13~Anreise

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Carlos P.O.V

Als am nächsten Morgen mein Wecker klingelte, war ich schon lange wach. Ich hatte es nur noch nicht geschafft den Wecker eher aus zu machen. Paul kämpfte mit der Bettdecke, die er sich sehr speziell um seinen Körper gewickelte hatte. Ja und unser lieber Fritz saß meditierend im Bett und murmelte irgendein Schwachsinn vor sich hin. Ich an seiner Stelle wäre dabei wieder eingeschlafen.

Ich stand wortlos auf und zog mir das schwarze Tank Top mit der kurzen Hose an. Beides hatte ich mir gestern schon herausgesucht und über meine Kommode gelegt. Ich betrat zuerst das Bad und machte ich zurecht. Nach mir ging Paul. Fritz würde erst gehen, wenn wir schon essen waren.

In der Kantine sah man jede Menge müder Gesichter von unserer und der Parallel klasse. Alle hingen auf ihren Stühlen und schauten auf die belegten Brötchen. So richtig Hunger hatte glaub keiner. Ich nahm mir einen Natur Joghurt und schnitt mir Früchte hinein. Da Rose und Julia schon an einem Tisch saßen brachte ich Rose ein belegtes Brötchen mit. Mit ordentlich Schwung knallte ich den Teller auf den Tisch genau vor ihrer Nase.

>Essen junge Dame< sagte ich streng. Geschockt schaute sie mich an. Ihre zart rosanen Lippen waren leicht geöffnet und ihre blauen Augen aufgerissen.

>Da ist aber einer gut gelaunt< murrte Julia leise.

>Ja allerdings< sagte ich monoton. Wenn Rose dachte ich hätte die Narben an ihrem Oberschenkel nicht gesehen hatte sie sich getäuscht! Sie magert sich ab, isst kaum und Ritzt sich noch dazu.

Ich sah die Tränen in ihren Augen die sie schnell wieder weg blinzelte.

Beruhigend streichelte ich ihr über den Rücken und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

Zu meinem Erstaunen nahm sie das Brötchen in die Hand und biss ein kleines Stück ab.

Ich packte mir meinen Löffel voll Joghurt und steckte ihn mir genüsslich in den Mund. Fragt mich nicht wieso ich esse, es ist genauso unnötig wie Atmen, aber so fühle ich mich wenigstens noch ein bisschen lebendig und außerdem gehört das zur Gewohnheit.

Rose schaffte das halbe Brötchen. Danach sah sie mich ängstlich an und legte das Brötchen auf den Teller.

>Ich kann nicht mehr< flüsterte sie damit nur ich es hören konnte.

Ein nicken meinerseits und ich aß das Brötchen zu ende. Wenn sie nicht mehr konnte ok. Aber wenigstens hatte sie etwas im Magen.

Nach dem Frühstück schaffte ich mein Gepäck zum Bus. Der große Reisebus würde uns erst zum Flughafen bringen. Nachdem das erledigt war bekam ich am Rande mit das Frau Richter mitfahren sollte. Zur Erklärung: Das war die gute die mir den Arm aufgerissen hatte. Meine Laune sank erstaunlich schnell in den negativen Bereich.

Mein Weg führte mich jetzt zu dem Zimmer unserer Mädels. Paul schob sich grade noch ein Stück Apfel in den Mund als er den Koffer von Julia nahm. Ich sah Rose mit ihrer Tasche kämpfen und lächelte leicht. Sie war so süß. Am liebsten würde ich sie jetzt an mich drücken und sie k-

...knuddeln.

Kopfschüttelnd nahm ich ihr den Koffer aus der Hand und trug ihn mit Leichtigkeit zum Bus. Punkt um 9 Konnten wir losfahren. John saß mit seinen Hunden ganz hinten auf den „Coolen" Plätzen. Paul schottete sich immer mehr von seinem Rudel ab. Ich musste ihn unbedingt mal darauf ansprechen.

Rose saß neben mir am Fenster und spielte mit einer braunen Haarsträhne.

Ich schaute öfters zu ihr rüber und beobachtete sie. Grade erwiderte sie meinen Blick. Lange starrten wir uns in die Augen. Zitternd wanderte eine Hand zu meinem Gesicht. Zart fuhr sie mit ihrem Finger über die eine Narbe welche ich an dem einen Mundwinkel trug.

Ich lächelte leicht. In Roses Augen sammelten sich wieder die Tränen. Sofort drehte sich das zierliche Mädchen neben mir weg. Ich legte meine Arme um sie und drückte sie an meine Brust.

>Wir schaffen das. Wir bekommen alles in den Griff.< flüsterte ich leise.

Rose schluckte nur und kuschelte sich vorsichtig mehr an mich dran.

Im Flugzeug änderte sich unsere Sitz Position nicht sonderlich. Ich hielt jedoch noch ein IPad in den Händen wo wir uns ein Film anschauten. Rose wollte unbedingt Nemo sehen. Ich erfüllte ihr diesen Wunsch. Zwei Stunden schauten wir Film und bekamen so herzlich wenig von dem Flug mit. Am ende hörte ich nur heraus, dass Frau Richter John angeschrien haben musste da dieser seine Musik zu laut hatte. „Angeblich"...

Als das Flugzeug landete klatschten alle in die Hände und jubelten. Möge die Klassenfahrt beginnen.

Vom Flughafen holte uns ebenfalls ein Reisebus ab. Frau Richter sprach mit dem Busfahrer Spanisch. Ok, fehlerfrei ist anders aber der Busfahrer verstand wo es hingehen sollte... nach dem Dritten Erklärungs versuch von Frau Richter aber das müsst ihr ja keinem weiter verraten.

>Alter ist das Geil?! Wir sind in Spanien!! Hier laufen nur heiße Typen rum!!< rief Julia.

Paul schaute sie empört an. >Genau und noch drei Mal heißere Mädchen sind hier zu finden<

Ich lachte. Da hatte er recht, aber nichts und niemand toppt Rose. Apropos Rose.. Diese schaute mich tadelnd an. Tief im inneren wurde ich doch etwas eifersüchtig. Was wenn sie sich irgend so einen scheiß Spanier sucht?!

Nach weiteren zwei Stunden Fahrt kamen wir endlich an unserem Ort an. Lloret de Mar. Sehr schönes Fleckchen, war schon sehr oft hier. Die Ferienwohnungssiedlung kannte ich ebenfalls. In einem Haus waren zwei Wohnungen. Rose und Julia ging gleich mit mir und Paul in das letzte Haus. Die Lehrer duldeten es mit einem kritischen Blick.

>Keine sorge wir wissen wie man verhütet< lachte Paul. Ich grinste ebenfalls. So ein Spacko. Nach der ansage hätte ich das als Lehrer garantiert nicht mehr durchgelassen. Aber egal, auf wunderbar erholsame 10 Tage Urlaub.


Stiller Tod #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt