part twenty-one

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Flo PoV:
Wir hatten es uns auf meiner Couch gemütlich gemacht, aßen Pizza und sahen Star Wars. Doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Frodo hatte wirklich geglaubt, ich wollte Schluss machen? Wie kam er nur darauf?
Doch eigentlich war mir die Antwort auf diese Frage schon längst klar. Ich war immerhin ganze zehn Jahre mit Ina zusammen gewesen. Sowas ließ sich nicht einfach auslöschen. Wir hatten uns geliebt, natürlich. Aber jetzt war ich doch mit ihm zusammen! Ich hatte mir lange genug wegen dieser Nacht nicht mehr selbst ins Gesicht sehen können. Und ich hätte, wenn ich Ina zurück genommen hätte, jedes Mal, wenn ich in ihr Gesicht gesehen hätte, gesehen, wie sehr ich sie einst verletzt hatte. Und außerdem hatte ich Gefühle für Frodo! Ich war, verdammt nochmal, verliebt!

"Hey, passt du überhaupt auf?", riss mich auf einmal Frodos Stimme aus den Gedanken. "Äh, ja klar", sagte ich und blinzelte. Der Bildschirm des Fernsehers war schwarz. "So? Dann sag' mir doch mal, was grad' passiert ist", forderte Frodo mich heraus. Ich wurde rot. "Siehste! Also, worüber hast du nachgedacht?"
Ich seufzte. "Über nix. Jetzt mach' den Film wieder an", murrte ich. Ich wollte ihm nicht erzählen, wie sehr ich mich immer noch selbst hasste. Wie sehr mich das alles immer noch mitnahm, trotz des Glücks, dass ich mit ihm hatte. Es gab Dinge, die musste er einfach nicht wissen.
Doch Frodo schob die Fernbedienung hinter sich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Erst, wenn du mir sagt, worüber du so grübelst, dass du nichts mehr mitkriegst, was um dich 'rum passiert", erklärte er stur.
"Alter Sturkopf!", entfuhr es mir. Dann verdrehte ich die Augen. Ich hatte sowieso keine Chance gegen ihn. Also rückte ich mit der Sache heraus, die ich am leichtesten erklären konnte. "Ich hab' darüber nachgedacht, wie du denken konntest, ich wolle wieder Schluss machen." Seine Miene wurde weich, die Arme lockerten sich. "Ach Flo", sagte er und rückte näher zu mir. "Immerhin warst du mit Ina zehn Jahre zusammen. Ihr habt euch geliebt. So weit hergeholt war das nun auch nicht!", antwortete er achselzuckend. Wie Recht er doch hatte.
Wiederum seufzte ich. Die Lüge tat mir sofort leid. Obwohl es eigentlich keine Lüge war, nur das Verschweigen von etwas. Trotzdem fühlte ich mich schlecht damit. Doch ich wollte es ihm nicht erklären, nicht jetzt. Irgendwann.
Jetzt kuschelte Frodo sich wieder an mich und startete den Film erneut. Ich verdrängte die negativen Gedanken.

Nachdem der Film zu Ende war, wollte ich nur noch ins Bett. Die letzten Tage hatten mich mehr als geschlaucht. Doch als ich aufstehen wollte, hielt Frodo mich zurück. "Flo, ick hab' da noch 'ne Frage." Innerlich bereitete ich mich auf eine erneute Diskussion zum Thema 'Flo grübelt' vor. "Was denn?", fragte ich, so ruhig wie möglich und ohne ihn anzusehen.
"Wir müssen morgen wieder in's Büro", fing er an. Jetzt wurde ich neugierig. Was wollte er denn dazu wissen?
"Ick wollte fragen, ob wir's den anderen sagen wollen."
Oh fuck. Jetzt hatte er mich. Ich merkte, wie ich rot wurde. Ansehen konnte ich ihn immer noch nicht. "Frodo, äh, ich glaub, ähm, also", stammelte ich, wenig aufschlussreich. "Ist schon gut, es muss ja nich' morgen sein. Sorry, falls ich dich damit überrumpelt habe", erwiderte Frodo und stand ruckartig auf. Sofort tat es mir leid. Aber ich konnte es einfach nicht, noch nicht jetzt. Die letzten Tage waren sowieso viel zu aufreibend gewesen, da konnten wir sich die Lage doch erstmal wieder ein bisschen entspannen lassen.

"Frodo, ich -" Wieder stockte ich. Frodo, der schon an der Wohnzimmertür stand, wandte sich zu mir um. "Ist schon gut, Flo. Sag einfach Bescheid, wenn du soweit bist. Kommst du in's Bett?", fragte er und hielt mir die Hand hin. Sein Lächeln wirkte irgendwie aufgesetzt. Aber daran konnte ich jetzt nun wirklich nichts ändern. Nickend stand ich auf und ergriff die Hand. Gemeinsam gingen wir in's Schlafzimmer.

Zeitsprung: Am nächsten Tag, im Büro.

