twenty-five

3.4K 214 12
                                    


4 Wochen später...

„Hey, Erin!" Ich zuckte erschrocken zusammen und schaute vom Boden hoch. Meridith stand vor mir. Mit perfekt geföhntem Haar, dem perfekten Lidstrich, den vollen Wimpern, wobei bei näherem Hinsehen bemerkte ich, dass es Fake-Wimpern waren, und die Schuluniform sah auch perfekt an ihr aus. Sie war so perfekt, dass ich es schon eklig fand. Früher hatte ich auch perfekt sein wollen, aber inzwischen war mir klar, dass Perfektion nichts Schönes war.

„Hm?", machte ich und sah sie fragend an. Ich hatte mich relativ gut eingelebt. Es war ein wenig seltsam nicht mehr Wunderkind genannt zu werden oder wegen der teuren Jeans gehänselt zu werden.

Hier trugen alle die rot-blaue Schuluniform mit dem Logo der Privatschule auf dem Blazer.

„Ich wollte eigentlich nur fragen, ob du mir die Nummer von Jake geben könntest", meinte sie und lächelte ihr Barbie-Lächeln. Jake... Seit 4 Wochen hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Einmal war er bei meinem Geigen Unterricht aufgetaucht, aber ich hatte ihm gesagt, dass er verschwinden sollte, bevor mein Vater ihn noch umbrachte.

Einmal hatte er mich noch geküsst. „Ich werde einen Weg finden, Kleines", hatte er gesagt und dann war er verschwunden.

Früher hätte ich ihr wahrscheinlich die Nummer gegeben und hätte dann alleine auf dem Klo geheult, doch jetzt, jetzt war ich einfach wütend. Nicht unbedingt auf Meridith, auf alles.

Ich lächelte falsch und machte dann ein mitleidiges Gesicht.

„Oh, tut mir leid. Aber er hat eine Freundin." Es war nicht die ganze Wahrheit, aber wenn Vater erfahre würde, dass ich gesagt hatte, dass er mein Freund sei, dann würde er erst Jake und dann mich umbringen.

„Und?" Ich wollte ihr die Augen auskratzen und jedes einzelne Haar ausreißen. Er hatte eine Freundin und sie wollte sich weiter an ihn ranmachen? Und das sagte sie dieser Freundin direkt ins Gesicht? Okay, sie wusste zwar nicht, dass ich diese Freundin war, aber war das denn so unwahrscheinlich?

„Er ist glücklich mit ihr und hat nicht vor sie wegen jemanden wie dir zu verlassen. Such dir lieber einen anderen Kerl. An ihm wirst du dir nur die Zähne ausbeißen", sagte ich mit einem süßen Lächeln und zuckte mitleidig mit den Schultern.

„Na dann, wir sehen uns", verabschiedete ich mich und lief weiter. Sobald sie aus meinem Blickfeld verschwand atmete ich angespannt aus. Was war das gerade? Wer war das gerade? Ich auf jeden Fall nicht.

Die letzte Stunde entfiel, weshalb ich nach dem Matheunterricht auf den Parkplatz lief. Ich schrieb James, dass ich früher Schluss hatte und wartete.

„Hey, Erin", hörte ich hinter mir eine Stimme, die mir die Haare zu Berge stehen ließ. Ich drehte mich zögerlich um und sah, wie erwartet, Charles mit einem dreckigen Grinsen vor mir stehen.

Sein Haar war wie immer mit reichlich Haar Gel getränkt und seine Krawatte saß schief. Ich zwang mich zu einem zögernden Lächeln und wischte mir die schweißnassen Hände an der Strumpfhose ab.

„Unsere Väter haben gestern telefoniert, weißt du? Und rate mal worüber sie gesprochen haben..." Er grinste wieder dreckig und aus einem Impuls heraus trat ich einen Schritt zurück. Er allerdings kam mir zwei Schritte näher.

„I-ich weiß nicht", stammelte ich und stolperte weiter zurück. Er grinste weiterhin, doch nun trat auch etwas Animalisches in seine Augen.

„Ich werde bald die Firma meines Vaters erben und es würde sich sehr gut machen, wenn ich die Tochter eines CEO's einer anderen Firma heirate. Um die Imperien unserer Väter zu verbinden, versteht sich." Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff was Charles gesagt hatte. Er hatte mich verkauft. Wie im Mittelalter die Königtöchter verheiratet wurden, um Allianzen zu bilden.

Play itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt