••● Kapitel 2 ●••

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Ich setzte mich auf einen der freien Plätze in der ersten Reihe und wartete darauf das wir endlich gehen würden. Als es endlich vorbei folgte ich den anderen Ken nach draußen wo schon ein paar schwarze Autos auf uns warteten. Wir teilten uns auf die Autos auf und mich kümmerte es nicht mit wem ich zusammen fuhr. Neben mir im Auto saß ein Mädchen aus Candor. Sie hatte mir auch ihren Namen genannt, den ich aber sofort wieder vergessen hatte. Vor uns saß ein Junge aus Ken und ein anderes Mädchen aus Ferox. Auch ihre Namen hatte ich vergessen und ich zog es eh vor zu schweigen. Während der Autofahrt redeten die beiden Mädchen mit dem Jungen aus Ken und fragten ihn aus. Ich hörte nicht zu und dachte daran wie meine Eltern nun alleine zurück nach Hause kehrten. Dort wo mein Zimmer für immer leer bleiben würde. Ich konnte nicht mehr zurück. Fraktion vor Blut! Das Mädchen aus Candor tippte mich vorsichtig an um mir zu signalisieren das wir nun da waren und ich aussteigen müsse. Wir standen vor mehreren hohen Gebäuden und ich vermutete das sich dort sowohl Arbeits- als auch Wohnräume befanden. Hinter uns befand sich ein großer Park und ich wusste wohin ich mich zurückziehen würde wenn ich einmal Ruhe bräuchte. Vor dem Hauptgebäude wartete Evelina Stone die auch meinen Test durchgeführt hatte. Sie begrüßte uns alle und stellte sich vor. Wir liefen in das Gebäude um uns etwas umzusehen und sie erklärte uns einiges. Nach ca. 1 Stunde liefen wir in eines der etwas kleineren Gebäude, welches sich direkt daneben befand, wo unser Unterricht statt finden würde und wo wir wohnen würden. Zum Glück bekam jeder ein eigenes Zimmer zu gewiesen. Wir hatten die Anweisung uns umzuziehen und unsere alten Sachen bei ihr abzugeben. "Von nun an seit ihr keine Candor, Ferox oder Amite mehr sondern Initianten der Ken."

Als ich mich umgezogen und meine alten Sachen bei ihr abgegeben hatte beschloss ich den Park aufzusuchen, denn wir hatten noch 2 Stunden Freizeit bis zum Abendessen zur Verfügung. In einer dunkel blauen Hose, einem weißen Hemd, einem Blaiser in der selben Farbe wie die Hose und schwarzen High Heels bekleidet lief ich in den Park und setzte mich auf eine Bank. Erst beobachtete ich die Menschen die an mir vorbei gingen. Ich sah viele Familien mit Kindern und ich erinnerte mich an meine Eltern. Ich schaute auf meine Hände. Bald würde es vorüber sein andere haben es auch geschafft. Ich zuckte zusammen als ich eine Hand auf meiner Schulter bemerkt. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und ihre Augen trafen meine. Hinter mir stand Jeanine und ich fragte mich ob ich etwas falsch gemacht habe, denn ich hatte noch über eine Stunde. "Miss Matthews ist alles in Ordnung?" Sie machte mich nervös und ich hatte auch Angst. Ein falscher Schritt und ich bin Fraktionslos. "Es ist alles in Ordnung Cattleya. Was machst du hier alleine?" Sie klang irgendwie besorgt. "Ich bin gerne allein." Meine Stimme war zum Glück nicht mehr so ängstlich wie vorhin. Auch sie bemerkte es und ich glaubte für eine Sekunde ein Lächeln auf ihren Lippen gesehen zu habe. "Ich kann dich gut verstehen Cattleya. Ich bin auch lieber alleine." Ihr Gesicht wahrte die eiskalte Maske aber ihre Augen strahlten. "Möchten Sie sich vielleicht zu mir setzten?" Das ließ sie sich nicht zwei mal sagen. Sie lief um die Bank und setzte sich neben mich. Legte das eine Bein über das andere, drehte sich mit dem Oberkörper zu mir und stütze ihren Kopf auf ihrer Hand ab, die sie auf der Rückenlehne der Bank abgelegt hatte. "Darf ich dich etwas Fragen Cattleya?" Ihre Stimme war sanft und hinterließ eine Gänsehaut auf meinen Armen, welche zum Glück mit einem Blazer überdeckt sind. "Natürlich Miss Matthews aber bitte nennen sie mich Leya." Ich wartete gespannt auf Ihre Frage und hatte auch etwas Angst davor. "Warum hast du deine Eltern und die Amite verlassen und bist zu den Ken?" Diese Frage traf mich wie ein Schlag. Ich sammelte mich kurz und sprach dann ruhig. "Ich passe nicht zu den Amite. Während alle anderen fröhlich mit ihren Freunden spielten lernte ich immer für die Schule. Meine Eltern wussten das ich die Amite verlassen würde." Ich konnte sie nicht länger so anstarren und blickte deshalb auf meine Hände. Ich spürte immer noch ihren Blick auf mir und das machte mich immer nervöser. "Warum bist du so nervös?" Ich brauchte sie nicht anzusehen denn ich konnte das Grinsen in ihrer Stimme hören. Ich zuckte mit den Schultern, denn hätte ich versucht zu reden hätte ich gestottert. "Es muss doch einen Grund geben? Mache ich dich nervös?" Ich zuckte kurz zusammen als sie dies sagte. "Ich mache dich nervös. Aber warum?" Sie seufzte. "Ich... mir... ist es noch peinlich wegen heute Morgen." Sie lachte kurz auf aber hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Ihr Lachen war wunderschön und ich hätte es gerne noch länger gehört. Ich hatte mich vor einigen Monaten in sie verliebt als sie bei uns Zuhause war um etwas mit meinen Eltern zu besprechen. Als ich die Tür öffnete sah ich in ihre wunderschönen Augen und die Zeit schien still zu stehen. Ich wusste ich muss sie mir aus dem Kopf schlagen denn sie ist 45 und ich 16. Außerdem würde sie sich nie verlieben. "Ich verstehe das es dir peinlich ist aber du warst bloß aufgeregt wie alle anderen. Ich weiß wie das ist." Sie legt eine Hand auf meine Schulter und lächelte kurz. Ich drehte meinen Kopf vorsichtig in ihre Richtung und sah wieder in ihre wassergrauen Augen. Nach dem sie einen Blick auf ihr Tablet, das mir vorhin nicht aufgefallen ist, geworfen hatte sagte sie mir, dass es gleich Essen geben würde. Wir erhoben uns von der Bank und sie zeigte mir den Weg.

Das Schicksal einer OrchideeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt