twenty

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"Am Ende wurde es ziemlich witzig. Sie ist nicht einmal an ihr Handy gegangen, obwohl es verdammt oft geklingelt hat und schließlich hat sie es einfach ausgemacht. Sie ist genauso, wie man sich eine Mutter vorstellt, weißt du? Wir haben darüber geredet, was meine Lieblingsfilme sind und all das", erzählte ich am Telefon, während die Aufnahme durch das Zimmer hallte.

„Sollte ich eifersüchtig sein?", meinte Jake neckend und ich musste mir ein Lachen verkneifen.

„Lass mich ausreden", meckerte ich im gespielt ernsten Tonfall.

„Tut mir leid, Eure Majestät. Redet weiter." Ich kicherte vor mich hin und erzählte weiter.

„Als wir Zuhause angekommen sind, stand mein Vater da und hat uns angeschrien, dass das Kleid doch völlig egal sei und Frauen genau wegen solchen Dingen nicht die nötigen Qualifizierungen haben, um mehr zu tun, als den Haushalt. Dann hat er mich hochgeschickt „Verschwende nicht weiter deine Zeit und probe jetzt weiter", hat er gesagt. Die Unterhaltung lief dann ungefähr so ab:

„Was fällt dir ein meine Anrufe zu ignorieren?"

„Tut mir leid"

„Und hast du den ganzen Tag mit ihr gemacht? Gequatscht und schön Tee getrunken?"

„Tut mir wirklich leid, David, aber ich dachte-"

„Frauen sollte man niemals denken lassen, dann kommt nichts Gutes dabei raus. Es war gut, als du dich noch von ihr ferngehalten hast." Dann ist er in sein Arbeitszimmer gegangen und ich hab nichts mehr gehört." Einige Zeit war es auf der anderen Leitung still.

„Bist du noch dran, Jake?", fragte ich zögernd.

„Ja, aber ich musste mich kurz abregen, um nicht zu dir zu fahren, dem Arsch die Fresse zu polieren und dich dann zu entführen", meinte er kurz darauf und ich bemerkte die unterdrückte Wut in seiner Stimme. Am liebsten wollte ich ihn drücken. Wenn er so beschützend war, war er so verdammt süß.

„Was glaubst du ist mit meiner Mutter los?", fragte ich und starrte nachdenklich aus dem Fenster.

„Bist du dir sicher, dass du das hören willst?" Das Grinsen konnte ich aus dem Satz heraushören, weshalb ich nur kopfschüttelnd bejahte.

„Sie wurde mal wieder richtig gevögelt." Ich riss erschrocken die Augen auf und hörte Jakes Lachen durch's Telefon, der sich gerade wahrscheinlich meinen Gesichtsausdruck vorstellte.

„Ich mein es ernst, ich glaube deine Mutter hat mal wieder gespürt, wie es ist geliebt zu werden. So wie es aussieht hat dein Vater deiner Mutter befohlen keine enge Bindung zu dir aufzubauen, damit er nicht zwei Frauen hat, die er unter Kontrolle bringen muss", gab Jake zu bedenken.

„Wenn sie eine Affäre hat, würde ich nichts dagegen haben", sagte ich kichernd. Das würde mir absolut nichts ausmachen. Ich glaubte sowieso nicht mehr, dass die Ehe meiner Eltern einvernehmlich war.

„Du meinst genauso, wie du eine hast?" Ich hielt abrupt inne und hörte Jakes Lachen am anderen Ende.

„Tut mir leid, Kleines, aber der musste sein." Ich rollte meine Augen.

„Ich glaube, du solltest üben. Ich will dich nicht zwingen oder so, aber du hast die letzten Tage nicht einmal geübt und ich möchte nicht, dass dein Vater das merkt", meinte er dann mit besorgter Stimme.

„Du hast ja recht", stimmte ich ihm zu und holte schon einmal meine Noten.

„Dann sehen wir uns-"

„Warte! Ich will mithören", rief Jake plötzlich und ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.

„Sicher?", hakte ich nochmal nach, weil ich genau wusste, wie schrecklich es sich manchmal anhörte. Eigentlich hörte man nichts aus den Nachbarzimmern, weil die Wände fast schon schalldicht waren, aber manchmal lauschte mein Vater und dann wurde es heikel.

„Okay", meinte ich dann unsicher, als er bejaht hatte und legte das Handy auf den Notenständer.

Kurz überflog ich die Noten und begann zu spielen.

*

„Hey", meinte ich unsicher. Jake hob grinsend sie Augenbrauen nach oben und zog mich in eine Nische, in der niemand uns sehen konnte.

„Du denkst wirklich ein einfaches ‚Hey' reicht als Begrüßung?", fragte er, bevor er mich küsste.

„Ich wusste nicht... wie... du weißt schon", stammelte ich, doch er grinste nur. Ich schlug ihm aus den Oberarm, aber er hörte nicht auf.

„Warum grinst du so dämlich?" Ich schmollte gespielt, woraufhin er noch einen Schritt nähertrat.

„Ich find's nur verdammt süß, wenn meine Freundin stottert." Erst nach ein paar Sekunden verstand ich, was er gesagt hatte. Augenblicklich floss jeder Tropfen Blut in mein Gesicht. Ich starrte Jake an. Er starrte mich an.

„Deine Freundin?", wisperte ich. Seine Hände legten sich behutsam an meine Hüfte und er legte seine Stirn an meine.

„Wenn du das will-"

„Natürlich will ich das! Es wundert mich nur, dass du mich willst..." Den letzten Satz flüsterte ich nur und starrte auf den Boden.

„Sieh' mich an Erin", hörte ich seine Stimme, doch ich hob den Kopf nicht. Kurz darauf spürte ich warme Finger an meinem Kinn, die es anhoben und gleichzeitig die Schmetterlinge in mir zum Toben brachten.

„Merk dir eins Erin, du bist was ganz Besonderes und niemand könnte dich in meinen Augen übertrumpfen. Ich will dich, nur dich." Und dann legte er seine samtweichen, warmen Lippen auf meine.

*

Sanfte Klänge hallten durch das Haus, als ich eintrat. Ich lief ins Musikzimmer und fand meine Mutter vor dem Klavier. Ihre Finger tanzten mit einer solchen Eleganz über die Tasten, dass jeder Pianist neidisch werden würde. Ihre Augen waren geschlossen, doch sie benötigte sie auch nicht.

„Meine Mutter hat mir dieses Lied beigebracht", meinte sie nachdem sie aufgehört hatte zu spielen. Sie hatte definitiv das Gehör eines Musikers, dachte ich lächelnd und setzte mich neben sie auf den Klavierhocker.

„Ich hatte anfangs Angst gehabt es zu spielen. So viele Noten und Dinge auf die ich hätte achten müssen. Weißt du was sie zu mir gesagt hat?" Ich schüttelte den Kopf und sah Mum neugierig an. Sie sprach nie über ihr Leben vor der Heirat mit meinem Vater.

„Lass deine Hände machen, sie wissen was zu tun ist", zitierte Mum ihre Mutter mit geschlossenen Augen und lächelte.

„Ich hab nie auf sie gehört. Ich dachte immer, ich schaffe es auch so oder es wäre nach ihrem Rat noch schwieriger, aber ich lag falsch. Ich hab mich unter Druck gesetzt und unter Druck kann nichts Schönes entstehen. Ich weiß nicht genau wann, aber irgendwann habe ich verstanden, was sie gemeint hat." Ich hörte ihr gebannt dabei zu. Ihre Lippen zierten ein sanftes Lächeln.

„Was hat sie gemeint?", fragte ich nach.

„Ich sollte mich nicht immer von meinem Kopf lenken lassen. Manchmal sollte ich einfach auf mich vertrauen, an mich selbst glauben und alle Vernunft außer Acht lassen", erklärte sie, während eine Träne ihre Wange hinabfloss. Abrupt stand sie auf und wischte sich die Träne von der Wange.

Sie wollte vor mir nicht schwach dastehen, aber ich wünschte mir nichts sehnlicher als das. Ich wollte sehen, dass nicht nur ich unter dem stätigen Druck litt.

„Ich hab dich lieb, aber ich muss noch deine Geburtstagsparty vorbereiten."

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Hat jemand schon Fantastic Beasts gesehen? Ich bin verzaubert von Newts Lächeln *-* Eigentlich vom ganzen Film.

Wie fandet ihr den Film, wenn ihr ihn schon gesehen habt?

Und seid ihr immer noch skeptisch Erins Mutter gegenüber? Falls ihr im Moment ein wenig gelangweilt von der Story seid, tut mir leid, aber diese Gespräche verdammt wichtig für den späteren Verlauf der Geschichte, aber ich kann euch sagen, dass nach Erins Geburtstag etwas passieren wird...

drowninlife

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