twenty-seven

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Die Landschaft zog an uns vorbei. Der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen und kündigte damit den Regen an. Ich schwieg schon die ganze Zeit und starrte bloß aus dem Fenster. Langsam wurde mir richtig bewusst, was wir taten.

Ich merkte, dass Jake mich oft besorgt ansah, doch ich konnte seinem Blick nicht standhalten, deshalb tat ich so, als ob ich nichts bemerkte.

Ich hörte ein Rascheln und sah er eine Kassette in den Rekorder schob.

„I got chills they're multiplying
And I'm losing control
'Cause the power you're supplying
It's electrifying", begann er mitzusingen und sofort wusste ich um welches Lied es sich handelte.

„You better shape up, 'cause I need a man
And my heart is set on you
You better shape up, you better understand
To my heart I must be true", stieg ich viel schiefer mit ein und zauberte damit ein Lächeln auf Jakes Lippen.

Und so trällerten wie den Ohrwurm aus den 70ern, während wir durch die graue Landschaft Englands fuhren. Es war mir egal, dass meine Stimme nicht mal annähernd an die von Olivia Newton-John reichte und Jake das hörte. Ich war einfach nur glücklich und vergaß für einen Moment was noch alles auf uns zukommen würde.

Wir hörten noch weitere Lieder aus den 70ern und 80ern und kamen irgendwann an einem kleinen Motel an.

Jake parkte und stieg aus, um mir die Tür aufzuhalten. Ich grinste ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und reicht ihm meine Hand.

Das Motel sah nicht heruntergekommen aus, wie es sonst immer in Filmen gezeigt wird. Es stand bloß ziemlich ungünstig, so dass ich mir vorstellen konnte, dass Gäste hier nicht wirklich täglich ein und aus gingen.

Ich suchte in der Tasche von Margret nach Geld und wurde schließlich fündig. Wir buchten ein Zimmer und ich schob dem Rezeptionist die Pfundnote hin.

*

„Ich hab Angst", murmelte ich immer wieder und spielte an meiner Bluse. Jake, der auf dem Bett saß, sah mich gespielt genervt an.

„Erin, du wirst so oder schön aussehen. Jetzt nimm es endlich ab!", meinte er streng. Ich schluckte. Okay, Erin es sind nur deine Haare. Keine große Sache. Bloß deine Haare.

Ich packte das Handtuch, das ich mir gleich nach dem Föhnen um die Haare gewickelt hatte, um sie zu verdecken und zog es herunter.

Aus Reflex hatte ich meine Augen geschlossen, doch langsam zwang ich mich sie zu öffnen.

Im Spiegel sah mir ein unbekanntes Ich entgegen. Ich wirkte nicht mehr ganz so zierlich, meine Augen stachen sehr heraus und irgendwie fühlte ich mich selbstbewusster.

„Sag ich doch, du siehst toll aus. Können wir jetzt schlafen? Wir sollten morgen früh gleich zum Bahnhof, damit dein Vater so wenig Zeit hat wie möglich, um dich zu suchen", sagte Jake und machte es sich schon mal im Bett gemütlich.

„Hast Recht", nuschelte ich, immer noch ein wenig überfordert mit der Typveränderung. Ich legte mich zu ihm und kuschelte mich an ihn.

„Gute Nacht, Kleines", flüsterte er mir zu und hinterließ einen Kuss und ein Lächeln auf meinen Lippen, als ich schon wegdämmerte.

*

Das Auto stand irgendwo an einem Straßenrand in der Nähe des Bahnhofs. Ich umfasste den Griff des Koffers nervös, während Jake uns Tickets nach Bristol besorgte.

„Und warum möchten Sie nach Bristol?", fragte die Frau am Schalter interessiert.

„Warum wollen Sie das wissen? Ist das wichtig? Wie sind keine Schwerverbrecher oder so. Ich meine ist es denn illegal nach Bristol zu fahren? ", plapperte ich nervös los.

„Entschuldigen Sie meine Freundin. Sie liest zu viele Krimis. Wir wollen dort meine Familie besuchen, damit ich ihnen endlich meine reizende Freundin vorstellen kann", rettete Jake uns mit ruhiger Stimme und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

Die Frau lächelte verträumt und schob uns die Tickets zu.

„Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise", sagte sie noch, bevor er mich sanft wegzog. Ich war so eine verdammte Idiotin. Wie sollten wir denn unbemerkt entkommen, wenn ich unser größter Feind war?

„Tut mir leid. Ich bin ziemlich paranoid, oder?", fragte ich und nahm Jakes Hand, die sich sogleich um meine schloss.

„Ein bisschen vielleicht, aber mach dir keinen Kopf. Überleg dir doch schon mal wo du einen Zwischenstopp einlegen willst", schlug er vor. Wärme durchströmte mich. Er war immer so fürsorglich und verständnisvoll. Womit hatte ich das verdient?

„Wir haben noch – Scheiße unser Zug fährt in 2 Minuten ein", murmelte Jake und packte plötzlich meine Hand, um mich hinter sich her zu ziehen.

Gerade noch rechtzeitig kamen wir am Gleis an und konnten noch ein leeres Abteil finden. Ich versuchte mein Gepäck auf die Ablage zu bekommen, aber meine Fingerspitzen erreichten sie nicht mal.

„Soll ich dir helfen?", fragte Jake und ich hörte sein Grinsen aus seiner Stimme.

„Nein, ich krieg das schon hin", meinte ich stur und versuchte es weiter.

„Sicher?", hakte er weiter nach. War ich denn zu nichts fähig? Wie ein Kind, das man selbst den Löffel in den Mund stecken musste.

„Ja!", rief ich entnervt. Ich verlagerte mein Gewicht, stemmte ein Bein auf die Sitze und klammerte mich an die Ablage. Als ich allerdings meinen Koffer versuchte anzuheben, fuhr der Zug los und ich verlor das Gleichgewicht. Statt den harten Boden zu küssen, landete ich Jakes Armen.

„Du kriegst das schon hin, was?", neckte er mich und setzte mich sanft ab. Er packte meinen Koffer und schwang ihn über meinen Kopf auf die Gepäckablage.

„Ich bin ein totaler Trottel", seufzte ich und ließ mich auf den harten Sitz fallen. Jake lachte und setzte sich neben mich.

„Nein bist du nicht. Bloß ein kleines bisschen tollpatschig. Und das ist verdammt süß." Ich starrte auf den Boden und sah dann wieder in seine Augen.

„Und wenn ich nicht mehr süß sein will?", fragte ich. Er lächelte.

„Dann sei es nicht mehr", antwortete er und ich sah ihn eine Weile einfach bloß an, bevor ich meine Lippen gegen seine drückte.

„Jetzt zum Beispiel bist du gar nicht mehr süß, sondern einfach nur noch... wow", keuchte er zwischen zwei Küssen und presste seine geschwollenen Lippen wieder auf meine.

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Sorry für die lange Pause :/ Bei mir gings privat echt drunter und drüber und bevor ich die Probleme meiner fiktiven Personen klären wollte, wollte ich meine eigenen aus der Welt schaffen.

ich hoffe ich komm in nächster Zeit wieder zum Schreiben :)

question of the day: Habt ihr 13 Reasons Why gesehen? Meinung?

Jep hab ich. Das Buch ist auf jeden Fall besser und Hannah ist mir in der Serie irgendwie unsympathisch (die Schauspielerin ist echt hübsch und wirkt auch sympathisch, aber Hannah halt nicht so). Ich mag die Serie ja, aber es nervt, dass jedes 2. Instagram Mädchen irgendwas darüber postet ohne den Sinn der Serie zu verstehen. Es geht um Mobbing, Gerüchte und Selbstmord, das ist nicht High School Musical🤦🏻‍♀️
Naja, freu mich auf eure Meinungen!
Bis dann❤️
drowninlife

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