Bild: Restaurant 'Golden May'
"Ja.", sagte ich. "Wir können."
Dylan öffnete die Beifahrertür und half mir beim Einsteigen. Da war aber einer erstaunlich gut erzogen. Nachdem er sich auch gesetzt hatte und das Auto startete, konnte ich auf einmal gar nicht mehr aufhören zu Grinsen. "Was ist?", fragter er mich belustigt und hob eine Augenbraue. Ich schüttelte einfach den Kopf und sah aus dem Fenster. "Ach nichts.", meinte ich. "Wo gehen wir eigentlich hin? Nicht, dass ich zu overdressed bin ..." Ich strich sachte über den schwarzen Stoff und glättete dabei ein paar Falten. "Ganz bestimmt nicht ... du siehst übrigens wunderschön aus.", sagte Dylan und schaute mich kurz lächelnd an. "Das Kleid steht dir wirklich gut. Und da wo wir essen gehen, besteht für Frauen eine Kleider- und für Männer eine Jackettpflicht." Ungläubig sah ich zu Dylan. Wo will er denn bitte hin? In unserer kleinen Stadt hatten wir nicht so einen noblen Laden, in dem eine Kleiderordnung herrscht. Und meine Vermutung wurde bestätigt, als Dylan auf die Hauptstraße abbog und auf die nächste große Stadt zu fuhr.Am Anfang war es noch ziemlich still im Auto, doch dass löste sich nach etwa fünf Minuten. Die Fahrt ging insgesamt etwa eine viertel Stunde und um zehn vor sieben parkten wir auf einem Parkplatz von einem ziemlich edlen aussehenden Restaurant. "Wir halten hier nur an stimmts?", fragte ich ihn, weil ich nicht glauben konnte, dass wir in so einem Laden essen gehen würden. Ich hatte das Gefühl, dass er mich auslachen würde, so hörte es sich wenigstens an. "Nein.", lachte er. "Wir gehen hier essen." Dylan ging um das Auto rum, öffnete mir die Tür und half mir aus dem Auto. Während wir zum Eingang gingen ließ er meine Hand nicht los, aber das war für mich vollkommen in Ordnung. Jetzt konnte ich auch den Namen lesen, es war das 'Golden May'. Wir betraten eine golden verzierte Empfangshalle, wo vor einer Glastür ein Typ stand mit einem ganz weißen Anzug. "Hey Tony.", begrüßte Dylan ihn. "Ich hab den Tisch für sieben Uhr reserviert." Anscheint kannte er ihn, denn von diesem Tony kam nur ein freundliches Nicken und Lächeln und schon waren wir drinnen. Ich kam gar nicht mehr aus dem Staunen rauß. Der Boden war aus dunklem, polierten Holz und die Wände und Lichter waren in einem warmen Goldton gehalten, was alles sehr edel aussehen ließ. Der Vorteil an meinen Schuhen war, dass ich damit Dylan schon bis zu seinem Kinn reichte, aber der Nachteil war, dass sie jetzt tatsächlich ziemlich laut auf dem Holz schienen. Von Einigen wurde ich sogar angestarrt. "Ignorier die einfach.", flüsterte Dylan mir zu. "Die sind nur Eifersüchtig, weil sie nicht so schön sind." Ich hatte ja mehr die Vermutung, dass die alten Leute einfach von dem Geräusch genervt waren, aber Dylans Kommentar war natürlich viel schmeichelhafter. Er schien genau zu wissen wo er hinwollte, denn nicht ein Mal hielt er an. Die anderen Gäste, die an den Tischen saßen, wurden immer weniger und schließlich kamen wir zu einem Tisch, der etwas abseits stand. Dylan drehte sich mit einem kleinen Lächeln zu mir um und zog einen Stuhl vom Tisch ab. Ich setzte mich und bedankte mich bei ihm. Staunend betrachtete ich den goldenen Raum noch einmal. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal in so einem schicken Restaurant essen gehen würde. Nach nicht einmal fünf Minuten kam ein großer Mann zu unserem Tisch. Er war ziemlich groß, hatte dunkle halblange Haare mit Bart und lächelte uns freundlich zu. Dylan rückte seinen Stuhl zurück, um diesen Mann zu umarmen. "Dylan.", meinte der Mann freundlich zu ihm. "Es ist schon zu lange her mein Junge. Du weißt gar nicht, wie sehr mich dein Anruf gefreut hat." Dylan nickte und schaute dann zu mir runter. Etwas hektisch stand ich auf, als er anfing mich vorzustellen. "Paul das ist Julia. Sie ist meine Mate.", sagte er. Dieser Paul sah mit großen bewundernden Augen zu mir runter. Er nahm meine Hand und lächelte auch mir herzerwärmend zu. "Wirklich sehr erfreut dich kennenzulernen. Ich bin Paul, Dylans Onkel. Wer hätte das gedacht? Ich hatte nicht erwartet, dass er so eine wünderschöne Mate finden würde ... meinen Glückwunsch." Ich lächelte verlegen auf den Boden. Paul ging wieder nachdem wir uns verabschiedet hatten und Dylan und ich setzten uns wieder an den Tisch. Kurz darauf kam auch die Bedienung, um unsere Bestellung aufzunehmen. Also konnte der Abend beginnen.
Dylan und ich hatten uns viel über unsere Interessen und Hobbies und solche Scherze unterhalten. An diesem Abend hatte ich also erstaunlich viel über ihn erfahren und am Ende hatte ich das Gefühl, ich würde ihn schon Ewig kennen. Wir hatten gelacht, gescherzt, uns einfach amüsiert und ich fühlte mich den ganzen abend einfach nur wohl. Der Abend war also einfach perfekt gewesen. Die Stille auf der Hinfahrt war während der Rüchfart nicht ein Mal wiedergekehrt. Die ganze Zeit haben wir über irgendetwas geredet und komischerweise gingen uns auch nie die Themen aus. Selbst über die Werwolfs- und Matesache hatten wir offen geredet, was mir persönlich sehr gut tat. Ich war danach sehr viel aufgeklärter und nicht mehr so verwirrt. Und um punkt viertel vor Zehn stand ich vor meiner Haustür. "Dylan ... vielen Dank für den wunderschönen Abend. Er war ...", ich sah lächelnd zu Dylan hoch was er erwiederterte. "Er war wirklich perfekt." Während ich nebenbei meinen Haustürschlüssel aus meiner Tasche kramte, hob er seine Hand und strich mir wieder über die Wange. Diese Geste war mittlerweile so gewohnt, dass ich nicht mal mehr rot wurde, was ein ziemliches Erfolgerlebnis für mich war. "Ich hol dich morgen um viertel vor acht ab, ja?", fragte er mich, wobei ich nur nicken konnte. Ich würde Lydia noch bescheid geben. Dylan lehnte sich zu mir runter, gab mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich von mir. Lächelnd sah ich ihm hinterher, als er die Straße lang fuhr und schließlich in der Dunkelheit verschwand.
Im Haus waren die Lichter schon alle aus, weshalb ich davon ausgong, dass Mom und Dad schon schliefen. Ich zog mir die Pumps aus und massierte erstmal meine Füße. Immerhin hatte ich sie eindeutig zu lange gequält. Darauf bedacht nicht allzu viel Lärm zu verursachen, schlich ich die Treppe rauf in mein Zimmer, ohne irgendein Licht einzuschalten. Wunderlicherweise hatte ich es sogar in mein Zimmer geschaft ohne mich irgendwo zu verletzten. Ich entledigte mich meinen Klamotten, ging schnell mein Make Up abwaschen und Zähne putzen und legte mich danach gleich ins Bett. Jedenfalls hatte ich das vor, doch als ich wieder in mein Zimmer ging, saß meine Mutter auf meinem Bett. Sie lächelte mich müde an und klopfte auf den Platz neben sich. "Mom ich erzähl es dir morgen. Du sie-" "Liebling, hebst du bitte mal deine Haare hoch?", fragte sie mich, immernoch schläfrig. Verwirrt tat ich worum sie mich bat und sah wie sie meinen Hals begutachtete. "Hm ...", murmelte sie. "Er hat wirklich eine ziemlich starke Selbstbeherrschung was?" Vollkommen verwirrt schaute ich meine Mutter an. "Mom ... was meinst du damit?", fragte ich sie, damit sie mich aufklären würde. "Naja Dylan hat dich immer noch nicht makiert und sein Geburtstag ist schon ... vier Tage her ... besonders für einen Alpha ist das schon eine enorm lange Zeit.", fing sie an. Als sie meinen unsicheren Blick sah fuhr sie fort. "Männliche Werwölfe müssen ihre Mate makieren Julia. Denn wenn wir als Frauen unseren Mate gefunden haben, dann umgibt uns ein Duft, der wohl sehr anziehend wirkt und stärker wird je länger man wartet." - "Hat Dad ...?" Meine Mutter fing an zu lächeln. "Natürlich, immerhin bin ich seine Mate. Aber ich hab es ihm damals auch angeboten." Unsicher fasste ich mir an den Hals. Ich war der Meinung, Dylan hätte mir sowas schon einmal erzählt ... "Tut es weh Mom?", fragte ich sie leise und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. "Nein. Nicht, wenn du es ihn freiwillig machen lässt und dich nicht wehrst, dann wird es sich in etwa anfühlen wie eine Spritze. Aber manche sind auch sehr harsch und zwingen ihre Mate quasi dazu. Obwohl, ich kann mir vorstellen, dass Dylan besonders vorsichtig bei dir sein wird.", meinte sie mit einem Grinsen auf ihren Lippen. Sie tätschelte mir den Kopf und stand auf. "Geh schlafen Liebling. Gute Nacht.", sagte sie, ehe meine Mutter ganz aus meinem Zimmer verschwand. Ich machte meine Nachttischlampe aus und legte mich ins Bett. Meine Gendanken schwiffen, wie so oft, zu Dylan. So wie ich das verstanden hatte, war dieses Markieren notwendig. Und forderte anscheind auch ziemlich viel Disziplin von Dylan ab. Jetzt verstand ich auch richtig, warum er so wegen Jasper ausgeflippt war. Neben der offensichtlichen Eifersucht war er ... einfach nur besorgt gewesen. Aber warum hatte er mich nicht einfach gefragt? Wahrscheinlich hätte ich es 'damals' nicht zugelassen. Und jetzt? Ich drehte mich auf die Seite und kuschelte mich mehr in meine Decke ein. Meine Gedanken versuchte ich fürs Erste zu ignorieren, um einzuschlafen, aber ich hatte für den morgigen Tag einen klaren Entschluss gefasst. Und den würde ich auch mit Sicherheit umsetzen.

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Luna - Das Herz des Rudels
Hombres LoboWir haben schon oft Geschichten gelesen, in denen es um Fabelwesen ging. So welche wie Werwölfe, Vampire oder Meejungfrauen. Aber, was wenn ich euch sage, dass es nicht nur Geschichten sind? Wenn es diese Wesen wirklich gäbe? Ihr glaubt mir nicht? H...