Kapitel 23

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Als ich meine Augen wieder öffnete brauchte ich eine Weile bis ich mich orientieren konnte.

Wir waren aus Distrikt 4 geflüchtet. Jetzt waren wir in Distrikt 7. Wir wollten nach Distrikt 13.

Ich drehte mich herum um herauszufinden ob Sam ebenfalls wach war, doch als auf seiner Matratze niemand lag schlug mein Herz sofort panisch schneller.

„Sam? Sam!", rief ich und sprang dann nach oben, wobei ich verfluchte dass ich keine Waffe mehr bei mir hatte. Was wenn sie ihn gefangen genommen hatten? Wie sollte ich ihn so befreien können?

„Ich bin hier! Elina ich bin hier!", kam da jedoch die Antwort und Sam stürzte durch die halb offene Tür ins Zimmer. „Alles in Ordnung? Ist dir etwas passiert?"

„Mir geht es gut, aber du warst weg.", sagte ich und kam mir ein wenig albern vor.

„Entschuldige. Nebenan ist eine Toilette, ich musste nur mal kurz.", entschuldigte er sich und lächelte mich an.

„Wie lange bist du schon wach?", fragte ich, damit wir weiter redeten, jedoch nicht mehr an die Situation eben dachten. Okay, damit ich nicht mehr an die Situation von eben denken musste.

„Eine knappe Stunde. Und bevor du fragst, ich wollte dich nicht wecken weil du so süß geschlafen hast.", antwortete er und ich wurde rot.

„Gibt es irgendwas Neues?", fragte ich weiter um auch daran nicht zu denken.

„Nicht wirklich. Dieser Enro war hier um mir zu sagen, wann es etwas zu essen gibt. Und wann wir irgendwo duschen können. Dauert nur noch 10 Minuten, du bist also genau rechtzeitig aufgewacht."

Ich nickte und suchte dann ebenfalls kurz diese Toilette auf, ehe der Rebell auch schon kam um uns zu holen. Danach frühstückten wir und wurden dann in das Siegerviertel gebracht.

„Die Häuser funktionieren alle und die Duschen sind der reine Luxus. Wir haben mehrere Flüchtlinge auf ihnen verteilt. Jetzt, wo die Sieger nicht mehr hier sind.", erklärte uns Enro.

„Was? Wo sind denn die Sieger?", fragte ich und musste sofort an Damir denken.

„Nun ja, Blight und Johanna mussten in die Arena. Blight ist tot und mit Johanna ist unsere einzige noch lebende Siegerin weg. Einer unser Sieger war Mentor und ist deshalb auch noch im Kapitol und der letzte im Bunde starb bei Kämpfen hier.", erzählte er.

„Sind die Mentoren immer noch im Kapitol?", wollte ich weiter wissen, doch Enro zuckte nur mit den Schultern.

„Sie sind jedenfalls nicht zurückgekommen. Keine Ahnung wo sie also sind. Vielleicht noch im Kapitol? Vielleicht auch in Distrikt 13? Vielleicht aber sind sie auch tot?"

Bei den letzten Worten wurde mir sofort schlecht und ich blieb abrupt stehen.

War Damir tot? Konnte es wirklich sein, dass sie ihn getötet haben? Nein, daran wollte und konnte ich nicht glauben. Er war noch im Leben, das musste so sein.

„Ach entschuldige. Siegerfreundin, ich vergaß. Sie sind sicher noch am Leben. Ich denke sonst hätten wir längst etwas gehört. Den Mellark haben sie im Fernsehen gezeigt und der war sogar in der Arena!"

„Mellark war in im Fernsehen zu sehen?", hakte nun Sam nach und legte gleichzeitig einen Arm um meine Hüfte. Um mir wegen Damir Halt zu geben. Ich verdiente diesen Kerl gar nicht.

„Ja. Caesar hat in Interviewt. War erst gestern. Er ist also noch putzmunter obwohl er Tribut war. Da haben sie den Mentoren sicher nichts getan.", entgegnete Enro doch ich konnte das „noch" hören, welches in diesem Satz mitschwang. Trotzdem sagte ich nichts mehr und folgte stattdessen schweigend dem Mann zum Siegerhaus, in dem wir duschen und in der Zwischenzeit bleiben konnten.

Ich sprang auch gleich in die Dusche und ich konnte das Gefühl, welches ich dabei verspürte nicht beschreiben. Duschen war herrlich. Duschen war unglaublich. Duschen war das Beste was es gab, wenn man tagelang schwitzend und mit Dreck beschmiert durch die Gegend gelaufen war.

Als ich fertig war schlüpfte ich in einen Bademantel und wickelte meine Haare in ein Handtuch, ehe ich in eins der Schlafzimmer ging. Dort nahm ich die Sachen, die man mir gebracht hatte, und schlüpfte hinein. Kaum hatte ich meine Stiefel zugebunden, klopfte es an der Tür.

„Hey.", sagte Sam.

„Hey.", erwiderte ich lächelnd und blickte ihn an. Er trug eine lockere Hose und ein weites Shirt und sah dabei unglaublich gut aus. Bis auf sein Gesichtsausdruck, der gefiel mir nicht. Er zeigte, dass er unbedingt mit mir reden musste.

„Was ist los?", fragte ich deshalb, woraufhin er näher kam.

„Ich weiß, ich fange schon wieder damit an, aber ich muss es wissen Elina.", seufzte er und blieb ein paar Schritte vor mir stehen.

„Frag.", sagte ich da ich wusste, dass ich seine Fragen irgendwann beantworten musste. Vor allem weil ich ihm das schuldig war.

„Damir. Du liebst ihn immer noch, oder?", begann er und ich nickte.

„Ja."

„Glaubst du, dass sich das irgendwann ändern wird?"

„Ich denke nicht.", antwortete ich ehrlich. „Er war seit wir Kinder waren mein bester Freund. Daran hat sich nichts geändert, auch nicht als daraus Liebe wurde. Ich hab ihn damals schon auf eine Weise geliebt und ich tue das immer noch. Und ich glaube auch nicht, dass sich das legen wird. Genauso wenig wie ich Sarah irgendwann nicht mehr lieben werde. Sie wird immer meine beste Freundin sein."

Sam nickte und blickte auf seine Schuhe. „Danke, dass du so ehrlich warst.", sagte er, danach wollte er sich wieder abwenden, doch ich hielt ihn auf.

„Ich habe aber festgestellt, dass ich dich auch liebe. Es ist unfair von mir aber ich kann es einfach nicht ändern, egal wie sehr ich es versucht habe. Allerdings werde ich keine Entscheidung treffen. Nicht jetzt, wo wir mitten im Krieg sind und ich nicht weiß, wo meine Freunde sind."

„Du liebst mich auch?", wiederholte er und ich konnte nicht glauben, dass das alles war, was er aus meiner Rede herausgehört hatte.

„Ja. Aber den Rest hast du auch gehört, oder?"

„Ja, aber den blende ich aus.", meinte er frech und kam dann ein Stück näher. „Darf ich dich küssen?"

„Du fragst ernsthaft um Erlaubnis?", entgegnete ich, woraufhin er näher kam und mein Gesicht einfach in seine Hände nahm, ehe er seine Lippen auf meine legte.

Es fühlte sich nach wie vor gut an und ich schloss meine Augen, während ich meine Arme um seinen Nacken legte. Gleichzeitig wanderten seine Hände nun an meine Taille, um mich näher an sich ziehen zu können.

Egal was ich vorhin gesagt hatte, mein Entschluss kam bei diesem Kuss leicht ins wanken, als plötzlich ein Ohrenbetäubender Knall zu hören war.

„Was ist das?", fragte ich und blickte zum Fenster, als ein zweiter ertönte. Sofort nahm Sam meine Hand und zog mich dann mit sich, damit wir hinaus blicken konnten. Genau als ein dritter Knall zu hören war und wir gleichzeitig eine riesige Explosion sehen konnten.

„Das sind Bomben!", brüllte Sam und stieß mich weg, als im nächsten Moment das Fenster in tausend Teile zerbarst.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt