15~ Ich bin nicht dumm

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Nach dem Essen legten wir uns erstmal alle auf die Couch.

>Ich bin so fertig. Ich geh ins Bett< sagte Julia.

>Ich geh auch hoch und hör bisschen Musik. <

>Ich geh zum Strand< trug ich bei und erhob mich.

Roses Augen wurden groß. >Ich will auch<

Wieder nahm ich sie an die Hand und ging mit ihr nach draußen. Das Meer war überhaupt nicht weit weg. Nur die Straße runter und einmal abbiegen. Erfahrungsgemäß war der Strand abends nicht mehr so voll. Ab und zu saßen mal hier und da ein paar Grüppchen aber insgesamt konnte man sagen das Abends der beste Zeitpunkt zum spazieren gehen ist.

Die Sonne tauchte die Umgebung in Orangenes Licht. Das Meer glitzerte und die Palmen an der Strandpromenade bewegten sich im warmen Luftzug sanft hin und her. Rose und ich gingen grade Wegs auf das Meer zu. Abends waren die Wellen höher als am Tag. Rose stellte sich immer grade so hin das die Wellen sie nicht erreichen konnten. Wir gingen eine ganze Weile am Meer lang. Das Mädchen tanzte in der Abendsonne mit den Wellen. Sie war einfach wunderschön. Ihre langen braunen Haare flogen Im Wind und ab und zu hörte man sie Lachen. Ich merkte erst wie ich sie verträumt anlächelte als sie mich fragend anschaute. Sie kam zu mir zurück gehüpft und grinste über beide Ohren.

>Es ist wunderschön hier< sagte sie.

>Wie du< sprach ich meine Gedanken aus.

Schlagartig verschwand ihr Lachen und eine traurige Miene ersetzte den fröhlichen Gesichtsausdruck.

>Nein< flüsterte sie.

Ich holte tief Luft und führte sie zu einem freien Stück Strand. Wir setzen uns in den Kies und schauten das Meer an. Nach einer Weile schweigen begann ich zu reden.

>Wieso Rose? Wieso tust du dir das an? < fragte ich ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme.

>Ich weiß es doch auch nicht. Mir wurde ständig gesagt wie Fett und hässlich ich doch währe. Ohne Grund Wechsel ich die Schule ja nicht. Ich wurde gemobbt und richtig böse runtergemacht. Einmal stand einer mit einem Feuerzeug hinter der Tür und wollte meine Haare anzünden. Ich habe absolut nichts gemacht. < sagte sie leise.

>Du bist wunderschön! < sagte ich und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

>Woher wusstest du eigentlich das. also... das ich.< stotterte sie.

>Denkst du ich sehe das nicht? Die Narben auf deinem Oberschenkel sind ja wohl mehr als deutlich. Und das du nichts isst ist mir schon länger aufgefallen. Der Grund wieso du meistens einen längeren Pullover trägst deutet in meinen Augen noch mehr darauf hin das du etwas zu verbergen hast. Und damit meine ich deine Magersucht. Du isst zu wenig. Und wenn du einmal zu viel isst übergibst du dich. Glaub mir ich weiß wie du dich fühlst. < gab ich ehrlich zu.

Roses Gesicht sah aus als wäre es eingeschlafen.

>Wie konntest du mich so schnell durchschauen?! Du woher willst du bitte wissen wie ich mich fühle?! Fragte sie perplex.

>Ich kam mit meinem Körper ebenfalls nicht klar. Ich fing an mich zu hassen und wenn ich mein Spiegelbild sah musste ich freiwillig ohne Hilfe übergeben.< Beichtete ich ihr. >Als ich gemerkt habe das mich das auch nicht weiter bringt fing ich an wie ein irrer zu trainieren. Meine Aggressions Probleme bekam ich dadurch ebenfalls in den griff. <'

>Du hattest was?! Als ob du aggressiv warst oder bist< lachte Rose ironisch.

Lange blieb ich still. Wieviel sollte ich ihr von mir erzählen? Aber was hatte ich den groß zu verlieren?! Wir waren zwei gebrochene Wracks die aus ihrem Schwarzen Loch nicht mehr heraus kommen würden.

>Ich hab jemanden umgebracht Rose. Zwar Ausversehen aber das reichte um mir danach wortwörtlich das Genick zu brechen<

Rose schnappte erschrocken Luft. Sie spielte mit dem Gedanken auf zu stehen, das sah ich ihr an.

>Was ist damals passiert?< fragte sie mit zitternder Stimme.

>Ich glaube das du das nicht unbedingt wissen willst.< sagte ich ihr monoton.

>Doch. Ich möchte dich verstehen. Ich möchte dich kennenlernen. Dein innerstes, nicht nur die harte Schale< sagte sie leise. So leise das ich es fast nicht verstand.

>Stimmt. Mich geht das eigentlich nichts an.< sagte sie gleich darauf lauter.

>Ich erzähl es dir. Aber bleib ruhig. Das ist Vergangenheit und ich bin noch da. Ich hab es nicht überlebt wie du siehst aber flipp bitte nicht aus beidem Was jetzt kommt.< wies ich noch einmal kurz an und holte Luft um ihr meine Geschichte genauer zu erzählen.


Stiller Tod #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt