party twenty-two

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Frodo PoV:
Ich versuchte wirklich, beim Meeting aufzupassen. Ich versuchte, nicht ständig an Flo und den gestrigen Abend zu denken. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, warum er so komisch gewesen war. Nicht daran zu denken, dass er mir offensichtlich etwas verschwieg, das ihn beschäftigte, seit Ina da gewesen war. Doch meine Gedanken ließen sich nicht so einfach ruhig stellen. Irgendwas hatte sich verändert, seit Ina ihre Sachen abgeholt hatte. Flo hatte sich verändert. Er schien sich irgendwie weniger sicher zu sein als zuvor. Ich verstand natürlich, dass zehn Jahre Beziehung sich nicht so einfach wegschmeißen ließen. Und doch wünschte ich mir, dass wir unsere Beziehung wenigstens mit unseren engsten Freunden teilen würden. War das so schwer nachzuvollziehen?!
Warum fiel es Flo so schwer, zu seinen Gefühlen zu stehen? Er hatte doch welche, oder?

"Frodo, was sagst du dazu?", riss mich Maries Stimme aus den Gedanken. Ich schreckte auf und stellte fest, dass mich alle anstarrten. "Ähm, entschuldigt, wozu?", fragte ich. Verdammt, war das peinlich! Jetzt tat ich hier genau das, was ich Flo vorhin vorgeworfen hatte. Flo bedachte mich mit einem wütenden Blick. Ich sah betont an ihm vorbei zu Marie. Diesen Vorwurf wollte ich mir jetzt nicht gefallen lassen.
Seufzend erklärte Marie mir die Idee noch einmal.  Kaum hatte ich geantwortet, schweiften meine Gedanken wieder ab. Wir mussten dringend ein Gespräch führen, Flo und ich. Im Moment stand so viel Unausgesprochenes zwischen uns.

Nach dem Meeting verließ Flo den Konferenzraum fluchtartig in Richtung Toilette. Marie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Verdammt, bestimmt ahnte sie etwas! Seufzend zuckte ich die Schultern und ging wieder in's Büro. Ich würde Flo nicht hinterherrennen, nicht dieses Mal. Ich hatte keine Lust mehr, ihm jedes Wort, jedes Problem aus der Nase zu ziehen. Heute nicht! Heute würde er gefälligst von sich aus mit mir reden. Und wenn ich den ganzen Tag darauf wartete.
Wütend setzte ich mich an meinen Schreibtisch und begann, weiter zu arbeiten. Nach einiger Zeit öffnete sich die Bürotür. Ich sah nicht auf, im festen Glauben, dass Flo zurück gekommen war. Doch plötzlich hörte ich ein Räuspern, dass definitiv nicht von Flo stammte.
"Ähm, Frodo?" Endlich sah ich auf. Steven stand vor dem Schreibtisch und sah mich an. "Flo hat sich seit bestimmt zwanzig Minuten auf dem Klo eingeschlossen. Willst du nicht mal nach ihm sehen?", fragte er behutsam. Ich schüttelte den Kopf und sah wieder auf meine Arbeit. "Im Ernst, Frodo. Wir haben alle versucht, mit ihm zu reden, doch er macht weder die Tür auf, noch antwortet er. Wenn du jetzt nicht mit ihm sprichst, müssen wir die Tür aufbrechen."
Wütend blitzte ich Steven an. "Flo, Flo, Flo. Immer nur Flo! Und wer fragt mal, wie's mir geht?!", rief ich wütend aus.
Stevens Blick wurde besorgt. Eilig kam er um den Tisch und hockte sich vor mich. "Alter, was is' denn los? Habt ihr euch gestritten, oder was?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. "Schön wär's. Nein. Aber er verschweigt mir irgendwas. Seit gestern Abend werd' ick dit Jefühl nich' los, dass irgendwat is'. Und ick hab' keene Ahnung, was es sein könnte oder wie ick's raus kriegen soll", erklärte ich und ließ den Kopf hängen. "Na, ganz einfach", erwiderte Steven. "Du gehst jetzt da rüber und redest mit deinem Freund. Und ich schnappe mir die anderen und wir gehen was essen. Dann habt ihr mindestens eine Stunde Ruhe hier. Ihr wisst doch: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden."

Ich sah Steven an, dann nickte ich. "Okay. Steven, ich - Danke." Steven klopfte mir auf die Schulter. "Schon gut. Rick?", rief er dann. Schon stand Rick im Türrahmen. Hatte der etwa gelauscht. "Ich weiß schon, meine Überredungskünste sind gefragt", antwortete der grinsend und ich war mir sicher, dass er gelauscht hatte. Er verschwand in den anderen Büros und trommelte die Leute zum Essen zusammen. Jako steckte den Kopf in mein Büro. "Du kommst doch auch mit, oder?", fragte er grinsend. Steven stand auf und schüttelte den Kopf. "Nee, sorry. Ich muss noch so viel tun!", erklärte ich achselzuckend. "Außerdem hab' ich keinen Hunger." Jako wollte schon widersprechen, doch Steven ging zu ihm und murmelte etwas. Achselzuckend verschwand Jako wieder.
Steven zwinkerte mir ein letztes Mal zu, dann ging auch er. Keine zwei Minuten später hörte ich die Tür zu unseren Räumen zuschlagen.

Ich atmete einmal tief durch und stand auf. Jetzt würde Flo mir gefälligst Rede und Antwort stehen. Schnellen Schrittes, bevor ich es mir nochmal anders überlegen konnte, ging ich zur Toilette und schlug mit der Faust gegen die Tür. "Flo, ich will mit dir reden!" Keine Reaktion. Ich schnaubte wütend. "Florian, mach die Tür auf!!", rief ich lauter. Immer noch keine Reaktion. Ich dachte an Steves Worte zurück, dass Flo mit niemandem gesprochen hatte.
"Florian Mundt, du machst jetzt bitte die Tür auf! Ich mach' mir Sorgen, verdammt nochmal!!", versuchte ich es noch einmal. Wieder nichts. "Wenn du jetzt nicht sofort die Tür aufmachst, brech' ich sie auf!", schrie ich. In mir machte sich Verzweiflung breit. Nicht, dass ihm etwas passiert war? Vor meinem inneren Auge zogen die schlimmsten Szenarien vorbei. "FLORIAN!!!", schrie ich aus Leibeskräften. Immer noch nichts.
Panisch sah ich mich auf dem Flur um. Hier musste doch irgendwas sein, womit ich die Tür aufbrechen konnte. In meiner Verzweiflung warf ich mich mit aller Kraft mit der Schulter gegen dir Tür. Mit dem Ergebnis, dass mir die Schulter weh tat.
Einer Eingebung folgend lief ich in das Büro der SpaceFrogs. Ich suchte etwas ganz Bestimmtes. Da! Schnell schnappte ich mir das Brecheisen und ging zurück zur Toilette. Das Brecheisen hatten wir mal vor Jahren für irgendeinen bescheuerten Videodreh gebraucht. Es war nicht wirklich stabil oder massiv, aber leider meine einzige Chance.

Schon war ich wieder an der Tür zur Toilette. In meinen Ohren spürte ich das Adrenalin rauschen, ich konnte nur noch daran denken, dass Flo hoffentlich nichts passiert war. "Flo, ich brech' die Tür jetzt auf!", rief ich, dann setzt ich das Brecheisen an. Ich warf mich mit aller Macht dagegen, doch nichts passierte.
"SCHEIßE!", schrie ich. Okay, wie war das? Hebelwirkung. Scheiße, Physik. Darin war ich noch nie gut. Ich setzte das Eisen neu an und stemmte wieder mit aller Kraft. Langsam spürte ich, wie die Tür nachgab. Ich hörte Holz splittern und mit einem letzten Ruck war die Tür offen. Das Schloss hing merkwürdig schief drinnen. Das würde ich wahrscheinlich später noch bezahlen müssen.

Doch das war jetzt nicht wichtig, nichts war wichtig außer Flo. Ich ließ das Brecheisen sinken und stürmte in den kleinen Raum. Im Vorraum war nichts zu sehen, doch die Türen zu beiden Kabinen waren nur angelehnt. Schwungvoll riss ich beide auf, sodass sie gegen die Wände krachten.
Und da saß er, mein Freund. Zusammengekauert auf dem Sitz der linken Toilette. Sah mich aus aufgerissenen Augen an, atmete flach. In seinen Augen glitzerten Tränen. Auf den ersten Blick ging es ihm gut. Keine körperlichen Verletzungen. Er atmete, blinzelte. Wollte etwas sagen. In mir machte sich Erleichterung breit, die gleich darauf von Wut abgelöst wurde. Es ging ihm gut?! Wieso hatte er dann die verfickte Tür nicht aufgemacht?!

"Du blödes Arschloch!", schrie ich ihn an. Dann holte ich aus und gab' ihm eine gepfefferte Ohrfeige.

SpinOff: FroidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt