Teil 2 (komplett überarbeitet)

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Liam

Es ist heiß heute. Im Moment kann ich nicht sagen, was schlimmer ist, die brennende Hitze draußen vor der Scheune, oder die warme, dicke, stickige Luft hier drinnen, die sich so schwer atmen lässt, als hättest du einen staubigen, dreckigen Lumpen vor Mund und Nase. Ein Gefühl, das ich während meiner Gefangenschaft kennengelernt habe. In den ersten Monaten waren meine Gefangenenwärter noch kreativ in ihren Foltermethoden.

Ich wische mir über die Stirn, die wahrscheinlich längst genauso ölverschmiert ist wie meine Hände.

George gibt mir schweigend den Schraubenschlüssel, gesprächig war er noch nie. Aber die Stimmung zwischen uns ist sehr angespannt, wahrscheinlich hat er keine Ahnung, wie er mit mir umgehen soll. Dass haben sie alle nicht. Alle behandeln mich seit meiner Rückkehr wie etwas Zerbrechliches, selbst die Leute der Regierung und der Navy, die mich mehrere Tage lang verhört haben und immer wieder wissen wollten, was ich gesehen, gehört, erlebt habe. Ob ich brauchbare Informationen über die Terroristen habe. Ich bin fünf Jahre lang nicht wie etwas Zerbrechliches behandelt worden von den Terroristen, vielleicht muss ich mich erst daran gewöhnen? Mir wäre es aber lieber, sie würden mich nicht mit Samthandschuhen anfassen, weil es mich immer wieder daran erinnert, dass ich fünf Jahre nicht hier war. Ich möchte normal behandelt werden, damit ich nicht ständig das Gefühl habe, ich wäre anders als jeder andere hier.

Ich muss versuchen, ihm irgendwie die Scheu vor mir zu nehmen, sonst macht mich dieses Gefühl, bemitleidet zu werden, wahnsinnig. Ich nehme den Schraubenschlüssel und beuge mich wieder über den Motor des kleinen Traktors, den ich mit zehn Jahren zum ersten Mal selbst gefahren habe. Ich habe ihn mitten in den Weidezaun gesteuert und George hat mir den Hintern versohlt.

»Du lebst hier draußen also ganz allein mit einer hübschen Frau«, murmle ich, während ich eine Schraube lockere.

»Hübsch ist sie. Das ist dir also nicht entgangen«, stellt George fest und verzieht die Lippen zu einem breiten Grinsen.

»Unmöglich, diesen Hintern zu übersehen«, sage ich scherzhaft. Aber es ist die reine Wahrheit, dieses Mädchen hat einen traumhaften Arsch, der für Jeans geradezu gemacht ist. Und ihre langen, schlanken Beine sind auch nicht zu verachten.

George sieht mich einen Moment lang ernst an. Er hat diese Art Blick, von dem ich weiß, dass er mir etwas sagen wird, dass mir nicht gefallen wird. Mein Magen erkennt diesen Blick auch sofort wieder, denn er verkrampft sich.

»Sie war mit Mark verheiratet. Die Sache ist noch nicht ausgestanden. Dein Kumpel ist ein richtiger Drecksack.«

Ich verziehe das Gesicht und stöhne leise. Mark. Ich habe viele Dinge aus meiner Vergangenheit während meiner Gefangenschaft weit weggeschoben und nicht mehr hervorgeholt, weil ich sie nicht mit dem Dreck, den ich drüben erlebt habe, beschmutzen wollte. Mark habe ich nie weggeschoben. An ihm und dem, was unsere Freundschaft zerstört hat, habe ich festgehalten, um mich zu bestrafen, mehr noch, als die Terroristen es je konnten. Dass Tessa ausgerechnet mit ihm verheiratet gewesen war, trifft mich wie ein heftiger Schlag in den Magen. Das macht alles um Vieles komplizierter.

»Sollte ich es wissen?«, frage ich möglichst ungerührt und mache mich weiter an die Arbeit.

»Vielleicht später mal.«

Später könnte auch vielleicht nie bedeuten, denn ich werde nicht lange bleiben können. Dies hier ist, auch wenn ich es gern hätte, nicht mehr mein Zuhause, es gehört jetzt ihr. Und auch, wenn ich zuerst wütend war und dieses Zuhause zurückfordern wollte, weiß ich, dass ich es ihr nicht antun könnte. Diese Frau scheint durch und durch gut zu sein und sie hat anderes verdient. Ich werde bleiben, solange ich glaube, dass es für uns beide okay ist. Aber das darf nicht für immer sein. Wahrscheinlich wird sie mich ohnehin nicht lange hier dulden, immerhin bin ich ein Fremder, der ungefragt in ihr Leben eingedrungen ist.

The Air we breatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt