part twenty

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Frodo PoV:
Wir saßen nebeneinander auf der Bettkante, Flo schien irgendwie mit den Gedanken sehr weit weg zu sein. "Ist alles okay?", fragte ich, zum wiederholten Male. Immer noch keine Reaktion. Er zeigte mir noch nichtmal, dass er mich gehört hatte. Seit bestimmt zwanzig Minuten ging das jetzt so.
Ich seufzte. Es war zum Verrückt werden. Wenn er wenigstens mit mir reden würde! So saß ich hier, hilflos, und konnte ihm nur beim Nichtstun und Löcher in die Luft starren zusehen.

Vorhin war er einfach so in's Schlafzimmer gestürmt, hatte Inas Koffer genommen, war wieder auf den Flur gelaufen und schließlich zurückgekommen und hatte die Tür hinter sich zugeknallt. Seitdem saß er hier.
Kurz nachdem er wiedergekommen war, hatte ich die Wohnungstür gehört. Ina war also vermutlich weg. 

"Willst du mir vielleicht sagen, worüber sie mit dir reden wollte?", versuchte ich es erneut. Wieder keine Reaktion. Langsam hatte ich die Schnauze voll. Ich konnte ja verstehen, wenn die ganze Geschichte ihn mitnahm, aber ich konnte ihm nicht helfen, wenn er nicht mit mir reden wollte.

Langsam erhob ich mich also und suchte meine Klamotten zusammen. Wir hatten sie, als Ina geklingelt hatte, in aller Hast einfach alle zusammen über einen Stuhl geworfen. Nach unserem Frühsport waren wir nämlich nochmal eingeschlafen und erst aufgewacht, als Ina an der Tür gewesen war.
Plötzlich hörte ich hinter mir ein Räuspern. "Was tust du da?", fragte Flo, leise. Ich drehte mich nicht um, sondern durchwühlte weiter den Kleiderhaufen. "Flo, ick versteh' ja, wenn dit alles nich' so einfach is' für dich. Aber wenn du nich' mit mir redest, kann ick dir ooch nich' helfen. Also werd' ick' jetze nach Hause fahren. Du kannst dich ja dann melden, wenn du wieder sprichst", erklärte ich mit möglichst fester Stimme. Ich scheiterte kläglich.
In meinem Rücken schluckte Flo vernehmlich. "Frodo, bitte bleib hier", krächzte er dann. Dieses Krächzen ging mir durch Mark und Bein. Ich konnte ihn doch jetzt nicht einfach so alleine hier sitzen lassen! Sofort war ich bei ihm, saß wieder neben meinem Freund und strich ihm behutsam über den Rücken. Hilfesuchend lehnte er sich an mich. Flo atmete unruhig, sodass ich meinen anderen Arm um seinen Oberkörper legte und ihn festhielt. Ich wollte ihm Halt geben, vielleicht half ihm das.

"Flo, du kannst jederzeit mit mir reden, das weißt du", sagte ich leise. Er nickte. Endlich reagierte er überhaupt mal auf etwas, das ich sagte!

Eine Weile saßen wir einfach so da. Langsam beruhigte Flos Atmung sich und ich war mir fast sicher, dass er an mich gelehnt eingeschlafen war. Da sprach er wieder.

"Sie hat versucht, mich zu küssen."
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, obwohl sich mir die Nackenhaare aufstellten und die blanke Wut mich packte. "Sie hat was?", presste ich aus zusammen gebissenen Zähnen hervor. Er nickte wieder. Die Wut verwandelte sich in Eifersucht, in Angst. Ina hatte versucht, meinen Flo zu küssen? Meinen Freund? Wieso? Sie waren getrennt, sie war doch diejenige gewesen, die Schluss gemacht hatte!
Wie hatte er reagiert? Wollte er mit mir Schluss machen? War er sich seiner Gefühle plötzlich noch unsicherer? Die und tausend weitere Gedanken schossen mir durch den Kopf. Doch ich sagte nichts, versuchte, mich zu beruhigen. Ina war weg und ich war noch hier. Flo lehnte gerade an mir und ich hielt ihn fest. Das waren alles gute Zeichen. Oder nicht?

Langsam bewegte Flo sich, löste sich ein Stück von mir. Ich versuchte, ihn festzuhalten, panisch, dass er mir jetzt die erwartete Ansage machte, doch er griff nach meinen Händen und legte sie auf meine Beine. Er verschränkte die seinen mit meinen, dann sah er mich an. "Ich hab' sie weggeschoben. Gesagt, dass das keine gute Idee ist. Ich wollte nicht von ihr geküsst werden", erklärte er. Ich nickte, verständnisvoll. Kein Wunder, wenn man bedachte, was bei den beiden vorgefallen war. Woran ich natürlich nicht ganz unschuldig war, auch wenn sie mir das Gegenteil hatte weismachen wollen.

"Mir hat sie gesagt, sie wünscht uns Glück", flüsterte ich. In Flos Augen sammelten sich Tränen. "Sie sagte, sie hofft, dass das mit uns hält."
Flo nickte. Ich war mir nicht sicher, ob er mir glaubte oder dachte, ich würde ihm Ina nur madig machen wollen.
"Ich glaube, das war ihr letzter Versuch bei mir", erklärte er. "Jetzt ist es auch für sie endgültig vorbei, emotional, meine ich." Wieder nickte ich und kam mir unfassbar bescheuert dabei vor. Wie ein Wackeldackel. "Frodo?", fragte Flo mit endlich wieder etwas festerer Stimme und sah mich fest an. Keine Träne war mehr in seinen Augen. Sie zeigten eiserne Entschlossenheit.

"Ich habe sie nicht geküsst, weil ich in jemand anderes verliebt bin." Ich glaubte, zu wissen, worauf das hinauslief. "In dem Moment, als sie mir so nahe kam, war mir auf einmal alles klar. Es gab keinen Zweifel mehr. Ick würde nich' so weit gehen, von Liebe zu sprechen, aber ick bin auf jeden Fall verliebt."
Unsicher grinste ich ihn an. "Und in wen?", fragte ich überflüssigerweise. "Frodon't!", schalt er mich, musste aber selbst grinsen. Ich grinste nur noch breiter. Das war die Bestätigung, auf die ich gehofft hatte.

"Ich bin auch in dich verliebt", sagte ich dann. "Und ehrlich gesagt hatte ich gerade ein bisschen Angst, dass du's dir nochmal überlegt hast." Flos Augen weiteten sich vor Schreck. Dann schüttelte er heftig den Kopf. "Du Idiot, ey." Er löste unsere verschränkten Finger und nahm mich dann in den Arm. "Danke, dass du hier bist", flüsterte er in meine Halsbeuge und ich lachte leise. Was hatte er denn sonst von mir erwartet?

Sanft küsste ich ihn auf die Wange.

"Du, Frodo?", fragte Flo. "Ick bin echt noch ziemlich verkatert. Wollen wir vielleicht 'ne Pizza bestellen? Wat Fettiges wär' jetze jenau dit Richtige!" Ich nickte grinsend. "Und dann machen wir's uns gemütlich und lassen den Dienstag einfach Dienstag sein!"

SpinOff: FroidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt