Kapitel 36

215 11 0
                                    



Tiro schlief ziemlich schnell ein. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, noch ehe die Stimmen im Raum endgültig verstummt waren. Irgendwann schien dann jeder zu schlafen, außer mir. Ich konnte einfach nicht, egal wie oft ich mich herum drehte und wie sehr ich versuchte endlich ins Traumland zu gleiten. Nichts. Ich lag immer noch hellwach da und starrte an die Decke.

Irgendwann, es mussten mindestens bereits zwei Stunden vergangen sein, da regte sich außer mir noch jemand. Er drehte sich jedoch nicht herum, sondern stand leise auf und schlich zur Tür. Es war Sam, der einfach davon schleichen wollte und noch ehe ich darüber wirklich nachdenken konnte, schlug ich meine Decke zur Seite und folgte ihm nach draußen. Er schuldete mir noch eine Antwort und da ich eh nicht schlafen konnte, wieso nicht gleich?

„Wieso schläfst du nicht?", fragte er, als wir noch keine fünf Meter gegangen waren, und ich zuckte unglaublich zusammen. Anschleichen hatte ich wohl nicht drauf.

„Wieso schläfst du nicht?", stellte ich ihm die gleiche Frage.

„Ich kann nicht. Manchmal muss ich einfach ein wenig durch die Gegend laufen um mich zu vergewissern, dass wir wirklich sicher sind.", murmelte er und blieb stehen, sodass ich ihn einholen konnte.

„Du drückst dich vor mir."

„Nein tute ich nicht.", sagte er seufzend und drehte sich herum. „Ich weiß nur noch nicht, was ich antworten soll."

„Ich helfe dir. Ja ich komme mit.", legte ich ihm die Worte zurecht und sah ihn flehentlich an, während ich selbst überlegte, warum ich ihn einfach nicht hierlassen konnte. Er hatte mich immer wieder durcheinander gebracht, vor allem wenn es um Damir und mich ging. Bestimmt wäre alles viel einfacher, wenn er nicht mitkam sondern hierblieb, sodass ich wieder zu Damir finden konnte und alles so war, wie zu Beginn. So wie es sein sollte, bevor irgendwas mächtig schief gelaufen war. Doch es hatte sich viel verändert und der Gedanke, ihn zurückzulassen, behagte mir einfach nicht. Ich wollte schlicht einfach nicht.

„So einfach ist das aber nicht.", meinte er und machte mich damit mal wieder wütend. Ich konnte ihn einfach nicht verstehen, sah das Ganze wohl aus anderen Augen als er.

„Dann erklär mir mal, was nicht so einfach daran ist, weil ich es nicht verstehe.", seufzte ich.

„Hast du jemanden schon mal so geliebt, dass du einfach nur das Beste für ihn wolltest?", fragte er da plötzlich und verwirrt sah ich ihn an. Gleichzeitig konnte ich ihm nicht antworten. Ich war 18, ich hatte da, so glaubte ich, noch nicht wirklich so viel Ahnung von Liebe, vor allem da ich vor Damir noch nie verliebt gewesen war.

„Damir war schon immer zwischen. Von Anfang an. Er wäre es nicht, wenn du ihn losgelassen hättest. Doch das kannst du nicht und wirst du auch nie können, das ist mir klar. Deshalb will ich hierbleiben. Damit ich nun nicht zwischen euch stehe. Und damit ich es nicht mitansehen muss."

Seine Worte taten mir weh, vor allem aber ihn so zu sehen. Ich wollte etwas sagen, brachte jedoch nichts heraus. Auch nicht, als er sich umdrehte und weiter ging und mich einfach stehen ließ. An der Stelle, an der ich noch eine halbe Ewigkeit einfach so stehen blieb, ehe ich es schaffte zurück ins Haus zu gehen und unter die Decke zu kriechen.

Ich hatte kaum geschlafen, als ich am nächsten Tag als einer der Letzten in die Küche schlürfte um etwas zu essen. Sam war nicht hier, genauso wenig wie Bjon.

„Guten Morgen.", sagte ich in die Runde und setzte mich dann auf den freien Platz zwischen Damir und Kila.

"Gut geschlafen?", fragte Reva, als Bjons Frau, die ich soeben als Rosie kennen lernte, mir ein Glas mit Milch reichte.

"Nicht wirklich. Es ist ungewohnt plötzlich auf einer weichen Matratze zu liegen, vielleicht vermisse ich den harten Waldboden.", schmunzelte ich, auch wenn es bestimmt nicht daran lag.

Reva lachte, doch mir entgeht nicht, dass sie daraufhin kurz zu Damir blickte. Was hatte ich da schon wieder verpasst? Wieder bekam ich ein komisches Gefühl dabei.

"Ich bin froh, endlich wieder auf weichem Untergrund schlafen zu können.", meinte sie und konzentrierte sich anschließend wieder auf ihr Brötchen.

"In der ersten Nacht konnte ich hier auch kaum schlafen. Andauernd hatte ich Sorge, dass gleich irgendein Tier von der Decke springt und uns angreift. Sicherheit war ungewohnt. Komisch, oder?", half mir Tiro und auch Lucan stimmte mit vollem Mund zu.

"Ich hoffe es gibt bald wieder eine Zeit, wo Sicherheit nichts Ungewohntes für uns ist.", murmelte ich, ehe ich mir auch ein Brötchen schnappte und begann zu frühstücken. Eine Weile war es nun still, ehe Lucan verkündete, wie gut diese Brötchen hier schmeckten. Daraufhin begann eine Diskussion zwischen ihm und Kila und über den Geschmack irgendwelcher Produkte, weshalb ich meine Gedanken schweifen ließ und dem Gespräch nicht länger folgte. Solange, bis ich plötzlich ein ungutes Gefühl bekam und ich die Anderen anblickte. Irgendwas stimmte hier nicht, auch wenn ich nicht sagen konnte was. Es war wie gesagt mehr so ein Gefühl.

„Leute, hört ihr das?", fragte ich und sofort waren sie alle still. Jeder lauschte und achtete auf irgendwelche Gefahren. Der Nachgeschmack von unserer Flucht im Wald.

„Nein, ich höre nichts.", antwortete Tiro.

„Ja das ist es ja gerade...", begann ich, doch weiter kam ich nicht mehr, da ein lauter Knall meine Ohren klingeln ließ.

„Ein Bombenangriff!", schrie Rosie. „Schnell, alle in den Keller!"

Sofort herrschte ein Durcheinander im Raum, als weitere Bomben auf die Erde rieselten und die Erschütterungen durch unsere Körper fuhren. Immer wieder fiel ich auf die Knie und musste mich hochrappeln, ehe ich einen weiteren Schritt tun konnte. Sie waren viel zu nah.

„Runter!", brüllte Lucan und half Elise in den Keller. Das war das letzte was ich sah, da erneut eine Bombe einschlug und ich durch die Luft geschleudert wurde. Danach war alles schwarz um mich herum.


Weiter geht es gleich hier:

https://www.wattpad.com/437980815-elina-green-wenn-hoffnung-alles-ist-was-bleibt-iv

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 09, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt