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Ich hatte nicht unrecht, was Mathe anbelangte. Mister Melvrick hatte uns wirklich in jeder Situation zur Schnecke gemacht. Mal ganz davon abgesehen war der restliche Unterricht nicht ganz so schlimm, sogar Jasper ließ mich in Ruhe. Am Anfang der Mittagspause hatte ich eine Nachricht von Dylan bekommen, die sagte, dass er und sein Rudel weg müssten um was zu klären und dass es ihm leid täte. Natürlich war ich etwas traurig deswegen, aber ich fand mich damit ab. Nachdem ich also auch nach der Mittagspause Biologie überstanden hatte, wollte ich endlich nach Hause, wurde aber aufgehalten. "Ehm Julia?" Ich drehte mich um und sah hoch in Jaspers Gesicht. Da er mich heute so gut wie in Ruhe gelassen hatte, war ich auch noch nicht so genervt von ihm. "Hey Jasper, was gibts?", fragte ich ihn. Er krazte sich am Hinterkopf und rümpfte seine Nase. "Also ... ich weiß, dass wir, man könnte sagen einen schwiergen Start hatten und das tut mir auch leid, aber ... naja ich bräuchte wirklich Hilfe bei Bio und ich weiß, dass du die Klassenbeste bist also ..." Er stockte immer mal wieder und sah schon ziemlich hilflos aus. Ich war wirklich am überlegen, immerhin war Dylan ja schon nicht begeistert gewesen, wenn ich nur mit ihm geredet hatte, aber Jasper hatte sich ja entschuldigt. Zumindest bei mir. "Ehm ... ja warum nicht? Geht heute schon?", fragte ich ihn und sah wie sich sein Gesicht aufhellte. "Ja, das wäre super! Vielen Dank Julia." Ich schrieb ihm noch meine Adresse auf, verabschiedete mich und ging dann zum Parkplatz, wo Lydia bereits auf mich wartete.

Während der Autofahrt hatte ich Lydia von meinem 'Treffen' mit Jasper erzählt. Sie meinte nur, dass ich aufpassen sollte, dass Dylan das nicht mitbekäme. Allerdings war ich da ganz anderer Meinung, deshalb schrieb ich ihm auch eine Nachricht, damit er sich keine Sorgen machte. Lieber sagte ich es ihm gleich, als dass er es nachher rausfindet und wütend auf mich wäre. Und um punkt vier Uhr stand auch schon Jasper, bewaffnet mit seinen Schulsachen, vor meiner Haustür. "Hey Jasper.", begrüßte ich ihn. "Komm rein. Ehm ... ja also du kannst dich schon mal auf die Couch setzten, ich komm gleich. Möchtest du irgendwas trinken?" Er verneinte, also flitzte ich nach oben und holte ebenfalls meine Biosachen runter. "Also.", meinte ich, während ich mich mit etwas Abstand neben Jasper auf die Couch schmiss. "Wo hast du denn die Probleme?" Jasper fing an zu lachen und meinte, er würde soziemlich alles nicht verstehen. Also fing ich ganz von vorne an.

"Gut, dann zeig mal her.", sagte ich und klatschte auffordernd in die Hände. Die letzten anderthalb Stunden hatte ich damit verbracht Jasper alles was wir über Genetik bis Evulotion gelernt hatten wiederzugeben. Danach hatte er die Hasuaufgaben gemacht, ohne jegliche Hilfe von mir. Ich verglich sie schnell mit meinen und gab ihm lächelnd seinen Block zurück. "Herzlichen Glückwunsch Mister Pridges. Sie haben bestanden." Jasper grinste mich an und bedankte sich. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass es beireits zehn vor sechs war. "Hey Jasper? Ich will nicht unhöflich sein oder so, aber ich muss nochmal weg." Jasper nickte verstehend und erhob sich stöhnend vom Sofa. Immerhin hatten wir beide fast die letzten zwei Stunden nur gesessen. Ich brachte ihn zur Tür und verabschiedete mich

