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Bild: Julia's Augen

"Julia, stehst du jetzt bitte auf? Du kommst sonst wieder zu spät!", hörte ich meine Mutter von unten rufen. Ich wollte nicht aufstehen, aber ich wusste, dass sie recht hatte - leider. Also schwang ich mich unelegant aus meinem warmen Bett und schlurfte ins Badezimmer. Ich duschte schnell den Schweiß von der vergangenen Nacht ab, zog mich an und ging dann nach unten. In der Küche saß nur meine Mutter, Dad war wahrscheinlich schon bei der Arbeit. "Morgen Mom.", begrüßte ich sie und schnappte mir einen Apfel von Tisch. "Dir auch einen guten Morgen." Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie mich kopfschüttelnd betrachtete. Es kann halt nicht jeder morgens so schnell aus dem Bett kommen wie sie, und ich war schon immer ein waschechter Morgenmuffel gewesen. Als ein Hupen von draußen zu hören war gab ich meiner Mutter einen Abschiedskuss auf die Wange und schmiss den Rest meines halb aufgegessenen Apfels in den Müll. Als ich nach draußen flüchtete hörte ich noch, wie sie sich über mich beschwerte. Mit einem kleinen Grinsen setzte ich mich in das kleine Auto meiner besten Freundin und begrüßte sie. "Was ist denn mit dir los?", fragte sie. "Es ist erst viertel vor acht und du grinst schon. Muss ich mir Sorgen machen?" Augenrollend sah ich zu Lydia rüber, während sie lachend in Richtung Schule fuhr.

Achja, meine geliebte Schule. Nicht. Alles voller Menschen und Lehrern. Und Werwölfen, Vampiren, Meerjungfrauen ... Ich könnte noch so weiter machen. Aber jede Spezies, die auf meine Schule ging kannte ich auch nicht genau.

Der Unterricht bisher war, wie immer, sterbenslangweilig, deshalb freute ich mich auch so auf die vier Wochen Ferien nächste Woche. Dann noch zwei Wochen Schule und ich war fertig. Lydia würde allerdings am ersten Tag der Ferien wegziehen, was ich ihr immer noch nicht ganz verziehen hatte. Irgendwie hatte sie es hinbekommen, dass der Schulleiter ihr das Zeugnis schon vorher gibt, weil sie dann mit ihrer Familie nach Europa zieht. Europa! "Und, worüber denkst du schon wieder nach?", holte mich meine beste Freundin aus den Gedanken. "Was?", fragte ich. Augenrollend wiederholte sie ihre Frage und ich zuckte mit den Schultern. "Daran, dass meine beste Freundin mich nächste Woche für immer verlässt, um nach Europa zu ziehen, und mich hier mit den komischen Gestalten alleine lässt." Schmollend warf ich den Löffel in den Mensabrei, den ich nicht einmal angerührt hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Essen hier durfte man eigentlich nicht als solches bezeichnen. "Ach man Juli!", sagte sie und knuffte mich in die Seite. "Du weißt doch, dass wir Kontakt halten werden! Und ich wollte schon immer mal nach Europa und jetzt habe ich die Chance dazu ..." Sie schaute traurig auf die Tischplatte und ich ließ seufzend meine Arme sinken. "Guck nicht so, sonst krieg ich Schuldgefühle, du dämliches Huhn." Augenblicklich erhellte sich ihre Miene und sie strahlte mich an. Ich nannte sie schon so, seitdem wir hier an die High School kamen und wir uns anfreundeten, aber fragt mich nicht wie ich darauf gekommen war. Ihr Blick glitt an mir vorbei und wurde nachdenklich. Ich drehte mich um, um zu gucken wo sie hinschaute, und entdeckte Dylan und sein Rudel. Wie gesagt, das hier war keine Menschen High School. "Warum guckst du sie so an?", fragte ich Lydia neugierig. Diese zuckte nur mit ihren Schultern. "Ich war nur am überlegen, ob Dylan vielleicht seinen achtzehnten feiern wird." Ich haute mir die Hand an den Kopf. "Lydia. Die hören dich doch.", sagte ich so leise wie möglich, aber ich wusste, dass sie mich trotzdem hören würden. Es war zwar unwahrscheinlich, dass sie uns einfach so zuhörten, aber da Lydia Dylans Name erwähnt hatte, war ich mir nicht mehr sicher.

Tatsächlich bekam ich den restlichen Schultag auch irgendwie überlebt. Nach der Schule im Auto hatte mir Lydia noch erzählt, dass sie, wenn Dylan feiern würde, gerne hingegangen wäre. Ich hatte sie nur geschockt angeschaut und gefragt, ob sie lebensmüde sei. Es war zwar nicht so, dass sich Menschen und Werwölfe sich nicht ausstehen konnten oder nicht befreundet waren, aber Lydia und ich waren immer darauf bedacht das genaue Gegenteil zu tun. Ihnen aus dem Weg gehen und nicht auffallen. Sie hatte nichts weiter dazu gesagt und ich hatte auch nicht mehr weiter gefragt. Zuhause war ich alleine, denn Mom und Dad waren immer bis abends in ihrer Praxis. Sie waren Ärzte, spezialisiert auf die Verletzungen magischer Wesen, so wie sie es immer nannten. Im Grunde brachen sie den Werwölfen die Knochen noch einmal, wenn sie verkehrt zusammengewachsen waren. Also machte ich mir mein Mittagessen selber und danach meine Hausaufgaben. Den Rest des Tages schaute ich einen Film, bis Mom und Dad so gegen neun Uhr abends auch nach Hause kamen. Dann ging ich auch schon ins Bett, damit ich es morgen früh nicht wieder so schwer haben würde aus dem Bett zu kommen.

Nächster Tag

(A/N: Wenn ich nicht drüberschreibe, wessen PoV[Point of View] es ist, dann wird es Julia's sein.)

Tatsächlich kam ich diesen morgen besser aus dem Bett. Keine Ahnung warum, aber irgendwie wollte ich sogar richtig in die Schule. Wahrscheinlich lag es daran, dass Freitag war und ich mich einfach auf das Wochenende freute. Lydia gab mir zu verstehen, dass sie wirklich langsam anfängt sich Sorgen zu machen, aber ich versicherte ihr, dass es nur was Einmaliges wäre. Aber eigentlich hatte ich doch allen Grund mich zufreuen, oder? Immerhin war nach Schulschluss Wochenende, danach noch eine Woche Schule bis zu den Ferien und dann musste ich nur noch eine Woche, bevor ich nie wieder zur Schule musste. Ich ging für mein Verhältnis wirklich sehr schnell in das Schulgebäude, sodass sich Lydia richtig beeilen musste mir zu folgen. Mir war egal, dass sie mich anschaute, als ob ich was verkehrtes gegessen hätte, ich wollte einfach nur zum Klassenzimmer.

>Dylans PoV<

Die ganze Autofahrt bis zur Schule war ich irgendwie hibbelig. So eine innere Unruhe irgendwie. Lucas, mein Beta, hatte mich auch die ganze Zeit deswegen schief angeguckt. Als wir vor der Schule hielten konnte ich es kaum aushalten draußen noch auf die Anderen aus meinem Rudel zu warten. "Alter, was ist denn los mit dir?", fragte mich Lucas und klopfte mir auf die Schulter. Ich schüttelte nur abwesend den Kopf. "Ich glaube sie ist da drin.", sprach ich meine Vermutung aus. Immerhin war heute mein achtzehnter Geburtstag und ich könnte meine Mate finden. "Du meinst ... sie?", fragte er nochmal nach. Augenrollend drehte ich mich zu ihm um und wisch seine Hand von meiner Schulter. "Natürlich meine ich sie. Wen denn sonst? Anders kann ich mir das nicht erklären ..." Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, aber schließlich fuhren Jeremy und Hannah gefolgt von Andy schließlich doch noch auf den Parkplatz. Kaum hatten wir uns alle begrüßt, stürmte ich fast in das Schulgebäude. "Was ist denn mit dem los?", hörte ich Jeremy von hinten fragen. Aber das interessierte mich gerade nicht. Ich wollte einfach nur ... Richtung Klassenzimmer. Sie ist beim Klassenzimmer! Der Wolf in mir spürte sie. Er sagte mir wo ich hin müsste und ich gehorchte ihm. Ich hörte wie mein Rudel mir hinterherlief. Als ich um die Ecke zum Klassenzimmer bog, rannte ich fast mit jemanden zusammen. Ich schaute zu ihr runter, in ihre atemraubenden blauen Augen, und mir lief ein Schauer über den Rücken. Mate!, schrie mein innerer Wolf mich schon fast an. Ich betrachtete sie ganz genau: ihre langen blonden Haare, die ihr bis zu ihrer Taille fielen, die wunderschönen, kristallklaren blauen Augen, welche von dichten Wimpern umrahmt waren, die wenigen Sommersprossen, die auf ihrer kleinen Nase lagen ... sie war wunderschön.

>Julia's PoV<

Er starrte einfach nur auf mich runter. Klar, immerhin war er gut dreißig Zentimeter größer als ich. Dylan May, in den ich eben beinahe rein gelaufen wäre, starrte mich gerade einfach aus seinen unglaublichen dunkelblauen Augen schon fast bewundernd an.Und irgendwie ging so eine komische, aber angenehme Wärme voon ihm aus ... Was dachte ich da gerade eigentlich?! Ich wollte mich gerade dazu zwingen mich von ihm abzuwenden, da kam der Rest seines Rudels um die Ecke und sah zwischen mir und ihrem Alpha verwirrt hin und her. Schließlich brach Andrew diese peinliche Stille. Ich hatte einen Kurs mit ihm, deswegen wusste ich seinen Namen. "Sie? Aber sie ist nur ein Mensch ...?" Dylan drehte sich zu ihm und und knurrte ihn förmlich an. Also, dass er ein Werwolf war wusste ich ja, aber das er in seiner menschlichen Form auch knurren konnte, das war mir neu. Gerade wollte ich Andrew fragen, was er damit meinte, da kam auch schon Lydia, die ich eben einfach im Klassenraum alleine gelassen hatte. "Sag mal spinnst du?! Du kannst do-" Sie verstummte mitten im Satz und schaute, wie Dylans Rudel zuvor, zwischen mir und ihm hin und her. Anscheint verstand jeder was hier los war, außer mir. Mit offenem Mund schaute sie mich an. "Nicht euer ernst? Du bist seine Mate? Das ist... ungewöhnlich. Glaub ich ..." Mit gerunzelter Stirn schaute ich zu meiner besten Freundin. Mate? Was ... mir fiel es wie Schuppen von den Augen und ich schaute abermals zu Dylan hoch. Er sah mir direkt in die Augen, als er mit einer Stimme sprach, die mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. "Mate."

Luna - Das Herz des RudelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt