thirty-seven

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Ein Jahr später

„Hinter befindet sich das Gerichtsgebäude, in dem heute das Verfahren von Jake Dawson wieder aufgerollt wird. Dieser wurde vor 10 Monaten zu 8 Jahren Haft verurteilt, doch nachdem die Autobiografie des Opfers Erin Anderson veröffentlicht wurde, entschied sich das Gericht Berufung einzulegen. Wir sind Live für Sie dabei, also schalten Sie gleich wieder ein!" Das starre Lächeln der Reporterin verschwindet aus ihrem Gesicht, als das rote Lämpchen an der Kamera erlischt.

„Ich hoffe wir bekommen wenigstens Anderson, sonst war alles umsonst", sagt sie genervt und fährt sich durch ihre aufwendige Föhnfrisur.

„Vielleicht bekommst du dadurch endlich die Gehaltserhöhung", versucht der Kameramann sie aufzumuntern, doch er erntet bloß ein Augenrollen. Er seufzt. Er wird ihr Herz wohl nie gewinnen. Wahrscheinlich heult sie dem Nachrichtensprecher immer noch hinterher, weil er sie mit der Wetterfee-

„Oh mein Gott, Jeff! Mach die Kamera an! Los, los, los! Da ist sie!", kreischt sie plötzlich. Hektisch richtet er die Kamera auf das blonde Mädchen, das von Polizisten durch eine Masse an Reportern und Schaulustigen geschoben wird, und zoomt heran. „Komm wir gehen zu ihr! Ich bekomme sowas von eine Gehaltserhöhung. " Sie hastet los und drückt dem Mädchen mit der Sonnenbrille das Mikrofon ins Gesicht.

„Was fühlen Sie im Moment?", fragt sie. Ohne Antwort. Ein Polizist drückt sie weg und lotst das Mädchen und ihre Mutter in das Gericht.

„Scheiße", flucht sie. Die anderen Reporter scheitern ebenfalls dabei an die junge Frau ranzukommen.

Das Gerichtsgebäude ist riesig. „Es sieht fast aus wie Hogwarts", denkt Erin und lächelt. Sie sitzt mit ihrer Mutter vor dem Gerichtssaal und wartet darauf aufgerufen zu werden. Währenddessen rasen ihr unglaublich viele Gedanken durch den Kopf. Was wenn es nichts gebracht hat? Was wenn Jake trotzdem im Gefängnis bleiben muss? Was wenn ihr Vater auf freiem Fuße bleibt? Ihr rinnt kalte Angst den Rücken hinunter, als plötzlich ihr Name durch eine Lautsprecheranlage gerufen wird.

Ihre Mutter, die seit ihrer Ankunft die Hand ihrer Tochter nicht losgelassen hat, drückt sie kurz. Dann betritt Erin den Saal und schluckt schwer. Das hier ist ihre Chance endlich ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, endlich etwas zu bewirken.

Als sie Jake entdeckt lächelt sie. Sie kann den Blick nicht von ihrer großen Liebe abwenden, selbst als der Richter ihre Formalien bestätigen lässt, huscht ihr Blick andauernd zu dem Mann mit den ozeanblauen Augen. Plötzlich wirkt ihre erste Begegnung viel weiter weg. Es sind 2 Jahre, vielleicht auch mehr. Doch Erin fällt auf, wie sehr sie sich doch verändert hat. Sie ist nicht mehr das Mädchen auf dem Fensterbrett und Jake ist nicht mehr der Schatten, der an ihrem Haus vorbeihuscht.

„Da Sie mit dem Angeklagten weder verwandt noch verschwägert sind, stehen Sie unter Eid und müssen vor Gericht die Wahrheit sagen. Andernfalls machen Sie sich strafbar."

„Ja, Euer Ehren."

„Als Sie und Mr. Dawson London verließen, wohin gingen Sie zuerst?", fragte die Staatsanwältin. Die Fragen kannte Erin schon und sie verstand nicht, weshalb sie die immer gleichen Fragen beantworten musste. Sie beantwortete die Fragen ruhig, ohne mit ihren Fingern zu spielen oder sich oft im Raum umzusehen. Das hatte ihr ihre Mum gesagt. Das erweckte den Eindruck, dass sie log und Erin wollte keinen einzigen Fehler machen.

„Hatten die Angestellten und Ihre Mutter irgendeinen Kontakt zu Mr. Dawson?" Antworte immer mit Worten, nie mit Gesten.

„Nein. Wie schon gesagt, die Idee zu der Flucht hatten meine Mutter und James. Sie hatten das lange im Voraus geplant, wenn der Fall eintrifft, dass mein Vater versucht mich zu verheiraten."

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