Keine zwei Minuten später klingelte es wieder an der Tür. Ich dachte, dass Jasper vielleicht etwas vergessen hätte, aber als ich die Tür öffnete, stand ein wütender Dylan davor. Seufzend trat ich zur Seite, damit er reinkommen könnte. Sofort stürmte er die Treppe hoch. "Dylan!", rief ich ihm nach, doch er ignorierte mich. Als ich schließlich auch oben an der Treppe angekommen war, stand meine Zimmertür auf. Augenrollend trat ich durch die Tür und sah Dylan, der sich erneut wütend durch die Haare raufte. "Warum musstet ihr eigentlich heute weg?", fragte ich ihn ruhig. "Frag doch deinen Jasper.", schnaubte er und ich schaute ihn empört an. "Wie bitte? Dylan, was soll das?" Er schaute mir in die Augen und schüttelte mit dem Kopf. "Du stinkst nach ihm.", presste er durch seine Lippen hervor. Echt jetzt? "Was hat er gemacht Julia?" Ich schluckte und stand vom Bett auf. Ohne ihm zu antworten nahm ich mir frische Unterwäsche und ein langes Oberteil und verschwand im Bad. Ich kam mir etwas blöd vor, dass ich jetzt einfach duschen ging, aber nachdem Dylan gesagt hatte, ich würde stinken, fühlte ich mich nicht mehr sauber. Also schrubbte ich mich so schnell ich konnte ab, trocknete mich und zog mich an. Tatsächlich hatte ich das sogar knapp über fünf Minuten geschafft. Als ich wieder inmein Zimmer ging, hatte ich die Befürchtung, Dylan wäre gegangen, aber er saß an meinem Schreibtisch und schaute sich ein Babyfoto von mir an. Ich hätte mich ja angeschlichen, aber er hatte mich sowieso schon gehört. Ich lehnte mich an die Tischkante und betrachtet meine Finger, die noch etwas schrumpelig waren. "Besser?", fragte ich ihn. Er atmete einmal tief ein und setzte sich auf mein Bett. "Danke Julia.", meinte er leise, was meine Mundwinkel nach oben zucken ließen. "Er hat nichts gemacht Dylan. Wir haben wirklich nur gelernt, er hat seine Hausaufgaben gemacht und ist gegangen. Mehr war da nicht.", sagte ich leise und musste zugeben, dass ich mich tatsächlich etwas verzweifelt anhörte. Dylan zog mich an meiner Hüfte auf seinen Schoß und legte seinen Kopf auf meine Schulter. "Einer der Jungwölfe hatte auf unserem Terretorium ein fremdes Rudel gerochen. Als ich da war kam mir der Geruch so bekannt vor ... ich hab die ganze Zeit überlegt und als ich dann deine Nachricht gelesen hatte, wusste ich, dass es Jaspers war." Ich runzelte die Stirn. "Er hat nie irgendein Rudel erwähnt ...", meinte ich und zog die Beide an meine Brust, sodass ich ganz auf Dylan saß. "Habt ihr sie gefunden?", fragte ich nach und sah wie Dylan seinen Kopf schüttelte. "Nein. Aber ich hab die Grenzpattrouillien verstärken lassen, heißt wir werden früher merken, sollten sie es nochmals wagen unser Revier zu betreten." Lange war es still und ich lauschte einfach nur Dylans Herzschlag. Es beruhigte mich und ich wurde sogar zugegebenermaßen ziemlich schläfrig davon. "Julia?" - "Hm?" Ich hatte meine Augen bereits geschlossen, hörte aber Dylans Stimme nah an meinem Ohr. "Halt dich bitte von ihm fern, solange die Sache nicht gelöst ist. Ich mach mir Sorgen um dich ..." Seufzend öffnete ich meine Augen und setzte mich gerade hin, heißt meine Beine lagen jetzt jeweils neben seinen. "Wenn es dich beruhigt, dann werde ich mich von Jasper fernhalten. So gut es geht, nur ich kann dir nicht versprechen, dass er sich auch von mir fernhält. Morgen ist Lydia noch da, aber ... aber nach den Ferien nicht mehr.", sagte ich ihm und stelle schmerzhaft fest, wie wenig Zeit ich noch mit meiner besten Freundin hatte. "Hey ...", meinte Dylan und hob mein Kinn hoch, damit ich ihm in die Augen schauen konnte. "Ich werde bei dir bleiben." Ich lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss. "Wofür war der?", fragte Dylan mit einem Grinsen auf den Lippen. "Dafür, dass du da bist.", meinte ich. Ich erhob mich von seinem Schoß und richtete mein Oberteil. Dylan sah mich danach schmollend an, wobei er fasr wie ein kleines Kind aussah. "Komm mit.", sagte ich und nahm seine Hand. "Ich hab hunger." Dylan folgte mir ohne Widersprüche. Unten in der Küche holte ich dann alles raus, was ich für Pfannkuchen bräuchte. Dylan fing einfach schweigend an die Sachen abzuwiegen, deshalb machte ich den den Herd schonmal an und schaute danach zu, wie er konzentriert jede Zutat abwog. Als er das Mehl zur Seite stellte, kribbelten meine Finger. Das Angebot war einfach zu verlockend. Ich stellte zuerst die anderen Sachen weg, damit es nicht so auffiel, wenn ich nach dem Mehl griff. Kaum hatte ich es nahm ich mir eine Hand voll raus. "Dylan?" Nichtsahnend drehte er sich um und hatte sogleich das Puder im Gesicht. Als ich erkennen konnte, was ich angerichtet hatte, konnte ich mich nicht mehr halten vor Lachen. Dylan murrte vor sich hin und versuchte das Mehl von seiner Kleidung zu klopfen, während ich schon fast auf dem Boden lag. Nachdem ich mich wieder einigermaßen eingekriegt hatte, sah mich Dylan mit einem Blick an, der mir überhaupt nicht gefiel. Warnend hob ich meinen Finger. "Wag es nicht ...", meinte ich, doch schneller als ich gucken konnte hatte Dylan mich in seine Arme geschlossen. Augenblicklich war ich ebenfalls voll mit Mehl. Na toll. War ja auch nicht so, dass ich eben geduscht hatte. Dylan gab mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich dann gehen. "Lass uns schnell aufräumen, bevor deine Eltern kommen ..." Ich stimmte ihm zu und zusammen war eigentlich alles schnell fertig. Gott sei Dank hatte das keine große Mehlschlacht hervorgerufen, sodass man alles übersichtlich wegwischen konnte. Wir machten dann auch vernünftig die Pfannkuchen fertig. Und am Schluss blieben sogar noch welche für Mom und Dad übrig.

Luna - Das Herz des RudelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt