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Bild: Julia's Ring

Erschöpft ließ ich mich aufs Bett fallen. Dieser Evan und sein Rudel, zumindest ein Teil von denen, waren nach meiner Ansage zwar gegangen, aber ich bezweifelte, dass sie weg bleiben würde. Meine Matratze sank neben mir ein und ich wurde zur Seite gezogen. Dylan sah lächelnd zu mir runter und strich mit über die Wange. "Du hast das sehr gut gemacht Julia. Danke." Ich zuckte mit den Schultern und kuschelte mich näher an ihn ran. So könnte ich die ganze Zeit liegen bleiben, hätte das Telefon nicht in dem Moment geklingelt. Zuerst hatte ich mit dem Gedanken gespielt, es einfach klingeln zu lassen, bis mir einfiel, dass es Lydia hätte sein können. In sekundenschnelle sprang ich aus dem Bett, wobei ich fast hingefallen wäre, und sprintete nach unten. "Hallo?" - "Hey Juli, Ich bins!" Erleichtert ließ ich mich an der Wand runter gleiten. "Lydia. Warum hast du nicht früher angerufen, ich hatte schon Sorgen, euer Flugzeug sei abgestürzt!", meinte ich entsetzt und hörte ihr Lachen aus dem Hörer dringen. "Nein nein, uns gehts gut. Und es tut mir wirklich leid, dass ich nicht früher angerufen habe, aber es hat sich einfach noch nicht ergeben." - "Jaja schon gut. Also erzähl mal. Wie ist es so in Rom?" Lydia fing an zu schwärmen, von dem leckeren Essen und den schönenen Straßen bis hin zu ihrem schicken Altbauhaus. Und sie klang glücklich. Sehr sogar. "Schön, dass es dir da gefällt.", sagte ich. "Vielleicht kannst du mir ja noch ein paar Bilder schicken." - "Ja, das werde ich auf jeden Fall. Aber ich muss jetzt auch leider wieder los ... wir haben für gleich einen Tisch reserviert." - "Okay. Na dann, ich wünsche euch einen guten Appetit und grüß mal die anderen von mir!" Lydia verabschiedete sich und legte auf. Mit einem tauben Gefühl im Magen hing ich das Telefon wieder weg. Seufzend ließ ich meinen Kopf auf die Knie fallen. "Ich vermiss dich Lydia ...", flüsterte ich leise zu mir selbst und merkte wie mir wieder die Tränen hochkamen. Dann fiel mir ein, dass Dylan ja noch oben war, also riss ich mich zusammen, setzte ein Lächeln auf und ging wieder nach oben. Er saß immernoch im Bett und hatte wahrscheinlich geduldig gewartet. "War das Lydia?", fragte er mich, während er sich aufrecht hinsetze. "Ja." Ich setzte mich zu ihm und er zog mich wieder in seine Arme. "Sie hat mir erzählt wie toll sie es findet. Die schönen Straßen, wo es überall nach Blumen riechen soll und ihr Haus ist ein Altbau. Sie ... Sie klang glücklich." Wieder spürte ich den Kloß in meinem Hals und wie meine Augen verdächtig anfingen zu brennen. Still zog mich Dylan einfach näher zu ihm ran und strich mir beruhigend über den Rücken. Ich hielt mich an seinem Shirt fest und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Seine Nähe tat mir gut. Hätte ich ihn nicht, dann wäre ich wahrscheinlich ein komplett emotionales Wrack gewesen. Aber so war es erträglicher. "Danke.", murmelte ich leise und spürte wie er mir einen Kuss auf die Stirn gab. Ja, mit Dylan würde ich es mit Sicherheit durchstehen, da war ich mir sicher.

Zeitsprung; eine Woche später

Das penetrante Geräusch des Staubsaugers riss mich aus meinen Träumen. Genervt schlug ich mir mein Kissen über den Kopf, aber das Geräusch wurde nicht leiser. Vorsichtig wagte ich einen Blick auf die Uhr und musste prompt meinen Kopf wieder verstecken. Es war 10:57 Uhr an dem letzten Ferienmontag und meine Muter musste staubsaugen. Traurig aber wahr, die Schule würde nächsten Montag wieder losgehen. Obwohl das ja eigentlich nicht mehr Schule war. Am Donnerstag würden wir die Zeugnisse bekommen, Freitag wäre der Abschlussball und dann war ich fertig mit der Schule, dann hätte ich es endlich geschafft. Was mich zu einem anderen Gedanken brachte. Meinen Geburtstag. Der heute war. Ich sprang aus meinem Bett und fiel sogleich auf die Nase. Ja ich hatte es nicht so mit schnell aufstehen. Ich öffnete die Tür und wäre beinahe mit Mom zusammengestoßen. Zuerst schauten wir uns geschockt an, doch dann nahm sie mich lächelnd in die Arme. "Alles Gute zum Geburtstag Liebling.", sagte sie leise und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Wow ... jetzt bist du endlich erwachsen was?" Ich konnte das Grinsen, was sich auf mein Gesicht schlich nicht unterdrücken. Sie hatte ja recht, ich war jetzt erwachsen. Dad kam die Treppe hoch und umarmte mich ebenfalls. "Meine kleine Maus ... alles Gute." Lächelnd sah ich meine Eltern an. Bis mir in den Sinn kam, was mein Geburtstag noch bedeutete. "Wes ...", murmelte ich und schaute fragend meine Mutter an. "In etwa einer Stunde Liebling. Passend zum Mittagessen natürlich.", lachte meine Mutter. Ich verdrehte die Augen. Das war so typisch mein Bruder. Und ich konnte es kaum erwarten in wieder zu sehen. Ich suchte mir meine Klamotten raus und sprang unter die kalte Dusche. Ich brauchte nicht länger oder so, aber das Grinsen verschwand kein einziges Mal aus meinem Gesicht. Nachdem ich fertig war ging ich in mein Zimmer. Ich versuchte noch ein bisschen Ornung rein zu bringen, aber das brachte nicht viel. Als es dann an der Tür klingelte lief ich so schnell ich konnte zur Tür. Und als ich sie öffnete stand mein großer Bruder davor, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Alles Gute zum Geburtstag Knirps.", meinte er und ich sprang ihm in die Arme. Wegen Dylan war ich es ja mittlerweile gewohnt so klein zu sein. Aber Wesley war tatsächlich noch ein paar Zentimeter größer als Dylan. "Bist du geschrumpft?" Beleidigt trat ich Wes auf den Fuß. "Kannst du diese Bemerkungen nicht wenigstens an meinem Geburtstag sein lassen?" Mom und Dad gesellten sich zu uns an die Tür und nahmen auch Wes in die Arme. Ich nahm ihm schon einmal seinen Koffer weg und brachte ihn nach ober in sein altes Zimmer. Schnaufend schmiss ich seinen Koffer in die Ecke. Er würde nur bis Freitag hier sein, also was zum Teufel hatte er da alles drin? Nicht einmal mein Koffer wäre so schwer gewesen. Ich drehte mich um und wollte nach unten gehen, als mir mein Bruder im Flur entgegen kam. "Sag mal, hast du Ziegelsteine mitgenommen oder warum ist dein Koffer so arg schwer?", fragte ich ihn belustigt und sah wie er seine Augen verdrehte. "Der ist nicht schwer. Du hast einfach nur keine Kraft in den Armen." Beleidigt verschrenkte ich die Arme worauf mich Wesley lachend in die Arme nahm. Mom rief von unten, dass es Essen geben würde und schon war er weg. Grinsend lief ich ihm hinterher. Mein Bruder war, ist und wird auch immer ein Vielfraß bleiben.

Luna - Das Herz des RudelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt