part thirteen

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Frodo PoV:
"Hat dir die Nacht etwas bedeutet?"
Flos leise Stimme hallte in meinem Kopf wider. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Wie hatte er die Frage betont? Was sollte ich sagen? Ich spürte, wie ich rot wurde. Dann sah ich auf, sah Flo an. Er starrte an die Wand hinter mir. Ich öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Doch ich konnte nicht. Ich holte tief Luft. Immer noch keine Chance auf ein klares Wort. Langsam wanderten Flos Augen von der Wand zu mir. Braune Augen, warme Augen. Ein Hauch von Trauer lag darüber. 'Das ist ja auch kein Wunder, er wurde gerade verlassen!', dachte ich. "Frodo?", fragte er, noch leiser als zuvor. Ich musste mich überwinden und antworten.
Immer noch unfähig, etwas zu sagen, nickte ich nur. "Ja?", fragte er. Ich nickte wieder. "Ja, worauf?" Innerlich musste ich lachen. Dass er so unsicher war, amüsierte mich regelrecht. Doch ich zwang mich, zu antworten. Ich räusperte mich, dann brachte ich ein leises "Beides" heraus. Flo atmete laut ein. Beschämt sah ich wieder nach unten, auf meine Schuhe. Scheiße, jetzt war es heraus. Jetzt wusste er, was ich dachte, fühlte. Er kannte mich so gut. Meine Reaktion musste ein offenes Buch für ihn gewesen sein. Ich vergrub das Gesicht in den Händen.

Am liebsten wäre ich in diesem Moment aufgesprungen und weggerannt. Doch ich wusste, das würden Steven und Rick nebenan nicht zulassen. Ich seufzte leise. Ich hatte Angst, was Flo jetzt denken oder gar sagen würde. Wahrscheinlich war es das gewesen. Er könnte doch niemals mit jemandem befreundet sein, der offensichtlich ein Mann war und auf ihn stand. Er trauerte außerdem immer noch Ina nach. Zehn Jahre Beziehung, und jetzt hatte sie ihn verlassen. Ich hatte alles kaputt gemacht! Unsere Freundschaft, seine Beziehung. Und das nur, weil ich in einem Anflug von Suff und Einsamkeit alle Grenzen überschritten hatte. Weil ich nicht hatte allein sein wollen. Weil ich meinen besten Freund brauchte, ihn bei mir haben wollte, ihn liebte. Wie einen besten Freund eben. Oder? ODER?!

"Frodo? Hey, du brauchst doch nich' weinen", flüsterte Flo plötzlich und schon spürte ich seine Hand auf der Schulter. Ich sah auf meine Hände. Dicke Tropfen waren darauf. Ich strich mir mit den Fingern durch's Gesicht und stellte fest, dass ich tatsächlich heulte. Wie ein emotionales, kleines Mädchen saß ich hier und flennte. Ich wurde wütend auf mich selbst.
"Frodo, beruhig' dich. Alles halb so schlimm", murmelte Flo an meiner Seite und strich mir beruhigend über die Schulter. Zumindest sollte es wahrscheinlich beruhigend sein, aber ich fühlte mich nicht ruhiger. Zu meinem Selbsthass und dem Schmerz kam jetzt auch noch ein Schauer, der von meinem Rücken aus durch meinen Körper lief und mich dazu brachte, nichts mehr zu denken. Ich begann, zu zittern. Dies nahm mein bester Freund zum Anlass, auch noch den zweiten Arm um mich zu schlingen und mich an sich zu ziehen. Ich erstarrte. "Bitte, Flo. Das macht's grad' nich besser", murmelte ich und befreite mich aus der Umarmung.

Flo rückte wieder auf seine Ecke der Couch und sah mich an. "Sorry", murmelte er. Ich wischte mit den Händen die letzten Tränen ab, die auf meinem Gesicht klebten. Dann sah ich Flo an. Seine braunen Augen zeigten wieder diesen Schmerz, diese Trauer. "Nein, Flo, mir tut's leid. Ick hab' deine Beziehung kaputt jemacht und du hast Liebeskummer und nu sitz ick' hier und heul dich voll. Dit has' du nich' verdient", erklärte ich. Währenddessen schüttelte er immer wieder den Kopf. "Frodo. Max. Dit is doch Unsinn. Wir haben das beide jemacht, ick bin für mein Handeln selbst verantwortlich. Ick habe mich unmöglich benommen und deshalb is' Ina jetze weg", antwortete er. Ich wollte ihm widersprechen, doch sein Blick brachte mich dazu, zu verstummen. Also sah ich ihn nur an. Er gab sich selbst die Schuld, dabei hatte ich doch angefangen. Ich war zu ihm gegangen, hatte ihn umarmt. Ich hatte ihn ... Diesen Gedanken verbot ich mir sofort. Ich musste jetzt konzentriert bleiben.
"Frodo", sagte er wieder, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Frodo, ick..." Er stockte. Er schien nicht zu wissen, wie er mir das, was jetzt unweigerlich kommen würde, sagen sollte. Ich seufzte. Natürlich. Jemandem eine Abfuhr zu erteilen, war nie einfach. Und man hörte sowas auch nicht gerne. Am liebsten sollte er jetzt gar nichts mehr sagen. Ich wusste eh, was kommen würde. Er mag mich, als Freund. Ich bin wie ein Bruder für ihn. Er kann das nicht. Es tut ihm leid. Das gesamte Repertoire. Noch bevor er wieder ansetzen konnte, war ich auf den Beinen. "Lass gut sein, Floid. Ick versteh' dit schon. Du brauchst dich da nich' zu rechtfertigen für. Ick komm darüber wech. Alles halb so wild. Mach' dir keene Vorwürfe", sagte ich, so gefasst ich konnte. Dann ging ich zur Tür.

"Kannst du mich ma ausreden lassen, verdammte Scheiße?!", hörte ich ihn hinter mir laut fluchen. Ich hatte schon fast die Klinke erreicht, ließ die Hand aber wieder sinken. Langsam drehte ich mich um. "Wat denn noch?", fragte ich genervt. Ich wollte weg hier, raus. Wollte nicht, dass er den Schmerz in meinen Augen sah. Wollte nicht, dass er sah, wie beschissen es mir damit ging. Wollte ihm kein schlechtes Gewissen machen, weil die Nacht für ihn eben doch nur ein Ausrutscher gewesen war.
Er kam zu mir und sah mir direkt in die Augen. Ich versuchte, wegzusehen, doch es ging nicht. Noch ein letztes Mal wollte ich mir dieses wunderschöne braun ansehen. "Frodo, du Kackspast", benutzte er eines von Ricks Lieblingsschimpfworten. Widerwillig musste ich grinsen. "Ick wollte dir überhaupt keinen Korb geben!", erklärte er dann sicherer. Ich muss wohl ziemlich dämlich aus der Wäsche geguckt haben, der Flo konnte sich das Lachen kaum verbeißen. Dann sah er mich ernst an. "Ick wollte dir sagen, dass es mir ähnlich geht."

SpinOff: FroidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt