eleven

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Ich zeigte Talia den Hinterausgang, bei dem wir uns dann niederließen, um die Cupcakes zu verschlingen und abwechselnd aus der Flasche zu trinken.

„Weißt du, du bist meine einzige Freundin", lallte ich und hickste. „Sonst hab ich nur Jake, aber der zählt nicht. Mit ihm kann ich nicht shoppen gehen oder so. Und ich mag ihn. Also so richtig mögen." Erst nach dem ich die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir klar, dass sie stimmten.

Talia nickte verstehend.

„Ich auch, ich hab zwei beste Freunde. Ryder und Collin, und deren Beziehungen sind meine einzigen Freunde. Das ist total armselig." Plötzlich fing Talia an zu kichern ich stieg einfach mit ein, weil ich nicht anders konnte.

„Und ich hab diesem Kerl gesagt, dass ich ihn liebe und er hat mir nicht geantwortet. Und jetzt knutscht er bestimmt mit dieser Tusse rum und denkt daran wie bescheuert ich bin." Ihr Kichern wurde zu einem hysterischen Lachen.

„Du siehst wenigstens heiß aus, die Typen die ich kenne haben Angst, dass ich zerbreche", merkte ich nach einem Blick. Hätte Jake nicht gewartet, hätte er nicht gewartet, sondern mich einfach geküsst, dann hätten wir den Kuss zwar unterbrechen müssen, aber wir hätten uns geküsst. „und die anderen wünschen sich, dass ich es tue. Sie sagen immer „Wunderkind", so als wäre ich Mozart. Aber, der ist vieeel besser als ich und das sagen mir meine scheiß Eltern jeden verdammten Tag. „Erin du solltest besser sein", „Wehe du machst was falsch, dann kannst du was erleben." Und wenn ich mal nicht das tue, was sie sagen, dann schlagen sie mich." Es tat so gut endlich mal alles laut auszusprechen. Abrupt hörte Talia auf zu lachen und starrte mich an. Ich kicherte aber unbeirrt weiter.

„Jake hat mich auch so angesehen, als ich es ihm erzählt hab", meinte ich verträumt und hörte dann auch auf zu lachen.

„Meine Eltern sind scheiße und weißt du was? Es ist mir egal Ich will gar keine scheiß Violinistin werden. Irgendwann werde ich einfach abhauen. Mit Jake. Und dann werde ich meinen Vater wegen Misshandlung und Körperverletzung anzeigen und meine Mutter wegen Unterlassener Hilfeleistung oder so. Aber sie haben die besten Anwälte und dann werden sie überall rumerzählen, ich wurde manipuliert."

Kurz blieb es still. „Das tut mir leid." Und zum ersten Mal, hörte sich dieser scheiß Satz ehrlich an.

„Muss es nicht. Du bist die netteste Person, die ich je kennengelernt hab. Außer Jake. Die meisten aus der Mittelschicht hassen mich. Einer probiert mich immer zu verprügeln, aber Jake ist mein Retter in der Not!" Wie oft hatte ich seinen Namen jetzt genannt? Ich nahm einen riesigen Schluck aus der Flasche. Talia tat es mir gleich.

„Soll ich morgen zu deiner Schule kommen und diesem Arsch in die Eier treten?", lallte sie fragend.

„Ouh ja!", rief ich unglaublich froh, als mir wieder einfiel, dass ich noch war vorspielen musste. „Oh ich muss jetzt rein und zeigen wie toll meine Eltern sind. Willst du mitkommen?", fragte ich Talia. Sie nickte lächelnd und uns gegenseitig stützend taumelten wir rein.

Trotz des Alkohols spielte ich ohne jeglichen Fehler My Heart will Go on. Ich bemerkte nur aus dem Augenwinkel, wie Talia zu dem Jungen blickte und den Blick sofort wieder abwandte. Doch in genau in dem Moment, sah er zu ihr und ich wünschte in diesem Augenblick auch jemals von einem Jungen so angesehen zu werden. Aber als ich es mir genauer überlegte, wollte ich nur von einem Jungen so angesehen werden.

Nach meinem Auftritt fuhren meine Eltern zurück zum Flughafen und ich hatte endlich meine Ruhe.

„Ich wusste gar nicht, dass du so gut bist", meinte Talia, nachdem wir wieder nach draußen verschwunden waren. Ich setzte die Flasche an meine Lippen und nahm einen tiefen Schluck.

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