part twenty-three

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Flo PoV:
Überrascht sah ich, wie Frodo im Raum stand. Ich blinzelte. Das war er wirklich. Wie war er hier rein gekommen, ich hatte doch abgeschlossen? Ich war verwirrt, wollte etwas sagen. Doch der Ausdruck auf seinem Gesicht, der von Panik zu Erleichterung und dann zu Wut wechselte, hielt mich davon ab.

Plötzlich schrie er mich an. "Du blödes Arschloch!!"
Ich sah noch, wie Frodo ausholte, dann spürte ich einen stechenden Schmerz im linken Unterkiefer.

"Alter, wat sollte dit?!", fragte ich und rieb mir den schmerzenden Kiefer. Frodo sah mich aus wütenden Augen an. "Dasselbe könnte ich dich fragen! Ich schrei mir hier die Seele aus dem Leib, denke, du liegst hier ohnmächtig oder blutend 'rum. Ich hab wegen dir die fucking Tür aufgebrochen!", schrie er mich an. "Ey, komm mal wieder runter! So lange sitze ich doch noch gar nicht hier!"
Demonstrativ zog Frodo sein Handy aus der Hosentasche. "Du sitzt hier schon 'ne fucking Dreiviertelstunde! Die anderen haben schon versucht, mit dir zu reden. Hast du eigentlich gar nichts mitgekriegt?", fragte er und klang nicht mehr ganz so wütend. Eher erschöpft. Ich dachte nach. Ich hatte nichts gehört. Weder die anderen, noch ihn. Bis er vor mir stand, war ich tief in Gedanken versunken gewesen. Hatte über ihn nachgedacht, über Ina. Über meine Gefühle, unsere Probleme. Darüber, dass ich ihn angelogen hatte und, dass wir darüber sprechen sollten, warum ich noch niemandem sagen wollte, was zwischen uns war.
Was war das zwischen uns eigentlich? Eine Beziehung? Die stellte ich mir eigentlich einfacher vor. War ich einfach vorschnell gewesen? Hätte ich erstmal über meine letzte Beziehung hinwegkommen sollen, bevor ich eine neue mit ihm anfange? Diese Fragen hatte ich mir in der letzten Dreiviertelstunde gestellt, ohne eine eindeutige Antwort zu finden. Ich machte mir Sorgen, hatte Angst, dass wir alles zu schnell angegangen waren.

Langsam schüttelte ich jetzt den Kopf. "Nein, ich... Ich hab' nix mitbekommen", gab ich zu. Er verdrehte die Augen und ließ sich seufzend vor mir auf den Boden sinken. "Alter, ick hab' hier meine Stimme ruiniert und du kriegst nix mit", sagte er. Ich musste grinsen. Dann klang tatsächlich ganz schön bescheuert. "Sorry", murmelte ich lächelnd.
Jetzt sah Frodo mich durchdringend an. "Willst du mir vielleicht endlich sagen, was dich so beschäftigt?", fragte er leise. Instinktiv schüttelte ich den Kopf. Ich konnte ihm nicht von meinen Sorgen und Ängsten erzählen. Er seufzte, schloss die Augen und legte demonstrativ den Kopf in den Nacken.
"Was wird das?", fragte ich verwirrt. "Ganz ehrlich? Ich hab' keinen Bock mehr, dir hinterherzurennen. Irgendwas stimmt nicht. Du willst nicht darüber reden, das ist okay. Dann erwarte aber nicht, dass ich so tue, als wäre alles in Ordnung. Melde dich, wenn du endlich mit mir reden willst." Frodo sprach leise, ruhig. So, als hätte er damit abgeschlossen, dass ich meine Sorgen für mich behielt. Er stand auf, klopfte sich den Dreck von der Hose und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, aus dem Raum. Ich hörte, wie er seine Jacke anzog und sein Longboard holte. Ich saß immer noch wie versteinert auf dem Toilettensitz.

Erst als ich die Tür hörte, kam Leben in mich. Ich versuchte, aufzuspringen, doch meine Beine machten mir einen Strich durch die Rechnung. Sie waren eingeschlafen. Langsam stand ich also auf. Während ich darauf wartete, dass wieder Gefühl in meine Füße kam, hörte ich Steves Stimme. "Frodo, was? ... Ich glaube nicht, dass ... Okay. Ja, okay. Bis dann." Dann hörte ich wieder die Tür.
Endlich konnte ich loslaufen. Ich war schon aus der Toilette raus, da stand Steven mir gegenüber. "Was ist passiert?", fragte er. Doch er klang nicht wütend, eher besorgt. Ich wollte mich an ihm vorbeidrängen, doch er hielt mich mit dem Arm zurück. "Florian, was ist passiert?", wiederholte er langsam. Als ich immer noch nicht antwortete zog er mich am Arm in sein Büro, schloss die Tür und drückte mich auf die Couch.
Dann setzte er sich vor mich auf den Hocker und sah mich an. "Die anderen kommen frühestens in zwanzig Minuten wieder, Rick sei Dank. Also, was ist passiert?" Zum dritten Mal diese Frage. Ich konnte es doch selbst nicht erklären, außerdem wollte ich mit Frodo reden, nicht mit Steven!
"Steven bitte, ich muss mit Frodo -" Er schnitt mir das Wort ab. "Frodo ist nach Hause gegangen. Und du erklärst mir jetzt bitte, was los ist. Mit ihm wolltest du ja offensichtlich nicht sprechen. Also?"

Ich seufzte resigniert. Dann erzählte ich ihm von meinen Ängsten und Sorgen. "Ich weiß einfach nicht, wo mir der Kopf steht. Aber das kann ich Frodo doch unmöglich sagen!", schloss ich. Steven seufzte. "Nein, das kannst du nicht. Flo, ich glaube, du solltest erstmal etwas Abstand zwischen dich und die Ina-Sache bringen, bevor du versuchst, dich wieder mit Frodo zu versöhnen. Gib dir, und auch ihm, ein bisschen Zeit. Gefühle kommen und gehen nicht auf Kommando", erklärte er.
Wieder seufzte ich. Er hatte ja Recht. "Danke, Steven. Ich geh nach Hause. Sagst du den anderen, dass mir die Aktion leid tut?" Er nickte, dann nahm er mich in den Arm. "Ihr schafft das schon. Aber lasst euch bitte Zeit", meinte er und klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken. Ich versuchte, zu lächeln, dann ging ich, bevor mich noch jemand von den anderen so sah.

In meiner Wohnung angekommen packte mich die kalte Wut. Wie konnte ich meine Beziehung mit Ina meine Beziehung zu Frodo so sehr bestimmen lassen, selbst jetzt noch?! Steven hatte Recht, ich musste mich von Ina lösen. Also schnappte ich mir einen blauen Sack und warf alle Erinnerungsstücke, alle Fotos, Karten, Briefe weg, die ich finden konnte. Jedes vergessene Kleidungsstück, alles, was sie angeschleppt hatte, fand seinen Weg in den Müllsack. Als ich fertig war, war es bereits dunkel.
Mühsam schleppte ich den vollen Sack nach unten und warf ihn in die Tonne. Wieder oben angekommen stellte ich mich unter die Dusche. Ich fasste einen tollkühnen Entschluss: Ich würde umziehen und alle Möbel zurücklassen, die sie gekauft hatte oder die mich mit ihr verbanden. Also so ziemlich alles. Ich wollte sie, meine Vergangenheit loswerden. Einen sauberen Cut machen.

Also bestellte ich nach der Dusche online die Sperrmüllabfuhr, um alles abholen zu lassen. Dann holte ich mir einen weiteren blauen Sack und sortierte alle Klamotten aus, die sie mir je gekauft hatte, inklusive Handtücher und Bettwäsche. Mein Schrank sah danach echt leer aus, aber ich fühlte mich gut. Wieder schleppte ich einen Sack nach unten und entsorgte ihn.
Als ich wieder oben war, sah ich mich um. Meine Wohnung war jetzt schon echt leer. Ich würde einiges neu kaufen müssen. Aber wenn es mir half, mit meiner Situation klarzukommen, war es der einzig richtige Schritt.

Erschöpft ließ ich mich auf mein Sofa fallen und sah das erste Mal, seit ich im Büro abgehauen war, auf mein Handy. Es war inzwischen 2:30Uhr nachts. Ich hatte keine Nachricht, keinen Anruf. Wieso hatte ich auch erwartet, dass der alte Sturkopf sich melden würde, wo er doch gesagt hatte, dass ich mich melden sollte?
Ich würde mich melden, aber erst, wenn ich ein bisschen Ordnung in mein Leben gebracht hatte. Mit der Wohnungssuche wollte ich gleich am nächsten Tag anfangen.


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