part twelve

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Flo PoV:
Pünktlich um fünf nach drei klingelte ich bei Steven. Ich freute mich auf den Nachmittag. Ablenkung war genau das Richtige im Moment. Ich richtete meine Cap und ging nach oben. Der ganze Stress der letzten Wochen hatte sich noch mehr auf meinen Schlafrhythmus ausgewirkt: Ich hatte letzte Nacht praktisch nicht geschlafen.

"Hi!", begrüßte Steven mich fröhlich und umarmte mich. Ich freute mich wirklich, ihn zu sehen. "Hey!", begrüßte ich ihn. Dann ging ich in sein Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen. "Wie geht's?", fragte er, als er mir gefolgt war und sah mich mit echter Sorge an. Ich seufzte. "Nicht so prall. Aber dit Leben muss weitergehen, nich' wahr?" Steven nickte. "Klar. So, worauf hast du Bock?"

Wir zockten eine Weile und ich vergaß endlich ein bisschen, was bei mir in den letzten Wochen los gewesen war. Plötzlich ging Steves Türklingel. Er pausierte das Spiel und wollte schon zur Tür gehen. "Wer is' dat denn?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Langsam drehte Steve sich zu mir um. Ich sah einen Schimmer über seine Augen huschen, ich konnte nicht genau erklären, was es war. Doch dann blinzelte er und sah wieder wie immer aus. "Äh, Rick hatte gesagt, er wollte heute Nachmittag mal runter kommen, ein bisschen mit uns zocken. Das wird er sein", erklärte er mit unnatürlich hoher Stimme. Ich zog die Augenbrauen hoch. Na toll. Mit Rick hatte ich jetzt gar nicht gerechnet. "Sorry, aber was hätte ich ihm denn sagen sollen?", versuchte Steven sich zu verteidigen. Ich dachte noch einen Augenblick darüber nach. Der Vorwurf, der in Steves Stimme mitgeschwungen hatte, hatte mich getroffen. Ich wusste, ich hatte ihn zu Stillschweigen verpflichtet. Aber wenn Rick jetzt kam, würden wir wenigstens keine Gelegenheit haben, über die ganze Sache zu sprechen. Also kam mir der Besuch eigentlich ganz gelegen...

Ich grinste Steven an, als ich antwortete. "Nichts, is' schon jut. Wir müssen ja nich' drüber reden!" Er nickte und ging zur Tür. Ich seufzte und wartete. Was dauerte denn da so lange? "Hi!", hörte ich Rick rufen. Eindeutig zu laut. Wahrscheinlich war das auch für mich bestimmt gewesen. Ich wollte gerade antworten, da rief er "Ich geh' schonmal rein!" und schon hörte ich Schritte in Richtung Wohnzimmer. Ich stand auf, um ihn zu begrüßen. Plötzlich stand er im Wohnzimmer. "Hi, Rick", murmelte ich und wollte auf ihn zugehen, als ich ein Geräusch im Flur vernahm. Ein leises Flüstern und Murmeln. Ich sah Rick an, wollte eine Erklärung. Er sah von mir zur Tür und zurück. Langsam schlich sich ein panischer Ausdruck in sein Gesicht. Ich wollte gerade etwas sagen, da stand Steven in der Tür und mit ihm -

"Du!", keuchte ich. Was machte er hier? Ich wollte nicht mit ihm reden, ich dachte, das hätte ich Steven unmissverständlich klar gemacht. Ich hatte Ina verloren, die Frau, mit der ich zehn Jahre meines Lebens verbracht hatte. Da konnte ich es nicht ertragen, auch noch Frodo, meinen besten Freund, ein für alle Mal endgültig zu verlieren. Ich wandte mich zu Steven. "Steve, wat soll dit?", fragte ich scharf
Rick ergriff das Wort. "Das ist ganz einfach. Ihr redet jetzt und hier miteinander. Das is' schon lange überfällig und wir haben keinen Bock, eure Geheimnisse weiter vor uns geheim zu halten." Frodo hatte hörbar die Luft eingezogen und auch ich war geschockt. Frodo hatte mit Rick geredet? Ich war wütend auf ihn, obwohl ich selbst ja auch mit Steven gesprochen hatte. Und jetzt wollten sie uns zwingen, miteinander zu reden? Alles in mir schrie 'Nein!'. Doch ich war unfähig, auch nur ein klares Wort herauszubringen. Frodo hatte sich schneller gefangen. "Dit könnt' ihr doch nich' machen!", rief er erbost. Ich wollte nicken, da hatte er Recht. "Wir können und wir werden. Wir warten in der Küche, falls ihr uns braucht. Und kommt bloß nicht auf die Idee, einfach abzuhauen!", erklärte Steven und klang dabei so, als würde er keinen Widerspruch dulden. Dann wurde seine Miene weich. In diesem Moment wurde mir klar, dass die beiden doch nur das Beste für uns wollten. Sie waren wahre Freunde. Und sie wussten, wie wir uns fühlten. "Wisst ihr, manchmal müssen einem eben gute Freunde in den Arsch treten. Ihr werdet euch besser fühlen, wenn ihr erstmal miteinander gesprochen habt", erklärte Steven nun. Seine Stimme hatte einen warmen Klang angenommen. "Genau. Wir wissen, wovon wir reden. Also, bis später!", fügte Rick hinzu und zog Steven aus dem Raum. Sie schlossen die Tür hinter sich.

