sollen: Renn! Nimm' die Beine in die Hand und lauf! Aber mich fragte ja niemand. "Warum sollte ich?", antwortete Lara hochmütig. Rick gestikulierte wild mit den Armen. Langsam merkten auch die anderen Partygäste, dass hier etwas los war und kamen in den Flur. "Alter, weil Steve glücklicher ist ohne dich! Kapier das doch endlich! Er ist mit mir zusammen!", rief er und verdrehte die Augen. Lara sah ihn mit großen Augen an. Hatte sie das noch gar nicht gewusst? Ich war verwirrt. Nach dem Abend in der Bar, dachte ich, hätte doch alles klar sein müssen. Aber anscheinend nicht für Lara. Sie wechselte sofort wieder in den Angriffsmodus und fauchte Rick an. Die ersten Sätze, die sie wechselten, verstand ich nicht, doch dann wurde Lara immer lauter. "Warum sollte Steven was von dir wollen, wenn er mich haben kann? Hast du dich in letzter Zeit mal angesehen? Selbst wenn Steven auf Männer stünde, was nicht der Fall ist, würde er sich garantiert nicht für jemanden wie dich entscheiden!" Mir drehte sich der Magen um. Langsam schob ich mich aus der Wohnungstür und wollte gehen. Da hörte ich Steven hinter mir.
"Was ist hier los?", fragte er. Ich wandte mich kurz um. Steve stand in Ricks Schlafzimmertür und neben ihm - "Flo!", keuchte ich, leise. Er hatte mich noch nicht gesehen. Lara ihn dafür schon. "Siehst du", zischte sie. "Der würde lieber Florian nehmen - und der ist immerhin vergeben!" Das war genug. Blind stolperte ich die Treppe hinunter und knallte die Haustür hinter mir zu. Dann rannte ich. Ich wollte nur raus, weg, ganz weit weg. Steve und Flo?! Das konnte ich kaum glauben. Aber die Situation war doch eindeutig gewesen

Ich hielt nicht an, erst als ich in meine Wohnung kam, wurde ich langsamer. Was war passiert? Warum war Flo mit Steve in Ricks Zimmer gewesen? Was hatten sie da gemacht? Hatte Lara womöglich Recht? Heiße Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Ich hatte meine letzte, meine einzige Chance vertan. Ich schluchzte, hemmungslos. Ich war verzweifelt, was sollte ich nur tun? Nach dieser Vorstellung würde ich bestimmt nicht noch einmal versuchen, mit Flo zu reden. Sollte er doch glücklich werden, mit Ina, Steven oder sonst wem!

Über diese bitteren Gedanken musste ich eingeschlafen sein, denn das nächste, was ich wahrnahm, war die Sonne, die mir mitten ins Gesicht schien. Verwirrt setzte ich mich auf. Schon fiel mir alles wieder ein, das Gespräch zwischen Rick und Lara und der Auftritt von Flo und Steven. "Nein", keuchte ich, schüttelte den Kopf. Ich durfte nicht dauernd daran denken.
Ich entschied mich, Rick zu schreiben. Er würde auch in dieser Situation für mich da sein - und ich konnte das gleiche für ihn tun.
'Hey, Fabi. Alles klar? Wie geht's dir?'
Kaum zwei Minuten später bekam ich Antwort. 'Moin! Ganz gut, Kater, aber passt. Wann bist du hier gestern weg?'
'Nachdem Flo und Steve aus deinem Schlafzimmer kamen... Was machst du jetzt?'
'Hä???'
'Na, wo Flo und Steve...'
'ALTER!! Das ist doch totaler Bullshit! Glaub' bloß nix, was Lara erzählt!! Zwischen Flo und Steve läuft nix!'

Entgeistert starrte ich auf mein Handy. Hatte ich mich geirrt? Aber die Situation hatte doch so eindeutig ausgesehen. Das schrieb ich Rick auch.
'Unsinn! Ich hab keine Ahnung, was die beiden da gemacht haben, aber nicht DAS!'
Ich starrte noch auf die Nachricht, als schon die nächste kam.
'Bist du deswegen gestern hier abgehauen?'
'Ja...'

Keine Antwort. Ich war verwirrt.
Nach einigen Minuten zeigte mein Handy schon wieder eine Nachricht an - dieses Mal von Steven.
'Hey, warum bist du denn gestern hier einfach abgehauen? Wir haben dich gesucht!'
Ich war perplex. Hatte Rick noch nicht mit Steve gesprochen?
'Mir ging's nicht so gut...', schrieb ich. Ich wollte nicht zu viel von mir verraten. Als keine Antwort kam, stand ich auf und ging unter die Dusche.

Als ich aus der Dusche trat, hatte ich schon wieder eine Nachricht von Rick.
'Hast du Bock morgen zu zocken? Ablenkung!'
Ich wollte nicht. Aber ich wusste, er meinte es gut, deshalb konnte ich schlecht nein sagen.
'Klar, wann?'
'15Uhr!', schrieb er zurück. Ich seufzte. Na toll, musste ich Morgen schon wieder das Haus verlassen. Ich wollte nicht.