Ich war am morgen mit einem flauen Gefühl im Magen aufgewacht. Eigentlich wärwe ich mit einem breiten Grinsen durchs Haus gelaufen, weil ich ja nach diesem Schultag zwei Wochen Ferien haben würde, aber dem war nicht so. Denn heute war der Tag, den ich mir nie gewünscht hätte. Im Auto herrschte betretenes Schweigen, als Lydia und ich zur Schule gefahren waren. Keine von uns hatte irgendetwas wegen heute Abend gesagt. Wir hatten bereits geklärt, dass ich sie mit zum Flughafen bringen würde. Von Dylan hatte ich wieder eine Nachricht bekommen, dass er und das Rudel wieder mit diesem fremden Rudel reden wollten und er mir später alles erzählen würde. "Ich hole übrigens nach Bio mein Zeugnis aus dem Sekretariat ab, falls du mit möchtest.", meinte Lydia und riss mich aus meinen Gedanken. Ich nickte ihr einfach zu und setzte ein Lächeln auf, damit sie sich keine Sorgen machen würde. Natürlich merkte sie, dass es nicht echt war, aber sagen tat sie dazu nichts.
Nachdem wir Mathe und Geschichte überstanden hatten, wollte Mister Keefe Lydia nach dem Unterricht noch einmal sprechen. Ich machte mich in der Zeit schon auf den Weg zu Chemie, da Lydia ohnehin einen anderen Kurs hatte. Die Flure wurden schon etwas leerer, als ich meine Bücher ins Schließfach schließ. "Vater hatte recht.", lachte eine mir allzubekannte Stimme schon fast hämisch. Mir lief es bei diesem Lachen eiskalt den Rücken runter. "Menschen sind wirklich dumme Menschen. Wissen nie, wann sie auf eine mächtigere Kreatur hören sollten ..." Ich knallte die rote Tür zu, drehte mich um und wollte an Miriam vorbei gehen, doch sie hatte andere Pläne. Genau wie letzten Freitag schmiss sie mich gegen die Spinde. "Also hast du dich meinen Anweisungen, dich von Dylan fernzuhalten, wiedersetzt. Ganz dumme Entscheidung Miststück.", zischte sie und schlag mir meinen Rucksack von der Schulter. Ich schloss konzentriert meine Augen und schluckte schwer. "Ich werde mich nicht von meinem Freund fernhalten Miriam. Wir gehören zusammen.", flüsterte ich und sah förmlich wie ihre Augen entflammten. "Was hast du gerade gesagt?!" Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da spürte ich auch schon einen stechenden Schwerz an meiner linken Wange. Sie hatte mich geschlagen. "Dylan gehört mir. Er würde sich niemals mit einer einfachen Menschenschlampe, wie du es bist irgendetwas anfangen!", rief sie wütend aus. Mir war es in dem Moment egal, dass sie stärker war als ich oder mächtiger. Das war mir sehr wohl bewusst, aber die Art wie sie über Dylan und mich sprach, gefiel mir überhaupt nicht. Ich stellte mich ihr aufrecht gegenüber und sah ihr direkt in die Augen. Miriam war immerhin nur ein paar Zentimeter größer als ich. "Du hast mir überhaupt nichts zu sagen. Ich bin Dylans Mate und die Luna seines Rudels, dem zukünftigen Alpha-Rudel, und ich muss mir sowas nicht von einer einfachen Wassernymphe sagen lassen. Ja du bist stärker als ich, aber auch nur körperlich. Und ich würde mir überlegen wie du in Zukunft mit mir sprichst, denn ich hab ein ganzes Rudel, das hinter mir steht. Wen hast du?" Während meiner kleinen Rede verschwand das Feuer in ihren Augen und wich der Unsicherheit. Da sie keine Anstalten machte noch irgendwas zu sagen, ging ich einfach an ihr vorbei und ließ sie hinter mir im Flur stehen. Jetzt musste ich mir nur noch eine gute Ausrede für Miss Oakes einfallen lassen.
Lydia hatte ich während der Mittagspause oder Bio nichts von dem Treffen mit Miriam erzählt. So wie ich sie kannte hätte sie sich nur Sorgen gemacht und das wollte ich vermeiden. Nachdem wir also alle dem Stundenende entgegen gefiebert hatten, machte Lydia und ich uns auf den Weg zum Sekretariat, wo sie ihr Zeugnis abholte. Ihre Mutter hatte es bereits vor ihr gesehen und unterschrieben, weshalb sie es jetzt gleich wieder mitnehmen durfte. Unsere Sekretärin überreichte es ihr also mit einem freundlichen Lächeln, ehe sie sich wieder ihrem Computer zuwendete. "Und? Wie siehts aus?", fragte ich sie neugierig, während ihre Augen übers Papier flogen. "Ganz gut eigentlich.", meinte sie. "Mathe ein C+, Geschichte ein C, Bio ein B+, Kunst ein A- und Physik auch ein C. Dankewegen Bio, das ist wohl größtenteils dein Verdienst." Grinsend steckte sie ihr Zeugnis in ihren Rucksack. "Übrigens hat Mom zum Mittag Lasagne gemacht."
Nach der Schule ging ich mit zu Lydia nach Hause und wurde von allen herzlich begrüßt. Die Foster's waren für mich wie eine zweite Familie und mir würden sie alle schrecklich fehlen. Wir aßen zusammen die leckere Lasagne von Lydias Mutter, machten Hausaufgaben, naja eigentlich nur ich, weil Lydia sie ja nicht brauchte, und alberten den Rest des Tages einfach rum. Am Abend kliengelte dann mein Handy und Dylans Nummer erschien auf demDisplay. "Hei Dylan, was gibts?", fragte ich in den Hörer , als ich abgenommen hatte. "Julia wo bist du? Ich steh vor deinem Haus, aber es macht niemand auf." - "Ich bin bei Lydia, aber ... Mom und Dad müssten eigentlich da sein. Sie sollten mich doch gleich zum Flughafen fahren.", meinte ich. Wenn sie noch auf der Arbeit waren, dann würden sie mich nicht fahren können. Ich beschrieb Dylan den Weg zu Lydia und keine fünf Minuten später klingelte es an der Tür. Lydia und ich gingen zusammen zur Tür runter, aber sie wurde schon von Lisa geöffnet. Dylan stand etwas unsicher im Türrahmen und sah mit den Händen in den Hosentaschen zu Lydias kleiner Schwester runter. Lydia ging augenrollend auf sie zu und scheuchte sie weg. Als Dylan zu mir sah fing ich automatisch an zu lächeln. Ich ging auf ihn zu und gab ihm einen Kuss. Wie immer hätte ich dabei Freundenssprünge machen können. Als ich mich von ihm gelöst hatte, sah er lächelnd zu mir runter. "Also.", kam es aus Richtung Wohnzimmer. Schon kam Lydia in den Flur. "Juli, wenn du mitkommen willst müssen deine Eltern entweder jetzt kommen oder Dylan muss dich fahren. Wir fahren nämlich in zehn Minuten los.", meinte sie leise. Fragend sah ich zu Dylan hoch, der sofort nickte. "Danke.", sagte ich und umarmte ihn. Dann viel mir wieder was ein. "Wir müssen nochmal zu mir nach Hause!", rief ich erschrocken und hielt mir die Hand vor den Mund. Lydia sah mich ungläubig an. "Ich versprech dir, dass wir wieder hier sind, wenn wir losfahren. Ich verpass dich nicht." Ich umarte sei schnell und zog Dylan an der Hand nach draußen zum Auto. "Fahr bitte schnell zu mir nach Hause!" Ohne Widerspruch fuhr er los. Zuhause sprintete ich die Treppe hoch in mein Zimmer und holte das Silberne Kettchen aus der Schatulle. An ihr hing ein Anhänger mit einem Unendlichzeichen drauf. So schnell ich konnte rannte ich wieder nach draußen zu Dylan und wir fuhren zurück. Immerhin stellte er keine Fragen. Wir kamen gerade rechtzeitig an, denn Lydia und ihre Familie waren gerade dabei ihre Koffer ins Auto zu laden. Ich winkte ihnen durchs Fenster zu und fuhren dann los, Richtung Flughafen.
Meine Beine und Hände zitterten ununterbrochen. Die ganze Zeit hatte ich schon so eine Übelkeit. Die Fahrt über war das nicht anders, aber als wir da am Schalter standen und darauf warteten, dass ihr Flug aufgerufen wird, war esextrem. Im Nachhinein war es keine gute Idee Dylan zu bitten mich zu fahren, denn ich werde garantiert weinen. Lydia und ich hielten uns die ganze Zeit an den Händen, ihr ging es nicht anders als mir. Dann sagte die Lady am Schlater, dass der Flug bereit zum Starten wäre. "Wir müssen." Ich sah wie Lydias Eltern besorgt zu ihrer größten Tochter blickten. Auch ich schaute zu meiner Linken, wo Lydia saß. Aus ihren wunderschönen Augen flossen bereits stille Tränen. Und das brachte bei mir den Zussamensturz. Alle Dämme brachen und ich warf mich ihr schluchzend in die Arme. Ich krallte mich an ihr fest, als wäre sie alles was ich hatte, als wäresie mein Anker. Und das war sie auch. Seit fünf Jahren, zu jeder Zeit, ohne Pause. Meine Beine fühlten sich schwach und zerberechlich an. Lydia sank auf den Boden und ich gleich mit. Ich hatte Probleme mit dem Atmen und es fühlte sich so an, als ob ich dran ersticken würde. "Ich werde dich nicht vergessen.", hörtze ich sie, wie durch Watte. Noch mehr Tränen flossen mir über die Wangen und sogen sich in ihrer Jacke ein. "Ich dich auch nicht.", krächzte ich und hörte meine Stimme. Schwach und brüchig, genau wie ich mich fühlte. Wir standen wieder auf, mit wackeligen Beinen, und ich griff in meine Hosentasche. Ich legte ihr die Kette in die Hand und Lydia öffnete sie. Auf der rechten Seite war ein Bild von uns wo wir dreizehn waren. Lydia hatte noch kurze Haare und wir lagen uns lachend in den Armen. Das war auf der Geburtstagferier einer Freundin von un und wir hatten beide Schlagsahne im Gesicht. Auf der rechten Seite war eins, das wir erst letztens gemacht hatten. Wir waren im Wald, hatten die Amre umeinander gelegt und lächelten in die Kamera. Abermals fielmir meine beste Freundin in die Arme und schluchzte an meiner Schulter. Diesmal blieb ich stark - für sie. "Danke", hauchte sie und löste sich aus der Umarmung. Ich ging schnell zu Lisa und ihren Eltern und verabschiedete mich ebenfalls. Allenahmen ihre Koffer in die Hand und dann gingen sie. Lydia schaute öfters noch mit Träne in den Augen zu mir zurück, ehe sie hinterm Schalter verschwand. Ich stand da wie paralysiert. Meine beste freundin war weg. Auf dem Weg nach Europa. Und sie würde nicht wieder kommen.
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Luna - Das Herz des Rudels
WerewolfWir haben schon oft Geschichten gelesen, in denen es um Fabelwesen ging. So welche wie Werwölfe, Vampire oder Meejungfrauen. Aber, was wenn ich euch sage, dass es nicht nur Geschichten sind? Wenn es diese Wesen wirklich gäbe? Ihr glaubt mir nicht? H...