Ich sah Frodo an, der leicht nervös wirkte. Nervös? Wieso, zum Teufel, war gerade er nervös? Ich konnte sehen, wie er tief Luft holte. Er sah mir in die Augen. Blaugrau. Mein Blick war gefesselt. Ich konnte nicht wegsehen, keinen klaren Gedanken fassen. "Tja", murmelte er, ging herum und ließ sich auf die andere Ecke der Couch sinken. Ich verfolgte ihn mit den Augen. Dann setzte auch ich mich. "Tja", echote ich. Ich sah, wie Frodo nervös seine Hände knetete. Er sah auf, wieder direkt in meine Augen. Ich glaubte, Schmerz erkennen zu können. "Du siehst ganz schön scheiße aus", meinte er jetzt und grinste leicht. Diese Art verstand ich. Ich nahm ihm die Spitze nicht übel, sondern freute mich über seine Worte. "Ick weiß. Ist ja auch kein Wunder, was?", antwortete ich und grinste zurück. Plötzlich wurde seine Miene wieder wie versteinert. "Wieso denn dit? Nur wegen, du weißt schon...?", fragte er leise. Diese Worte trafen mich. Ich war verlassen worden und er tat es so ab? "Wat soll dit denn heißen?!", fragte ich und klang gereizt. "Na, ick meene...", setzte Frodo an doch ich unterbrach ihn. "Du meinst gar nichts!" Ich sprang auf. "Ick bin gerade verlassen worden und du tust so, als ob es das Normalste von der Welt wäre! Jetze erklär' ick dir ma wat: Ist es nich'! Ick hab zehn Jahre Beziehung weggeschmissen für...für...", meine Stimme wurde wieder leiser und langsam sammelten sich Tränen in meinen Augenwinkeln. Ich drehte mich weg um sie unauffällig wegzublinzeln. "Du bist was?", hörte ich Frodo hinter mir flüstern. Ruckartig drehte ich mich um. Frodo stand da, vor der Couch und hatte einen Arm ausgestreckt, als wollte er mich berühren. Als er meinen Blick sah, nahm er die Hand wieder runter. "Ja. Sie hat mich verlassen, als ick ihr allet jebeichtet habe. Zufrieden?!", fuhr ich ihn an. Langsam verrauchte meine Wut. "Ick, dit... also, dit wusste ick nich'. Sorry. Dit tut mir tierisch leid!", sagte er. Ich sah ihn an und merkte, dass er es auch so meinte.
Seufzend setzte ich mich wieder. "Dann is' schon klar, warum du so kacke aussiehst", meinte er nach einer Weile. Ich lachte auf. Kurz und hart. "Jau. Und jetze sitzen wir hier und sollen irgendwie darüber reden und ick hab keene Ahnung, wie", stellte ich fest. Ich sah ihn an. Diese Augen!! Schnell sah ich wieder zu Boden. "Ick ooch nich'. Ach scheiße!", brüllte Frodo und stampfte mit dem Fuß auf. Er wurde rot.
"Darf ick dich ma wat fragen?", fragte ich, einer Eingebung folgend. So begab ich mich vielleicht nicht sofort auf ganz so unsicheres Terrain. "Haste zwar schon, aber du darfst mich auch noch wat fragen", antwortete Frodo und grinste wieder. Ein bisschen war er endlich wieder so, wie ich ihn kannte. Mein Frodo. Ich holte tief Luft. Ich hatte nur einen Versuch für diese Frage und ich hatte Schiss. Also sah ich Frodo nicht in die Augen, sondern fixierte einen Punkt hinter ihm, an der Wand, als ich sprach.
"Hat dir die Nacht etwas bedeutet?"


SpinOff: FroidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt