Montage. Wir hassen sie doch alle. Ich bin mir sicher, dass sogar die Nerds sie nicht mögen, auch wenn sie das natürlich niemals zugeben würden. In der Schule ist alles voller schlecht gelaunter Leuten und Leherern, niemand hat Lust irgendwas zu tun, aber jeder hat die Pflicht es trotzdem zu machen. Beschissenes Konzept, wenn man mich fragen würde. Tat aber niemand und damit kam ich auch klar. Womit ich aber definitv nicht klar kam, war, besonders montags, aus dem Bett zu kommen. Das war auch der Grund, warum ich um zwanzig Minuten vor acht immer noch in meinem Bett lag. Ich hätte einfach krank machen können, Mom und Dad waren ja nicht da, aber das wäre unfair gegenüber Lydia, weil das ihre letzte Woche hier sein würde. Und ja ... irgendwie wollte ich Dylan auch wiedersehen, ich gebe es ja zu. Also machte ich mich im Höchsttempo fertig, um genau um dreizehn Minuten vor acht in Lydias Auto zu steigen. Sie sagte nichts dazu, sondern fuhr einfach los.
Auf dem Weg zu meinem Lieblingsfach Mathe *hust* nicht *hust*, sind wir Miriam über den Weg gelaufen. Augenblicklich hatte sich meine Schulter wieder gemeldet, die ich am Freitag schon wieder vergessen hatte. Was komisch an der ganzen Sache war: Sie hatte uns angelächelt. Kein freundliches oder ironisches, mehr so ein gemeines du-wirst-noch-dein-blaues-Wunder-erleben-Grinsen, was mir ehrlich gesagt ein bisschen Angst machte. Aber wir kümmerten uns nicht länger drum, sondern gingen brav in die Klasse und warteten auf unseren lieben Herr Lehrer. Pünktlich auf die Sekunde öffnete dieser auch zum Klingeln die Tür, allerdings kam er nicht alleine rein. Die Mädchen fingen augenblicklich an zu tuscheln und kichern, als sie den jungen Mann sahen, der Mister Melvrick folgte. Er war größer, wenn auch ziemlich schmal, braune Bambiaugen und blonde Locken, die ihm was kindliches verleihen. Allem in einem war er nicht mein Typ, sah aber ganz nett aus. "Wenn ich um Ruhe bi- ach das bringt doch sowieso nichts.", meinte Mister Melvrick und fasste sich ans Nasenbein. Da Lydia und ich wussten was jetzt kam, hielten wir uns die Ohren zu. Kurz danach Pfiff unser Lehrer so laut, dass von einigen sogar ein schmerzvolles Zischen kam. Solche Waschlappen. "Wenn Sie sich dann einmal vorstellen würden." Der Junge nickte und wippte, während er erzählte, immer nach vorne und hinten. "Also ... ja, mein Name ist Jasper Pridges, ich bin 18 Jahre alt und mache die restlichen Wochen hier meine Schule zuende. Ich bin mit meiner Familie aus persönlichen Gründen hergezogen, etwa sechzig Kilometer von hier, wo ich auch geboren und aufgewachsen bin." Jasper vollendete seine Rede mit einem atemberaubenden Lächeln, was die Mädchen hinter uns wieder zum kichern brachte. Selbst Lydia. Erschrocken drehte ich mich zu ihr um - was sie nur mit einem unschuldigem Lächeln und achselzucken abtat. Jasper setzte sich an den Tisch der schräg hinter uns war, neben so ein komisches Mädchen, welches ich nicht einmal kannte. Und so startete Mister Melvrick dann den Unterricht, welcher vom Getuschel der Mädchen immer begleitet wurde.
Nach Mathe und Geschichte, was ich beides sowohl mit Lydia als auch, wie sich herausstellte, mit Jasper hatte, verabredete ich mich mit Lydia fürs Mittagessen und ich machte mich auf den Weg zu Chemie. "Hey Julia, warte mal!" Ich drehte mich um und sah Jasper, der auf mich zugejoggt kam. Mit einem Lächeln auf den Lippen und seinem Stundenplan in der Hand stand er nun vor mir. Natürlich musste ich mal wieder hochschauen. Verdammt seien meine 164 Zentimeter Körpergröße. "Was gibts Jasper?", fragte ich ihn so freundlich wie möglich, obwohl ich es eilig hatte. "Tut mir leid, dass ich dich aufhalte, aber kannst du mir sagen wo ich Raum ...", er schaute runter auf seinen Zettel, der schon ziemlich misshandelt aussah. "G102 ist? Ich hab jetzt Chemie." Ich unterdrückte dem Drang meine Augen zu verdrehen und nickte einfach nach hinten. "Komm mit. Hab ich jetzt auch, aber wenn wir uns nicht beeilen kommen wir zu spät.", erklärte ich ihm, während ich schon losging. Auf dem Weg leihte ich mir seinen Stundenplan und stellte fest, dass wir tatsächlich alle Fächer zusammen hatten. Komischer Zufall, aber naja. Jaspers Art hatte etwas von einem Welpen. Versteht mich nicht falsch, er sprang nicht herum und zerknabberte die Lederschuhe von unserem Direktor, aber trotzdem.Eigentlich mochte ich Chemie ja, das war neben Biologie schließlich mein bestes Fach, aber ich konnte es kaum erwarten, dass es, nach Französisch, zur Mittagspause klingelte. Jasper hatte sich neben sich gesetzt, sowohl in Chemie, als auch in Französisch, aber anscheint hatte er den Stoff schon. Dann hatte er sich gelangweilt und mich die ganze Zeit genervt. Immerhin wollte unser Französisch Lehrer ihn nocheinmal sehen, sodass ich ungestört in die Mensa gehen konnte. Dachte ich jedenfalls. Denn als ich den halben Weg hinter hatte, wurde ich am Arm zurückgezogen und hinter die Säule gepinnt. Was war denn heute wieder los? Erst werde ich von einem Welpen verfolgt und jetzt sollte ich auch noch entführt werden?! "Hey.", sagte er. Zuerst schaute ich ihn noch erschrocken an, aber dann war ich beleidigt. Ich nahm seine Hand von meinem Mund und holte Luft. "Verdammt Dylan, kannst du mich nicht wie jeder normale Mensch einfach ansprechen? Ich hab gedacht ich werde entführt oder so ...", schmollte ich und sah wie sich ein Grinsen auf seine Lippen schlich. "Tut mir leid. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich heute abend um halb sieben abhole, wenn das in Ordnung ist.", meinte er und lehnte sich mit einer Hand neben meinem Kopf ab. Mir wurde auch im selben Moment klar, wie nah wir uns auf einmal standen. Dylan senkte seinen Kopf zu mir runter, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. "Übrigens ... ich bin kein Mensch. Und erst recht nicht normal." Mit diesen Worten und einem Kuss auf meine Wange verschwand er. Ich merkte erst, dass ich die Luft angehalten hatte, als ich sie stoßweise auspustete. Dieser Typ machte mich verrückt. "Da bist du ja Julia!" Och nö ... Ich ließ meinen Kopf hängen und klopfte auf mein Oberschenkel. Jasper. "Sag mal, kannst du mir mal die Schule ein bisschen zeigen?", fragte er mich und schaute dabei so unschuldig wie möglich. "Ehm ... können wir erst in die Mensa? Weil meine Freundin, Lydia, wartet bestimmt schon.", erklärte ich ihm und zeigte mit dem Daumen über meine Schulter. Er nickte und folgte mir, bis wir uns schließlich zu Lydia in die Mensa setzten. Ich erzählte ihr von unserem Vorhaben und schaute sie dabei bittend an. Sie rollte mit den Augen und stellte den Rest von ihrem Apfel aufs Tablett. "Also Jasper ... Ich bin jetzt schon seitdem wir hier auf die Schule gehen mit Julia befreundet, und so sehr ich sie liebe, aber einen Orientierungssinn besitzt sie nicht. Ihr würdet euch nur verlaufen, aber wenn es für dich okay ist, führe ich dich ein bisschen rum.", rettete mich meine beste Freundin und lächelte dabei so charmant wie möglich. Man sah Jasper an, dass er das nicht wollte, aber er stimmte wahrscheinlich aus Höflichkeit zu. Während die beiden weggingen, lehnte sich Lydia nochmal zu mir runter. "Ich glaube deinem Freund gefällt er gar nicht.", flüsterte sie und verschwand. Ich sah den beiden hinter her und drehte mich dann zum Tisch von Dylans Rudel. Und er starrte wirklich in Richtung Tür. Undzwar sehr wütend. In dem Moment flog sein Blick zu mir, er stand auf und stürmte quasi aus der Mensa. Schließlich ging ich ihm hinterher, allerdings nicht in so einem schnellen Tempo. Er stand den Gang hoch mit gekreuzten Armen an den Spinden gelehnt.
"Wer war das?", fragte er mich und machte sich nicht mal die Mühe mich anzuschauen. Das ... doch das war schon ziemlich verletzend. "Dylan ...", versuchte ich anzufangen, doch er unterbrach mich nur harsch. "Wer war das Julia?", wiederholte er seine Frage, nun mit mehr Druck. Ich zog die Augenbrauen zusammen und schaute beleidigt zu ihm hoch. "Jasper Pridges, 18 Jahre alt, ist hier hergezogen wegen persönlichen Gründen, die mir nicht bekannt sind, hat die Kurse Mathe, Französisch, Biologie, Chemie und Geschichte. Er ist freundlich, aber ziemlich anhänglich und nervt einen, wenn er sich langweilt. Mehr weiß ich leider nicht, da musst du ihn selber fragen.", beendete ich meinen Vortrag und kreuzte ebenfalls die Arme übereinander. Dylan stellte sich vor mich und sperrte mich an den Spinden mit seinen Armen quasi ein. "Julia." Er sprach ruhig, aber immernoch mit sehr viel Druck. "Er ist ein Werwolf.", fing er an. Überrascht schaute ich zu ihm hoch. Jasper machte gar nicht den Eindruck. "Und er weiß, dass du die Mate von jemandem bist, wir können das riechen. Und dieser Geruch ist für uns Werwölfe ... sehr anziehend." Sein Kiefer hatte er fest zusammen gebissen, dass konnte ich ganz genau sehen. "Solange ich dich nicht ... makiert habe, wird der Geruch immer stärker werden. Aber ich will das nicht ohne deine Erlaubnis tun ... nur ..." Zum ersten Mal sah er mir richtig in die Augen. Sie schienen vor Zorn zu funkeln. "Halt dich von ihm fern.", sagte er, dieses Mal klar und deutlich. "Du bist meine Mate. Und wenn er dich auch nur einmal anfässt, dann werde ich ihn in Stücke reißen."
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Luna - Das Herz des Rudels
WerewolfWir haben schon oft Geschichten gelesen, in denen es um Fabelwesen ging. So welche wie Werwölfe, Vampire oder Meejungfrauen. Aber, was wenn ich euch sage, dass es nicht nur Geschichten sind? Wenn es diese Wesen wirklich gäbe? Ihr glaubt mir nicht? H...