"Hör auf! Willst du das mir die Haare ausfallen?!" Rief Marcel aufgebracht. Er war mein Manager und ein "Musikexperte". Anders als Katharina hatte er keine Ahnung wie sich ein Musiker fühlte.
"Du hast doch nicht mal welche." Murmelte ich vor mich hin. Er trug wirklich nur ein Toupet. Wie ich das herausgefunden hatte, war wirklich eine witzige Geschichte...
"Konzentrier' dich! Los nochmal." Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich HASSE ihn! Er dachte er wäre etwas Besseres als ich. Er dachte ihm würde die Welt gehören. Marcel war genau einer von denen, die Leuten wie Jake den Grund gaben, uns zu hassen.
Jake...
Diese Augen...
Ich schüttelte leicht den Kopf um den Gedanken zu vertreiben und konzentrierte mich wieder auf die Noten vor mir.
Mein Gehirn war Matsch, meine Hände taten weh und waren aufgeschürft und ich war müde. Aber nein. Ich musste ja weiter lernen! Das war Folter. Sie sollten das als neue Strafe für Kriminelle machen: "Ihr Urteil lautet 10 Stunden in Folge Violine spielen."
Haha du bist ja so witzig. Wieso hast du eigentlich keine Freunde? Dein Humor ist doch so anziehend.
Wie Recht du doch hast, stimmte ich meiner inneren Stimme zu.
*
"Hey." Ich drehte mich Jake um und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Was?" Flüsterte ich zurück. "Hast du heute Zeit?" Ich schüttelte den Kopf und starrte dann auf den Boden. "Hab ein Konzert." Nuschelte ich.
"Oh, okay. Übermorgen?" Was wollte er eigentlich von mir? Und wieso grinste er mich so an? Wollte er mich verarschen und Mason stand hier irgendwo?
"W-wieso?" Ich presste die Lippen aufeinander, um, wenn die Antwort erniedrigend ist, nicht in Tränen aus zu brechen.
"Warum fragt ein Junge ein Mädchen ob sie Zeit hat?" Meinte Jake spöttisch. "Vielleicht." Antwortete ich nur und drehte mich wieder zur Tafel.
*
Ich stand vor dem riesigen Publikum und über 500 Augenpaare waren auf mich gerichtet. Ich schluckte die Nervosität runter und fing an das Stück zu spielen. Mein ganzer Körper war angespannt und der Bogen flog über die Saiten. Meine schwitzenden Hände umklammerten ihn als er mir plötzlich aus der Hand flog und über die Bühne schlitterte. Jeder fing an zu lachen. Laut. Sie zeigten auf mich, als wäre ich ein Affe, aus diesen Videos. Selbst meine Eltern lachten. Marcel und Katharina lachten ebenfalls. "Bitte hört auf." Aber sie dachten gar nicht daran, sie lachten nur noch lauter. Ich sank langsam auf den Boden und unterdrückte die Tränen.
Nur einer lachte nicht. Er saß in der ersten Reihe und sah mich mitleidig an. Er stand auf und lief zu mir auf die Bühne, während die Tränen aus meinen Augen brachen. Er blickte auf mich herab und umarmte mich fest. Es tat so unglaublich gut, wie seine starken Arme um meinen knochigen Körper geschlungen waren und mich einfach festhielten. "Erin." Ich atmete seinen Duft ein. Er roch so gut. Ein wenig nach Zitrone und nach Rauch.
"Erin!"
Ich schreckte hoch und blickte in Ozeanblaue Augen. "Wo b-bin ich?" Stammelte ich peinlich berührt und sah mich um. "Im Übungsraum. Wie immer. Du bist eingeschlafen. Ist alles in Ordnung? Du hast im Schlaf geweint?" Jake sah mich besorgt an. Wieso tat er das? Er sollte einfach aufhören!
Erst jetzt bemerkte ich die nassen Spuren auf meinen Wangen. "Nur ein Albtraum." Murmelte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Mit einem Blick auf die Uhr, stellte ich fest, dass ich langsam losmusste.
Ich schulterte meine Tasche und wollte den Raum verlassen, als Jake noch rief: "Du hast übrigens so was gesagt wie "Bitte hört auf"." Ich nickte peinlich berührt und verließ den Raum.
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Play it
General FictionErins Leben ist schon perfekt durchgeplant, als plötzlich Jake darin auftaucht und alles ziemlich durcheinander bringt. Zum ersten Mal lernt Erin, was es bedeutet zu leben, ohne Regeln zu befolgen und nur an die Zukunft zu denken. Zum ersten Mal le...