Ich schaute ihn einfach nur an, ohne jegliche Emotionen. "Hallo Julia."
Keine Ahnung was ich in dem Moment fühlte. Vielleicht fühlte ich mich betrogen, aber eigentlich hatte ich es die ganze Zeit gewusst. Geknickt wandte ich meinen Blickvon ihm ab und krallte mich mehr in Dylans Shirt fest. "Oh jetzt sei doch nicht traurig ... hast du wirklich gedacht, dass jemand so aufdringlich an dir hängen könnte? Sei doch mal ehrlich zu dir selbst! Und dein geliebter Dylan hat ja keine Wahl, hab ich recht?" Obwohl diese Worte das eigentlich nicht hätten tun dürfe, besonders nicht aus dem Mund von Jasper, taten sie weh. Sehr sogar. Ich spürte wie Dylans Körper von seinem Knurren erzitterte und er einen Schritt nach vorne ging. Gerade noch rechtzeitig hielt ich ihn fest. "Denkst du mich würden deine Worte interessieren?" Meine Frage hatte sich nicht halb so selbstsicher angehört wie ich es mir vorgestellt hatte. Das merkte er wahrscheinlich auch, denn ein ekelhaftes Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Tun sie.", meinte er und hatte vollkommen recht dabei. "Evan, weshalb tust du das? Warum bist du hier?", presste Dylan zwischen den Zähnen hervor und nahm unauffällig meine Hand. Alle schauten abwartend zu ihm, als er die Stille durchbrach. "Rache." Wie aufs Stichwort begannen alle an zu knurren. Selbst die Vampire kamen jetzt von den Bäumen gesprungen. Wo war ich da bloß reingeraten? "Weißt du, ich denke ich sollte euch aufklären.", fing Evan jetzt an und begann seine Geschichte zu erzählen. "Damals, als wir beide zwölf waren, bei dem Kampf. Du erinnerst dich? Dein Vater hat meinen getötet?" - "Nachdem deiner meine Mutter umgebracht hat!" Dylan unterbrach ihn, Wut schwang in seiner Stimme. Doch Evan fuhr vor. "Er hat es getan, weil diese Schlampe ihm das Herz gebrochen hat! Sie hätte sich führ ihn entscheiden sollen, anstatt für deinen Nichtsnutz von Vater! Und deswegen will ich Rache ... Ich will, dass dein Vater leidet Dylan. Aber ich habe mir überlegt ..." Dylan raste nur so vor Wut und ich hatte große Mühe ihn davon abzuhalten auf Evan loszugehen. Obwohl ich es ihm eigentlich nicht gönnte, wollte ich wissen weshalb er diese ganze Show abzog. "Und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es zu einfach wäre dich zu töten. Du wärst dann einfach nur tot und dein Vater würde drüber wegkommen. Aber, wenn er seinen Sohn lange leiden sieht, dann zerbricht es ihn langsam und dich auch, also zwei Fliegen mit einer Klatsche. Weißt du wen ich deswegen töten werde Dylan?" Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Evans matschbraune Augen fixierten mich und schienen mir die Luft zu nehmen. Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als er mit seinem Finger auf mich zeigte. "Sie." - "Nur über meine Leiche!" Dylan hatte sich jetzt ganz vor mich gestell und auch die anderen hatten den Kreis enger gemacht. Jeder um mich herum knurrte so laut, dass ich dem Drang widerstand mit die Ohren zu zu halten. Evan lachte gehässig auf. "Oh! Das lässt sich ausrichten!", knurrte er, bevor er sich verwandelte und ein brauner Wolf an seiner Stelle stand. Er bäumte sich auf und wie auf Komando stürmten alle auf uns ein.
Mittlerweile hatte sich unser Rudel auch verwandelt und bildete nach wie vor einen Schutzwall um mich. Als die Rudel aufeinanderprallten, konnte man das in etwa mit einem stürmischen Meer vergleichen. Und ich ertrank darin. So schnell wie ich konnte zog ich mein Silbermesser aus meinem Schuh. Doch als ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne richtete, wurde ich sogleich gegen den nächsten Baum geschleudert. Schmerz zog sich von meinem Nacken die Wirbelsäule runter und ich hatte einen kurzen Moment keine Luft bekommen. Ein graubrauner Wolf stand vor mir, bereit mich wie Wild zu erlegen. Ich riss mich zusammen und stand auf, das Messer auf den Wolf gerichtet. Mir war klar, dass wenn ich mich nicht zusammenriss, dieser Kampf womöglich das Letzte sein wird, was ich erlebte. Plötzlich sprang der Wolf auf mich zu. Alles war wie in Zeitlupe. Ich sprang zur Seite, gerade im richtigen Moment, und erwischte den Wölf mit der Klinge an seiner Flanke. Er jaulte auf und sah mich wütend an. Mit einmal wurde mir das Messer aus der Hand gerissen und ich schaute erschrocken auf den Vampir, der neben mir stand. Der Typ lächelte mich an und entblößte zwei Reihen spitzer Zähne. Ich war wie eingefroren. Das Messer half gegen Wölfe, aber erstens hatte ich nichtmal das und zweitens war ich mir hundertprotzentig sicher, dass es bei den Vampiren nicht mal einen Kratzer machen würde. Gerade als er mich am Hals packen wollte, wurde er von mir weggerissen. Ich vermutete, dass es Lucas war, aber genau konnte ich es nicht sehen, denn meine Aufmerksamkeit galt mittlerweile dem Kampf zwischen Evan und Dylan. Die Anderen hatten alle mehr Abstand von ihnen genommen, sodass sie quasi in der Mitte kämpften. Und das ziemlich brutal. Bei Dylans schwarzem Fell konnte ich nicht viel an Blut erkennen, dafür auf Evans umso mehr. Allerdings war nicht ganz klar, ob es seins war ... Ich sah den Zorn beider in ihren Augen und ihren Bewegungen. Sie bissen sich, kratzen und warfen den anderen nieder, als würde ihr Leben davon abhängen. Aber es war meins, das wurde mir schmerzhaft bewusst. Dylan, und alle anderen auch, wurden nur wegen mir verletzt. Evan wollte mich tot sehen, bevor das nicht eintrat würde er keine Ruhe geben. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Hannah mit einem großen dunkelgrauen Wolf kämpfte - und sichtlich verlor. Panisch suchte ich auf dem Boden nach meinem Messer. Der Vampir muss es fallen gelassen hatten, als er weggerissen wurde, denn es lag keine zwei Meter von mir entfernt auf dem Boden. Wenn sie schon wegen mir verletzt wurden, dann würde ich ihnen wenigstens helfen.
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Luna - Das Herz des Rudels
WerewolfWir haben schon oft Geschichten gelesen, in denen es um Fabelwesen ging. So welche wie Werwölfe, Vampire oder Meejungfrauen. Aber, was wenn ich euch sage, dass es nicht nur Geschichten sind? Wenn es diese Wesen wirklich gäbe? Ihr glaubt mir nicht? H...