"Na, wie war's gestern?", fragte Steven und betrat das DoktorFroid-Büro, Rick direkt hinter ihm. Ich nickte. "Ging schon", sagte Frodo achselzuckend. Ich bemerkte, wie Steven uns mit hochgezogenen Brauen ansah, doch ich schüttelte leicht den Kopf. Er sollte nichts sagen, ich wollte nicht schon wieder darüber reden.

"Seid ihr denn Montag gut nach Hause gekommen?", fragte ich stattdessen.
"Hör mir bloß auf!", antwortete Rick und ließ sich auf meine Schreibtischkante sinken. "Was ist passiert?", wollte nun auch Frodo wissen.
"Wir waren gerade durch den Park, als wir drei so Asis gesehen haben, die einen jungen Mann verprügelt haben. So richtig, mit auf dem Boden liegen und noch reintreten und so", sagte Steven.
Frodos Augen weiteten sich vor Schreck. Auch ich war perplex. Wer tat so etwas?!
"Homophobie", sagte Rick nun. "Steven hat sofort Polizei und Krankenwagen gerufen. Die drei Typen haben sie geschnappt und Dennis, so hieß das Opfer, in's Krankenhaus gebracht. Keine Ahnung, wohin, oder wie's ihm geht."
"Ich hoffe nur, ihm geht's gut", fügte Steven hinzu.
Ich nickte. "Das ist ja schrecklich!", entfuhr es Frodo und er wurde kreidebleich. Steven nickte. "Warum tun Menschen sowas?" Frodo war regelrecht geschockt. Schnell ging ich um den Schreibtisch und strich ihm beruhigend über den Rücken. "Beruhige dich. Das waren Arschlöcher, die einfach kein Hirn haben", sagte ich. Steven nickte. "Ganz genau."

"So. Wollt ihr es eigentlich den anderen auch sagen?", fragte Rick plötzlich. Wieder so eine unangenehme Frage. Doch Frodo schien sich inzwischen wieder gefangen zu haben, denn er antwortete. "Noch nicht. Aber irgendwann bestimmt."
Die Resignation in seiner Stimme tat weh. Ich wollte es den anderen doch sagen, nur jetzt noch nicht! Ich wünschte mir einfach, noch ein bisschen Zeit zu haben, mit der neuen Situation umzugehen.
Steven schien die dicke Luft, die zwischen Frodo und mir herrschte, zu bemerken, denn er griff nach Ricks Arm. "Gut, sagt Bescheid, wenn's soweit ist. Wir müssen jetzt auch wieder an die Arbeit. Bis später!", sagte er schnell und zog seinen Freund aus dem Raum.

Zurück blieben Frodo und ich. Wie versteinert stand ich immer noch neben ihm. "Flo, du solltest dich wieder an deinen Schreibtisch setzen", sagte Frodo auf einmal leise. "Wir müssen schließlich auch noch was arbeiten."
Seufzend ging ich um den Tisch und setzte mich. Als könnte ich mich im Moment auf die Arbeit konzentrieren! Diese ganze Sache war mehr als vertrackt. Frodo war offensichtlich sauer, dass ich es den anderen immer noch nicht sagen wollte. Obwohl, konnte man nach ein paar Tagen von immer noch nicht sprechen? Aber Frodo hatte gut reden, er hatte ja keine Altlasten, er konnte sich Hals über Kopf in diese Beziehung stürzen. Ich hingegen verarbeitete immer noch die Trennung von Ina. Und gestern war einfach total beschissen gelaufen.
"Flo, passt du überhaupt auf?", fragte Frodo mich plötzlich und beäugte mich argwöhnisch über seinen Bildschirm hinweg. "Was? Äh, sorry, ich war grad -"
"In Gedanken, jaja. Flo, ganz ehrlich. Entweder du konzentrierst dich jetzt, oder wir müssen das verschieben", erklärte Frodo sichtlich genervt. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, ihm versichern, dass ich mich jetzt konzentrieren würde, da öffnete die Bürotür sich und Marie steckte ihren Kopf herein.

"Guten Morgen! Na, wie war's gestern?" Ich zuckte die Schultern. "Passt schon."
Marie seufzte, dann kam sie ganz in's Büro. "Wir würden gern in einer halben Stunde das Meeting von gestern nachholen, wenn's euch passt", erklärte sie. Ich nickte. Frodo sah mich noch einmal aus zusammengekniffenen Augen an, dann nickte auch er. "Wenn Flo sich bis dahin wieder besser konzentrieren kann", meinte er. Marie zog die Augenbrauen hoch. "Okay... Na, wenn ich euch irgendwie helfen kann, sagt ihr Bescheid, ja?"
Wieder nickte ich. "Danke, Marie. Bis gleich!" Ich versuchte mich an einem Lächeln, scheiterte, ihrem Blick nach, aber kläglich. Marie nickte uns zu, dann verließ sie das Büro.

"War das nötig?", zischte ich wütend. Warum ließ Frodo mich vor Marie so auflaufen? Konnten wir da nicht später drüber sprechen, wenn wir wieder alleine waren? Statt einer Antwort zuckte Frodo nur die Achseln und wandte sich wieder seinem Computer zu. Schnaubend kümmerte auch ich mich wieder um mein Projekt. Da würden wir definitiv nochmal drüber sprechen müssen!

SpinOff: FroidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt